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Insekten gegen den Welthunger?

Insekten gegen den Welthunger? Eine vielversprechende Variante.
Insekten gegen den Welthunger? Eine vielversprechende Variante. ©APA
Gebratene Grillen als Snack vor dem Fernseher? Mehlwurm-Muffins beim Bäcker?  Im Westen noch nahezu unmöglich, aber in weiten Teilen der Welt ein fester Bestandteil der Ernährung. Laos ist da ein gutes Beispiel. Laut einer Studie der Welternährungsorganisation FAO essen rund 95 Prozent der laotischen Bevölkerung Insekten.

Und dafür gibt es gute Gründe: Insekten gelten als überaus nahrhaft. So enthalten hundert Gramm Grillenfleisch knapp 13 Gramm Proteine. Das entspricht in etwa dem Eiweißgehalt von Hühnereiern. Und auch Wasserwanzen sind mit 20 Gramm Proteinen eiweißreicher als Fisch. Neben dem hohen Eiweißanteil enthalten Insekten auch viele wichtige Vitamine und Mineralien. Im Vergleich zu Rindern etwa, weisen Grillen drei Mal so viel Eisen auf.

Ernähren wir uns also bald weniger von Rind und Schwein, und mehr von Grillen und Wasserwanzen? Zumindest wäre die Insektenhaltung weitaus umweltfreundlicher. Während Grillen und Co. fast keine Treibhausgase produzieren, ist auf die Viehzucht gut ein Fünftel, der von Menschen verursachten Treibhausgase zurückzuführen.
Arnold von Huis, Forscher der FAO, erklärte dem westdeutschen Rundfunk: „Wenn man sich die Nährwerte anschaut, dann sind Insekten genauso nahrhaft wie Fisch, Schwein oder Rind. Man kann also wunderbar Insekten essen. Wir können unsere Abneigung gegen Insekten überwinden. Wir haben Menschen Fleischbällchen gegeben, eines aus Rindfleisch und eines aus Insektenfleisch. Das haben wir den Menschen gesagt und sie gebeten, blind zu kosten. Neun von zehn Personen haben danach gesagt, dass ihnen das Insektenfleisch besser geschmeckt hat.”

Der Ekel müsste erst überwunden werden

Aber eben diese Abneigung, dieser Ekel, ist das Hauptproblem in großen Teilen der westlichen Bevölkerung. Viele assoziieren das Essen von Insektenfleisch mit einem knackenden Geräusch, mit zerbröselten Flügeln, oder Augen, die einen noch angucken. Vielleicht sogar mit den letzten Zuckungen des Tieres im Mundraum. Der niederländische Entomologe Dennis Oonincx erklärt: „Solange man sieht, was man isst, solange Beine, Augen und Flügel erkennbar sind, wird es eine ganze Weile dauern, bis Europäer regelmäßig Grillen essen.“

Proteinriegel aus Grillenfleisch

Doch auch roher Fisch galt lange Zeit als undenkbar in den westlichen Ländern — Heute findet man in jeder kleineren Stadt Sushi-Bars. Und dass ein Trend im Insekten-Business zu erkennen ist, zeigte der US-Markt erst kürzlich: Im August 2012 kam ein Proteinriegel auf den Markt, der einen hohen Anteil von gemahlenem Grillenfleisch aufweist. Ergänzt wird das Fleisch im sogenannten Chaco Bar noch mit Erdnüssen, Schokolade und Datteln.

Insekten gegen den Welthunger?

Den Hilfsorganisationen und Ernährungswissenschaftlern wird diese Entwicklung gefallen, denn  noch immer leiden zwei Milliarden Menschen an Mangelernährung, dass entspricht einem Drittel der Weltbevölkerung.  Und da Insekten quasi keine Ackerfläche brauchen, dazu noch wenig Futter und Wasser, ist der Insektenmarkt höchst vielversprechend. Das sagt auch Bounneuang Douangboupha vom agrarwissenschaftlichen Forschungszentrum der laotischen Regierung: „Insekten könnten den versteckten Hunger stoppen. Sie schmecken gut und sind billig zu züchten.“  Dieser „versteckte Hunger“ – auch hidden hunger genannt, ist besonders tückisch. Die  Menschen, die darunter leiden, werden vielleicht satt, aber weisen, aufgrund von zu einseitiger Ernährung, einen Mangel an lebenswichtigen Stoffen auf.

Schätzungen der FAO zufolge, gibt es in Laos mittlerweile über 100 Grillenzüchter. Ernähren auch  wir uns bald gesund und günstig von Insekten? Vielleicht gibt es ja in entfernter Zukunft Insektenzüchter bei uns in Vorarlberg – könnten Sie sich das vorstellen? Wir würden uns über Ihre Meinung freuen.

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