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Inselhüpfen in der Dänischen Südsee

©Dietlind Castor
Unterwegs mit dem Oldtimer-Motorschiff MS Helge zu interessanten Eilanden.

Regelmäßig schippert Kapitän Sten Hensgen von Svendborg auf der dänischen Insel Fünen mit dem Oldtimer- Motorschiff Helge (großes Bild) zu den Inseln der „Dänischen Südsee“. Eigentlich war die Helge für Holzladungen bestimmt, aber als 1966 die Brücke über den Belt fertig war, wurde sie für Ausflugsfahrten umfunktioniert. Hensgen ist es gewohnt, dass seine Gäste mit Fahrrädern an Bord kommen, denn die Inselwelt um Fünen ist geradezu ideal zum Radeln. Tausend Kilometer Fahrradwege warten, und die Berge sind nirgendwo höher als 131 Meter.

Valdemars Slot
Fünen, laut Hans Christian Andersen der „Garten Dänemarks“, liegt zwischen Seeland und Jütland im kleinsten Staat Europas, in Dänemark. Svendborg ist das Tor zu den vielen Inseln des Archipels, von denen nur neunzehn bewohnt sind. Die ganz kleinen Eilande bleiben den Vögeln überlassen. An grünen Ufern vorbei, bebaut mit schönen Häusern und ansehnlichen Gehöften, bringt Kapitän Hensgen seine Fahrgäste zur Insel Täsinge, die auch über eine Brücke zu erreichen wäre. Schon vom Wasser aus ist ein Schloss zu sehen: Das Valdemars Slot. Seine Prunkräume mit wertvollen Gobelins, Bildern, Porzellan und stilvollen Rokokomöbeln sind für Besucher geöffnet, obwohl es noch, wie man an vielen privaten Dingen sieht, zeitweise als Wohnsitz dient. Hochzeitspaare können die kleine Kirche, den Rittersaal und das Himmelbett mieten, in dem auch Königin Margarete hin und wieder schläft. Zweimal im Jahr kommt Kronprinz Hendrik zur Jagd. Nicht weit vom Schloss entfernt liegt Troense, die hübscheste Ortschaft von Täsinge mit kleinen reetgedeckten Kapitänshäuser und deren von Blumen überquellenden Vorgärten. Hier war einst der Heimathafen vieler Segelschiffe.

Brücke nach Langeland
Über eine Brücke ist die lange schmale Insel Langeland zu erreichen. Sie wird landwirtschaftlich genutzt und hat viele Mühlen. Wegen der schönen Strände ist der Tourismus ein weiterer wichtiger Erwerbszweig. Die einzige Stadt ist der Fahrhafen Rudköbing – von hier geht auch eine Fähre nach Strynö. Die Insel Strynö ist nur fünf Quadratkilometer groß und hat nicht mehr als 220 Bewohner. Die Bauernhöfe setzen mehr und mehr auf ökologischen Anbau und Viehzucht. Wer Ruhe sucht, findet sie auf dem ringsum vom Wasser umgebenen Eiland. Im Smakkecenter informiert eine Ausstellung über das frühere Leben der Inselbewohner und ihre speziellen Boote – Jollen mit dunkelroten trapezförmigen Segeln. Nach einer kurzen Einführung oder einem Segelkurs kann man so eine Smakkejolle ausleihen. Die Insel Aeroe ist nur mit dem Schiff zu erreichen, und zwar über vier Fährverbindungen. Außerdem legen bis zu 35.000 Boote im Jahr hier an, überwiegend deutsche Segler. 30 Kilometer lang und nur bis zu neun Kilometer breit ist die Insel. „Willkommen im Paradies!“ sagt Jan Petersen. Und die „Hauptstadt“ Aeroeskoebing mit ihren 1700 Einwohnern gibt ihm recht.

Das Vorzeige-Städtchen
Nicht umsonst spricht man vom schönsten Städtchen Dänemarks. Rote, gelbe himmelblaue, lachsfarbene, manchmal etwas windschiefe Fachwerkhäuschen säumen kopfsteingepflasterte Straßen. An der Smedegade liegen die Kapitänshäuser, deren Rückseite auf die See schaut. Sie sind zum Teil mehr als 300 Jahre alt. Am Vesterstrand reihen sich 64 bunte und daher viel fotografierte Badehäuschen an der Ostsee entlang, die 1920 gebaut wurden. Die Dörfer liegen auf einem Endmoränenrücken, der zu beiden Seiten sanft zum Wasser hin abfällt. Alles ist sanft und rund, wie man es von einer Südsee-Idylle erwartet. Nur die Klippen von Vorderup auf der Westseite bilden eine 30 Meter hohe Steilküste, die unter Naturschutz steht, ein ideales Revier für Wanderer, Angler und Seekajakfahrer. Der Leuchtturm an der Nordspitze bietet einen fantastischen Blick auf die Ostsee, den kleinen Belt und das Südfünische Inselmeer. Die deutsche Küste, die nur 30 Kilometer entfernt liegt, lässt sich nur erahnen.

