Am Abend zuvor hätten sich die dort stationierten Peschmerga-Kämpfer zurückgezogen. Sicherheitskreisen zufolge übernahmen die irakischen Truppen auch die Kontrolle über zwei weitere Ölfelder in der Region.
Die Eroberung von Sinjar ist Teil des Vormarsches der irakischen Truppen in von Kurden kontrollierten Gebieten außerhalb der autonomen Kurdenregion im Nordirak. In Sinjar hatte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) 2014 einige ihrer schlimmsten Gräueltaten verübt. Tausende jesidische Männer waren getötet und hunderte Frauen als Sexsklavinnen verschleppt worden. Es folgte eine Massenflucht ins nahegelegene Sinjar-Gebirge, die zur Intervention der USA beitrug.
Die Armee hatte am Montag mit einem schnellen Vorstoß die von Kurden kontrollierte Öl-Stadt Kirkuk eingenommen. Dies war die bisher härteste Reaktion auf das Unabhängigkeitsreferendum in der Region und nährte die Sorge vor einem Bürgerkrieg zwischen den Kurden und der Zentralregierung.
USA im Konflikt zwischen Kurden und Regierung im Irak neutral
Die USA bleiben nach den Worten von US-Präsident Donald Trump im Konflikt zwischen den irakischen Kurden und der Zentralregierung in Bagdad neutral. “Wir ergreifen nicht Partei, aber wir finden es nicht gut, dass sie zusammenstoßen”, sagte Trump am Montag bei einer Pressekonferenz im Garten des Weißen Hauses in Washington. “Wir hatten viele Jahre lang sehr gute Beziehungen zu den Kurden”, sagte Trump. “Und wir stehen auch auf der Seite des Irak.”
Irakische Regierungstruppen hatten drei Wochen nach dem Unabhängigkeitsvotum der autonomen Kurdenregion eine Offensive gegen die kurdischen Peshmerga-Kämpfer gestartet. In Kirkuk brachte die Armee am Montag zentrale Einrichtungen unter ihre Kontrolle. Kirkuk liegt nicht in der autonomen Kurdenregion, hatte jedoch an dem Referendum über die Unabhängigkeit von Bagdad teilgenommen.
Laut Pentagon-Sprecher Rob Manning unterstützen auch die in der Region stationierten US-Soldaten und Militärberater “weder die irakische Regierung, noch die Regierung Kurdistans”. Manning rief zum Dialog auf, um den Konflikt zwischen Kurden und Zentralregierung zu lösen.
EU fordert Verhandlungen
Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte die Konfliktparteien auf, sich “an den Verhandlungstisch” zu setzen. Mogherini hatte zuvor mit dem irakischen Regierungschef Haider al-Abadi telefoniert.
US-Außenamtssprecherin Heather Nauert sagte, Washington sei “sehr beunruhigt” über die Gewalt in Kirkuk. Die US-Regierung arbeite mit Vertretern der Zentral- und der Regionalregierung daran, die “Spannungen zu reduzieren und zum Dialog zu ermutigen”.
Peshmerga am Rückzug
Nauert rief beide Seiten auf, “Provokationen” zu vermeiden, die “von den Feinden des Irak” dahingehend ausgenutzt werden könnten, einen “ethnischen und konfessionellen Konflikt” zu entfachen. Schließlich sei die Jihadistenmiliz “Islamischer Staat” (IS) noch nicht besiegt. Die Spannungen zwischen Kurden und Zentralregierung könnten die kurdischen und irakischen Streitkräfte von dieser Aufgabe “ablenken”, sagte Nauert.
Die irakische Armee hatte am Montag den Gouverneurssitz von Kirkuk, die wichtige Militärbasis K1, den Militärflughafen und das Ölfeld Baba Gargar eingenommen. Die Peshmerga-Kämpfer sowie Kämpfer der Patriotischen Union Kurdistans (UPK) hatten ihre Stellungen zuvor verlassen, Gefechte wurden daher so gut wie keine vermeldet. Aus Angst vor Kämpfen flohen jedoch tausende Menschen aus den kurdischen Vierteln von Kirkuk.
(APA/Red.)
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