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Integra: „Jetzt geht's ums Eingemachte“

Die Integra-GF Stefan Koch und Robert Baljak im Gespräch.
Die Integra-GF Stefan Koch und Robert Baljak im Gespräch. ©VN/Paulitsch
Die Budgetrede des Finanzministers haben die Integra-Geschäftsführer Stefan Koch und Robert Baljak aufmerksam verfolgt. Denn das soziale Unternehmen schafft laut den "VN" an seinen Standorten Qualifizierung und Beschäftigung für 650 langzeitarbeitslose Menschen und Flüchtlinge und hat 107 Mitarbeiter angestellt.

Fest steht, die Regierung will im Integrationsbereich sowie bei AMS-Projekten sparen. Wo genau, ist noch unklar. Heute Dienstag tagt der AMS-Verwaltungsrat in Wien. Danach soll feststehen, wo es Einschnitte gibt. Die Unsicherheit bei Integra ist hoch. „Wir haben Verträge, zahlen Mieten, sind in Wertschöpfungsketten eingebunden“, verdeutlicht Stefan Koch im VN-Gespräch. Werde massiv gespart, könne das zur Schließung von Standorten führen, sagt Koch. Zuallererst würde das die Poststellen betreffen, weil hier viel mit eigenem Personal abgedeckt werde. Zudem würde es bedeuten, Nischendienstleistungen wie Haushaltshilfe oder Fahrradservice auf den Prüfstand zu stellen.

Integra wehrt sich nicht prinzipiell gegen Einsparungen. Gäbe es weniger Bürokratie, wären Straffungen möglich. Bereits jetzt wird der Umsatz von 13 Millionen Euro zur Hälfte durch Förderungen abgedeckt und zur Hälfte selbst erwirtschaftet. Und das Ziel sei, sich noch unabhängiger von Förderungen zu machen.

Dass es trotz guter Konjunktur einen zweiten Arbeitsmarkt braucht, zeige aber der Blick auf die Arbeitslosenstatistik. 12.245 Menschen in Vorarlberg sind arbeitslos. Oft sind das Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder geringer Qualifizierung, die nicht am ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können.

Kostenverlagerung

Beim zweiten Arbeitsmarkt einzusparen, sei deshalb am falschen Ort gespart. Vielmehr seien es Kostenverlagerungen. Denn eine arbeitslose Person koste den Staat im Jahr 29.742 Euro. „Diese Summe fällt ohnehin an. Es ist aber sinnvoller, Arbeit zu finanzieren, statt Arbeitslosigkeit zu verwalten“, betont Koch. Sonst würden diese Menschen übrig bleiben, ohne Perspektive. Leider sei im Regierungsprogramm vom zweiten Arbeitsmarkt keine Rede.

Weiterer Grund zur Sorge: Integra kümmert sich auch um eine Gruppe, die ebenfalls den Sparstift zu spüren bekommen könnte – junge Flüchtlinge. Im Jugendcollege werden sie auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Dieser Bereich wurde seit 2014 aufgebaut. „Wir wissen deshalb, an welchen Schrauben wir drehen müssen. Hier zu sparen, würde sehr wehtun.“

Konkret hat Integra 140 junge Flüchtlinge mit einem Durchschnittsalter von 26 und sechs Jahren Schulbildung in Betreuung. Deren Motivation sei riesengroß, die Drop-out-Quote mit zehn Prozent gering. Die Hälfte ist dabei, den Pflichtschulabschluss nachzuholen, 30 Prozent gehen in Richtung Arbeit bzw. Lehre.  Dass diese Jugendlichen da seien, sei nicht wegzudiskutieren. „Und sie bleiben da. Das Belassen dieser großen Erwerbsgruppe auf dem Niveau einer Hilfskraft ist da nicht zu empfehlen“, sagt Baljak.

Mehr dazu in den VN

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