Marstal ist die größte Stadt
Die größte Stadt auf Aeroe ist Marstal mit 2500 Einwohnern, deren Lebensnerv noch heute die Seefahrt mit den dazu gehörigen Werften, Reedereien und nicht zuletzt die Seefahrtsschule ist. In den Straßen und Gassen herrscht reges Leben. Zahlreiche Lokale und Galerien laden zum Verweilen ein. Von der Hafenstadt Soby bringt uns die Fähre nach Faaborg auf Fünen. Schon von Weitem grüßt der rundliche Kirchturm. In einigen Straßenzügen hat die Stadt ein idyllisches Bild mit Fachwerkbauten und Stockrosen bewahrt. Ein Abstecher nach Westen ins Dörfchen Millinge ist der krönende Abschluss des Inselhüpfens per Rad.

Die Dänische Südsee rund um die Insel Fünen
Die Dänische Südsee ist eine Bezeichnung für den dänischen Teil der Ostsee südlich des Kleinen und Großen Belts rund um die dort befindlichen kleinen und größeren dänischen Inseln. Im Dänischen wesentlich bekannter ist der Begriff det Sydfynske Øhav (deutsch: das südfünische Inselmeer) als Beschreibung der Inselwelt südlich der Hauptinsel Fünen.

131
Meter hoch ist der höchste Berg auf Fünen, der Frøbjerg Bavnehøj. Odense, die drittgrößte dänische Stadt, war vor 2007 Verwaltungssitz des ehemaligen Fyns Amt, außerdem ist sie Bischofssitz und Standort der Süddänischen Universität. Über den Odense-Kanal ist sie mit dem Odense-Fjord verbunden.

Verbindung mit Seeland durch einen Tunnel
Fünen ist die drittgrößte dänische Insel, abgesehen von Grönland, und liegt zwischen dem Kleinen und Großen Belt. Die Insel ist durch eine aufwändige Brücken-Tunnelkonstruktion mit Seeland und durch Brücken mit Jütland und Langeland verbunden. Wichtige Städte auf Fünen sind Odense, Fåborg, Svendborg, Nyborg, Assens und Middelfart.

Apfelplantagen und freie Ferkel auf Strynö
Auf Strynö lebt Mildgard Mittel in einem abgelegenen kleinen Haus, umgeben von Apfelplantagen, die sie selbst angepflanzt hat: 15 verschiedene Apfelsorten und insgesamt 2500 Bäumchen, die bei dem milden Klima prächtig gedeihen. Verkauft wird das Obst direkt vom Hof. Weil es im Frühling so wunderschön auf der Insel ist, möchte sie irgendwann Zimmer vermieten, „um ihr Paradies mit anderen zu teilen“.
Nachbarin Anne-Line Ussing, von Haus aus Journalistin, bearbeitet mit ihrem Mann Stuart, einem ehemaligen Piloten, den acht Hektar großen Bauernhof nach organisch-ökologischen Gesichtspunkten. Sie züchten schwarz-weiße Schweine, eine altdänische Landrasse, die draußen weiden können. Sie sind weder kastriert noch tragen sie Ringe in der Schnauze oder haben gestutzte Schwänze. Namen bekommen nur die, die nicht geschlachtet werden, so wie der Eber Karly. Zum Schlachten werden die zutraulichen Schweine mit Honigkuchen in den Wagen gelockt, um sie keinem Stress auszusetzen. Dementsprechend gut ist die Wurst, die Anne-Line anbietet. Außer Fleisch verkauft sie „Unkrautpflanzen“ zum Kochen und arrangiert Retreat-( Rückzugs-)Kurse.

Wanderreisen mit Seekajaks
Sehr beliebt sind Wanderreisen mit Seekajaks von Insel zu Insel. Dafür eignet sich die Dänische Südsee durch ihr flaches und ruhiges Wasser mit relativ kurzen Strecken zum Land gut.

Die Aussicht vom Leuchtturm
Die Plattform des Leuchtturms an der Nordspitze der Insel Aeroe bietet nach 57 Stufen einen fantastischen Blick auf die Ostsee, den kleinen Belt und das Südfünische Inselmeer.

Spezielle Boote im Smakkecenter
Im Smakkecenter auf Strynö informiert eine Ausstellung über das frühere Leben der Inselbewohner und ihre speziellen Boote – Jollen mit dunkelroten trapezförmigen Segeln.

REISEINFOS

Anreise: Mit dem Flugzeug: Internationale Flughäfen sind in Dänemark Kopenhagen, Arhus und Billund. Internationale Fluglinien wie die Lufthansa, Cimber Air oder Billigflieger wie Easyjet und OLT fliegen dänische Flughäfen an. Aus Deutschland führt die A7 nach Dänemark. Ansonsten gibt es eine Vielzahl von Fähren, die die Inseln Dänemarks mit dem europäischen Festland verbinden.
Allgemeine Infos: Visit Denmark, Glockengießerwall 2, 20095 Hamburg, Tel. +49 40 32021-0, www. visitdenmark.com.
Motorschiff: Infos zur M/S Helge Svendborg unter www.mshelge.dk.
Museum: Öhavet Smakkecenter Strynö Brove 12, 5900 Rudköbing, www.smakkecenter.dk.
Meerkajak: Havkajakcenter Svendborg, Skaregaardsvej 9. Skovballe – Täsinge, 5700 Svendborg. E-Mail: info@havkajakcenter.dk, www.havkajakcenter.dk.

VN-D.Castor

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