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Israelische Luftangriffe auf Ziele in Gaza

Nahe der israelischen Hafenstadt Ashdod soll Rakete eingeschlagen sein
Nahe der israelischen Hafenstadt Ashdod soll Rakete eingeschlagen sein
Nach dem Raketeneinschlag aus dem Gazastreifen hat das israelische Militär am frühen Mittwochmorgen mehrere Ziele in dem palästinensischen Gebiet aus der Luft angegriffen.

Es seien vier Einrichtungen der “terroristischen Infrastruktur” getroffen worden, teilten die Streitkräfte mit. Zu diesen Zielen gehörte Anrainern zufolge ein Trainingsgelände der Extremistengruppe “Islamischer Jihad”.

Mindestens fünf Raketen

Berichte über Opfer wurden zunächst nicht bekannt. Die Angriffe waren eine Reaktion auf den Einschlag einer Rakete in der Nähe der israelischen Hafenstadt Ashdod, hieß es in einem Bericht. In anderen Quellen war die Rede von mindestens fünf Raketen, die in Ashdod, Ashkalon und anderen Ortschaften im Süden Israels einschlugen, vier davon sind demnach explodiert.

Vorläufig wurden keine Opfer und kein Sachschaden bei dem Angriff im Süden Israels gemeldet. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Der Angriff war der erste seit der 50 Tage dauernden israelischen Militäroperation im Gazastreifen im Vorjahr.

Evakuierung

Israelische Reporter vermuteten, dass Extremisten des “Islamischen Jihad” den Angriff ausgeführt hatten und nicht unbedingt die radikalislamische Hamas-Organisation, die in einer ersten Reaktion jede Verantwortung von sich wies. Nach Medienberichten aus dem Gazastreifen vom Dienstagabend begann die dort herrschende Hamas nach dem Raketeneinschlag in Israel mit der Evakuierung von Sicherheitseinrichtungen aus Angst vor einem israelischen Vergeltungsschlag.

Im vergangenen Jahr feuerten Extremisten aus dem Gazastreifen Tausende Raketen auf Israel ab. Israel seinerseits reagierte mit einem massiven Beschuss des palästinensischen Küstenstreifens. Seit Inkrafttreten eines Waffenstillstands blieb es seit August weitgehend ruhig.

Mit Kugeln durchlöchert

Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezichtigte unterdessen in einem neuen Bericht die im Gazastreifen “de facto herrschende Hamas-Verwaltung” schwerster Verstöße gegen Menschenrechte und sogar der Kriegsverbrechen. Amnesty wirft der Hamas vor, seit 16 Jahren im Gefängnis sitzende Mitglieder der rivalisierenden Fatah Partei hervorgeholt und mit Kugeln durchlöchert zu haben.

“Horrende Verbrechen”

Die Hamas habe “massenhaft” ihre politischen Rivalen festgenommen, entführt und exekutiert. “Anstatt Gerechtigkeit walten lassen”, so Philip Luther, Direktor für Nahost- und Nordafrika Programme bei Amnesty, habe die Hamas ihren Sicherheitskräften erlaubt, “an ihnen anvertraute Menschen horrende Verbrechen zu begehen.” Amnesty beschreibt im Detail die grausige Behandlung der Opfer mit Messerstichen, gebrochenen Knochen und brutalen Hinrichtungsmethoden.

Abschließend ruft Luther die “de facto Regierung” auf, sich internationalen Untersuchungskommissionen wie des UNO-Menschenrechtsrates zu unterwerfen und die “mutmaßlichen Täter” in “fairen Prozessen” zur Rechenschaft zu ziehen, “ohne auf die Todesstrafe zurückzugreifen”.

Auf Kriegsverbrechen “eingeschossen”

Der Bericht wird mit fast einjähriger Verspätung veröffentlicht. Einige der außergerichtlichen Hinrichtungen in Gaza während des Kriegs im Sommer 2014 waren öffentlich und sind gut dokumentiert. Gleichwohl hatten sich die großen Menschenrechtsorganisationen allein auf Israels vermeintliche Kriegsverbrechen “eingeschossen”. Unklar ist, wieso Amnesty ausgerechnet jetzt einen Sinneswandel durchmacht und die Hamas der Kriegsverbrechen bezichtigt.

Amnesty Direktor Luther betrachtet die Hamas als ordentliche Regierung und als Wahrer von Recht und Ordnung. Gleichwohl ist die Hamas durch einen Putsch an die Macht gekommen, nicht legitimiert und wendet nach Gutdünken die islamischen Sharia-Gesetze an.

Die EU, USA und die UNO betrachten die Hamas als Terrororganisation. Andere Verstöße der Hamas gegen Völkerrecht und internationales Kriegsrecht, wie der Beschuss von israelischen Städten mit Tausenden Raketen werden in diesem Report nicht erwähnt. (APA)

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