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Der „Blottrafriedhof“

Blatternfriedhof Gottesdienst
Blatternfriedhof Gottesdienst ©Doris Burtscher
Beim Gedenkgottesdienst am „Blottrafriedhof“ wurde den Verstorbenen an diesem Platz im Besonderen gedacht.
Blatternfriedhof Gottesdienst

„Es ist ein stiller, ernster, schattiger Platz im Abseits. Die Menschen, denne man hier die letzte Ruhe gegeben hat, sind vergessen. Sie haben für kurze Zeit in unserem Ort Heimat und Existenz gesucht“. So lauten die ersten Zeilen auf der kleinen Tafel, die vor dem Gedenkkreuz beim „Blottrafriehof“ installiert wurde. Am vergangenen Sonntag wurde hier eine Gedenkmesse gefeiert. Pfarrer Jose Chelangara feierte mit dem damaligen Erbauer des Gedenkkreuzes Helmut Köb, mit der Feuerwehr, dem Musikverein und Gläubigen aus nah und fern diesen Gottesdienst. 

Die Geschichte des „Blottrafriedhofes“:

 

 

Es ist ein stiller, ernster, schattiger Platz im Abseits. Die Menschen, denen man hier die letzte Ruhe gegeben hat, sind vergessen. Sie haben für kurze Zeit in unserem Ort Heimat und Existenz gesucht. So lauten die ersten Zeilen auf der kleinen Tafel, hier vor dem Gedenkkreuz. Verfasser und Initiator dieser Gedenkstätte ist Helmut Köb, der dieses Kunstwerk gebaut, und im Jahr 2001 mit der Mithilfe der Feuerwehr Braz aufgestellt hat. Unter dem schmiedeeisernen Kreuz sprießen blattförmige Kupferstiele hervor. Namen und Lebensdaten sind darauf eingraviert. Eine letzte Erinnerung an jene, die an diesem Ort vor über 100 Jahre beerdigt worden sind. Große Kupfer-Halme tragen die Namen von den Erwachsenen, die kleinen jene von Kindern.Unmittelbar in der Nähe des Blottrafriedhofes ca. 100 m entfernt stand bis 1916 ein kleines Spital, in dem Erkrankte behandelt wurden. Das Gebäude aus gemauertem Holzriegelwerk hatte weiß getünchte Wände und grüne Fensterläden, verfügte jedoch nicht über fließendes Wasser. Dieses musste mühsam aus der Alfenz herangeschafft werden. Die Spitalseinrichtung war aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr außerhalb des Ortes am linkseitigen Ufer der Alfenz errichtet worden. Das Gebäude war durch eine Mauer in zwei Teile – das Spital und die Epidemiestation – getrennt. Das leerstehende Gebäude brannte 1916 bis auf die Grundmauern nieder. Dies geht aus heimatkundlichen Aufzeichnungen von Feuerwehr Ehrenkommandant Hubert Widerin hervor. Im Jahr 1884 zur Zeit des Arlbergbahnbaus brach in Braz eine Pockenepidemie aus. Die schwarzen Pocken, im Volksmund auch „Blottra“ genannt, waren eine furchtbare Seuche. Sie forderten in Braz acht Todesopfer. Die Toten wurden bei Nacht und Nebel außerhalb des Dorfes vergraben, die Gruben mit Kalk bestreut. Kein Kreuz, kein Stein sollte auf die letzte Ruhestätte hinweisen. Zu groß war die Angst vor Ansteckung, die Krankheit sollte einfach im Erdboden verschwinden. Von den 36 auf dem Blottrafriedhof beigesetzten Toten sind aber nur sechs an den Folgen der Pocken gestorben. Die anderen 30 starben an unterschiedlichen Todesursachen von Unglücksfällen über Tuberkulose bis hin zum Säuferwahn. Es waren hauptsächlich Arbeiter aus Italien, die beim Bahnbau beschäftigt waren. Helmut Köb, ein pensionierter Schlossermeister errichtete dieses Denkmal, im Jahr 2002 wurde es feierlich eingeweiht.

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