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Jazzfestival Saalfelden: 90 Prozent Auslastung für Spezialitäten-Mix

Tim Berne mit "BB&C" am Sonntag während des 33. Internationalen Jazzfestivals in Saalfelden.
Tim Berne mit "BB&C" am Sonntag während des 33. Internationalen Jazzfestivals in Saalfelden. ©JAZZFESTIVAL SAALFELDEN/KLAUS BAUER
15.000 Eintrittskarten für 31 Konzerte an vier Tagen Jazz waren aufgelegt, 90 Prozent davon sind verkauft worden - das 33. Jazzfestival Saalfelden am vergangenen Wochenende war hervorragend ausgelastet.

Die Shortcuts waren erstmals bereits im Vorfeld ausverkauft, und für das Hauptprogramm am Samstag gab es ebenfalls keine Karten mehr. Künstlerisch hat Intendant Mario Steidl auch heuer auf einen Spezialitäten-Mix aus Unbekanntem und “bewährt Neuem” gesetzt.

Wirtschaftlich bilanziert dieses traditionsreiche Jazzfestival Saalfelden der improvisierten Gegenwartsmusik ausgeglichen, die Ausgaben von 585.000 Euro sind durch Einnahmen gedeckt. Finanzielle Reserve bleibt allerdings absolut keine, wie Steidl im Gespräch mit der APA erklärt, die Einnahmen und Subventionen stagnieren trotz allgemeiner Teuerung seit Jahren. Saalfelden darf dafür auf einen künstlerischen Überschuss zurück blicken.

“Unser” Jazzfestival Saalfelden

Die jüngste Umfrage unter Saalfeldnern und ihren Gästen ergab: Die ländliche Region rund um Saalfelden-Leogang identifiziert sich mehr denn je mit dieser Großveranstaltung der zeitgenössisch-urbanen Musik – die Saalfeldner reden von “ihrem Festival”. Konkrete Zahlen von Nächtigungen, Umsatz-Steigerungen und Umwegrentabilität liegen keine vor, aber das Publikum ist offensichtlich eine bemerkenswerte Mischung aus Fans, die aus halb Europa nach Saalfelden pilgern (einige Jazz-Journalisten und Fans sind sogar aus Übersee angereist) beziehungsweise gleich um die Ecke zu Hause sind.

Künstlerisch hat Steidl auch heuer einen spannenden Mix präsentiert. So klang Freejazz-Altmeister Pharao Sanders zum Abschluss des Festivals am Sonntag, Abend formal nicht überraschend oder neu. Aber der Ex-Sideman von John Coltrane improvisierte auch im 72. Lebensjahr vital und kraftvoll. “Natürlich ist Sanders ein Zugpferd für viele Fans, die diese Free-Legende noch einmal live hören wollen”, erklärte Steidl im APA-Gespräch. “Aber trotzdem sind wir keine Kommerz-Traditionalisten. Da geht es uns schon eher um eine respektvolle Verbeugung vor einem Musiker, der die Jazzgeschichte mitgeschrieben und sich in seinem persönlichen Stil bis heute permanent weiterentwickelt hat.”

Tim Berne gleich drei Mal auf Bühne

Der US-Saxofonist Tim Berne stand in Saalfelden 2012 gleich dreimal auf der Bühne. Den Sonntagnachmittag eröffnete er mit Gitarristin Mary Halvorson, die ebenfalls am Vortag mit einem anderen Projekt zu hören war. Auch Musiker wie der variantenreiche Schlagzeuger Jim Black oder der extrem energiegeladene Rock- und Jazz-Gitarrist Nels Cline waren heuer in mehreren Formationen zu hören. “Das sind eben besonders aktive und gefragte Musiker, die im Moment viel Unterschiedliches anzubieten haben”, so Steidl. “Da geht es nicht ums Einsparen von Reisekosten, sondern um Begleitung und Darstellung von Musiker-Karrieren und deren Entwicklung in allen Facetten.”

Herausragendes beim Jazzfestival Saalfelden

Herauszuheben aus dem Programm des Abschlusstages am Sonntag sind das niemals laute, stets feingliedrig-rhythmische Gerry Hemingway Quartett und vor allem die bereits erwähnten Tim Berne, Jim Black und Nels Cline (“BB&C”) mit ihrem Projekt “The Vail”. Dieses Trio schaffte modern-urbanen Beat mit den simplen Mitteln des Sax-, Gitarren- und Schlagzeug-Trios und blieb dennoch kultiviert und kreativ. Und damit definierte BB&C ein Prädikat, das über dem gesamten Jazzfestival Saalfelden 2012 stehen könnte: “Urban, kultiviert und kreativ”.

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