Seit ziemlich genau 25 Jahren existiert die britische Gruppe mittlerweile, wobei von den Gründungsmitgliedern nur noch Exzentriker Jay Kay – schon in den 1990ern gerne mit indianischem Kopfschmuck unterwegs – die Fahne hochhält.
Funkmaschine Jamiroquai begeisterten in der Wiener Stadthalle
Da Umstellungen im Line-up aber gewissermaßen zur DNA von Jamiroquai gehören, ist das keineswegs ein Nachteil. Frisches Update für Soft- und Hardware, könnte man sagen – denn technologische Seitenhiebe dominieren auch das aktuelle Material. Im Frühjahr erschien nach sieben Jahren Funkstille mit “Automaton” Studioplatte Nummer acht. Was darauf zu hören ist? Eine kaum spürbar adaptierte Version der alten Glanzzeiten. Acid Jazz wird das gerne genannt, besteht im Kern aber einfach aus einem enorm mächtigen Beat (Drummer Derrick McKenzie und Percussionist Sola Akingbola ließen auch live diesbezüglich nichts zu wünschen übrig) und allerlei Anleihen aus Funk, Jazz und Soul, um das Drumherum auszugestalten.
Über die Jahre erspielte man sich nicht nur eine treue Anhängerschaft, sondern wurde zu Popsuperstars – millionenfach verkaufte Alben wie Singles und Grammy inklusive. Dass mit dem Namen Jamiroquai gemeinhin nur Sänger Kay verbunden wird, muss spätestens im Konzertgenuss zu den Akten gelegt werden: Denn obgleich der mittlerweile mit Wohlstandsbäuchlein ausgestattete Charismatiker dank in Neonfarben leuchtendem Stachelhelm, der an Federn erinnern soll, Dreh- und Angelpunkt dieser Show ist, braucht es bedeutend mehr, um Klassiker wie “Space Cowboy” oder “Canned Heat” zum Leben zu erwecken.
Die Arbeit schien in Wien unglaublich leicht von der Hand zu gehen: Bassist Paul Turner lieferte in stoischer, aber ziemlich pointierter Manier das Fundament, auf dem sich die Kollegenschaft austoben konnte. Schicht über Schicht wurde der Sound getürmt, ging es mal in Richtung Boogie (“Superfresh”), durfte in alten Zeiten geschwelgt werden (“Little L”) oder packte man die Rockkeule aus (“The Kids”). Bei kaum einer Nummer verzichtete man dabei auf den einen oder anderen in die Länge gezogenen Ausflug, unter fünf Minuten erreichte hier nichts das Ziel.
Superfunkypartytime durch die Bandgeschichte
Aber warum auch: Da Kay mit seiner nach wie vor außergewöhnlichen Stimme nichts an Gestaltungsspielraum eingebüßt hat (im Unterschied zu seinen oft eingestreuten, aber im kleinen Radius ausgeführten Dancemoves), drei Backgroundsängerinnen für die nötigen Harmonien sorgten und die Band mittels glasklarer Produktion keine Wünsche offen ließ, begab sich das Wiener Publikum recht schnell in den Partymodus und konnte ohnehin nicht genug bekommen. Bei “Cosmic Girl” wurde inbrünstig mitgesungen und spätestens die “Virtual Insanity” als allerletzte Zugabe sorgte für Ekstase.
Diese Rundreise durch mehr als zwei Jahrzehnte Bandgeschichte gelang so ziemlich kurzweilig und eigentlich zeitlos. Ob Stücke nun 2017 oder 1993 auf Platte gepresst wurden, Jamiroquai ließen sie gleichberechtigt nebeneinanderstehen, und Unterschiede musste man schon mit der Lupe suchen. Die Band mag zwar in punkto Popularität und zeitgeistiger Relevanz eingebüßt haben, live lässt man aber nach wie vor nichts anbrennen. Das Publikum bekam, was es sich erwarten durfte: eine Superfunkypartytime.
(APA/Red.)
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