Es ist der 8. Jänner 2011. Ein Samstag. Gegen 16 Uhr fährt Milosav M. seine Lebensgefährtin (25) zur Arbeit. Die junge Mutter jobbt als Kellnerin, Milosav M. ist Frühpensionist. Seit knapp einem halben Jahr sind die beiden liiert. Wie so oft soll sich der gebürtige Serbe auch an diesem Abend um Cain (3) und seinen Bruder (6) kümmern. Doch es kam alles ganz anders. Um 19.20 Uhr geht bei der Rettungsleitstelle ein Notruf ein – von Milosav M. Der Bub atme nicht mehr, sei über die Treppe gestürzt. Als der Ersthelfer eintrifft, liegt der Dreijährige leblos auf einer Matratze, aus dem Mund quillt Erbrochenes. Der gebürtige Serbe holt noch ein Handtuch – danach ist er weg.
Langes Martyrium
50 Minuten versuchen die Rettungskräfte Cain ins Leben zurückzuholen. Vergebens. Spuren von zahlreichen Misshandlungen säumen den kleinen Körper. Der Dreijährige wurde „über 24 bis 48 Stunden“ massiv misshandelt. Er wurde praktisch zu Tode geprügelt – vermutlich mit einem Besenstil. Das soll Tage später die Obduktion ergeben. Sein sechsjähriger Bruder muss die unfassbare Tat mitansehen, bekommt die Wutausbrüche von M. am eigenen Leib zu spüren.
Was der Fall Cain alles in Bewegung gesetzt hat
Der Tod von Cain schlug hohe Wellen: In Mahnwachen und Demonstrationen zeigte sich tiefe Betroffenheit. Die Landesregierung hat zur Untersuchung des Falls eine Expertenkommission eingesetzt. 14 Empfehlungen wurden ausgearbeitet, die laut Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch teils bereits beschlossen und umgesetzt sind. Die angestrebten Veränderungen betrafen etwa einen erweiterten Zugriff auf das Strafregister bei Verdacht einer Kindeswohlgefährdung sowie die Abfrage von Einträgen im kriminalpolizeilichen Aktenindex (KPA), in der Gewaltschutzdatei und im Melderegister. Die Jugendwohlfahrt erhielt mehr Ressourcen, auch die Gefährdungsabklärung wurde durch die konsequente Umsetzung des Vier-Augen-Prinzips verbessert, berichtet Rauch. Die Empfehlungen fließen auch in ein neues Vorarlberger Jugendwohlfahrtsgesetz. „Wir hoffen, dass wir als Grundlage dafür bis Ende Februar unsere Vorschläge vorstellen werden können.“
Kompetenzzentrum
Zudem ist ab 2012 ein „Kompetenzzentrum für Kinderschutzfragen“ geplant. Vier Mitarbeiter sollen dafür sorgen, dass die einzelnen Institutionen und Personen, die sich in Vorarlberg um Kinder kümmern, besser zusammenarbeiten. Die Expertenkommission tagt erneut am 9. Jänner. Am 18. Jänner will sie ihren bereits fünften Zwischenbericht im Kontrollausschuss vorstellen.
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