Der Vorarlberger Lebensmittelhandel will mit der Initiative “Verwenden statt verschwenden – Lebensmittel sind kostbar” auf den Wert von Lebensmitteln aufmerksam machen. Denn Vorarlbergs Haushalte gehen nicht gerade sparsam mit den teuren Nahrungsmittel um.
Elf Kilogramm
So viel noch genießbare Lebensmittel wirft Vorarlberg pro Kopf und Jahr in den Müll – und zwar nur die Vorarlberger Konsumenten, Gastronomie und Handel ist dabei noch nicht berücksichtigt. Davon landen sechs Kilo im Biomüll und die restlichen fünf im Restmüll. Dies ergab 2012 eine Abfallanalyse von Häusle. Die durchschnittliche Vorarlberger Gemeinde bringt es so auf 44.000 Kilogramm im Jahr. Hier sind Speisereste, bereits zubereitete Speisen und verdorbene Nahrungsmittel jedoch nicht mitgezählt. Somit wird tatsächlich noch viel mehr als diese elf Kilo pro Person von Vorarlbergs Haushalten weggeworfen.
Originalverpackt und genießbar
Was weggeworfen wird, sei oft noch originalverpackt – und landet teilweise sogar noch vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums im Müll. Doch selbst abgelaufene Ware ist nicht sofort verdorben. “Vor allem junge Leute denken, wenn das Ablaufdatum der 17. ist, dass es am 18. bereits ungenießbar ist”, erklärt Spar-Direktor Gerhard Ritter. Vielmehr ist das Mindest-Haltbarkeitsdatum aber genau das – das Datum, bis zu dem das Nahrungsmittel mindestens genießbar ist. Wie lang es wirklich hält, hängt oft von den Lagerbedingungen ab. “Hier muss und kann man sich auf Auge und Nase verlassen”, erklärt Rainer Siegele vom Umweltverband. Auch die richtige Lagerung im Kühlschrank kann die Haltbarkeit von Nahrungsmittel beeinflussen. So gehören Fleischwaren nach unten, Milchprodukte mittig und von Natur aus haltbare Lebensmittel nach oben im Kühlschrank.
300 Euro im Müll
Hochgerechnet auf einen 2,5-Personen-Haushalt schlagen sich die im Müll landenden Nahrungsmittel empfindlich auf die Geldbörse aus. So wirft der durchschnittliche Haushalt 27,5 Kilogramm oder 300 Euro an verpackten und genießbaren Lebensmittel fort – wiederum, ohne Speisereste und verdorbene Nahrung mitzurechnen. Der hohe Geldwert liegt nicht zuletzt an den hochwertigen Nahrungsmitteln, die sich im Müll wiederfinden. So würden viele Fleisch- und Wurstwaren wie Fertigprodukte weggeworfen statt verzehrt werden.
45 Millionen Euro
Die zuviel gekauften Nahrungsmittel machen insgesamt ein gewaltiges Budget aus. Wenn man die oben genannten 300 Euro pro Haushalt auf ganz Vorarlberg hochrechnet, verschwenden die Vorarlberger Haushalte 45 Millionen Euro. Zum Vergleich: Mit diesem Geld könnte man das Kulturbudget des Landes Vorarlbergs aufbringen (2014: 39,8 Millionen Euro) – oder beinahe zwei Eurovision Songcontests abhalten. Diese kosten jeweils bis zu 25 Millionen Euro.
Lebensmittelhandel fördere Umdenken
Der Lebensmittelhandel selbst sei vergleichsweise sparsam – allein schon aus kaufmännischen Zwängen. Der Verschleiß bei Nahrungsmitteln liege unter einem Prozent, schätzt Ritter. Davon würden wiederum die Hälfte an Tischlein-deck-dich gehen oder nach Möglichkeit noch zu Brotknödel und Vergleichbarem verarbeitet werden. Mit den Rabattpickerle für Brot vom Vortag und anderen noch genießbaren Lebensmittel wolle man nicht zuletzt auch Konsumenten für das Thema sensibilisieren. Auch Katharina Rehm von Sutterlüty betont die Zusammenarbeit mit Tischlein-deck-dich. Außerdem werden überschüssige Nahrungsmitteln in den Gastrobetrieben der Supermarktkette verarbeitet. Rabattpickerle für noch genießbare abgelaufene Ware sollen ab 2015 flächendeckend zum Einsatz kommen.
Die dörflichen Nahversorger, vertreten durch Harald Nesensohn, wollen bereits ein Umdenken bemerken. So haben sich die gewünschten Abpackgrößen in den letzten Jahrzehnten verkleinert. Auch kaufe man inzwischen verstärkt regional, sowohl die Lebensmittelgeschäfte wie auch die Konsumenten. Er verweist außerdem auf die unnötige Umweltbelastung, wenn die Nahversorger in den kleineren Ortschaften wegfallen oder ignoriert würden.
Tischlein-deck-dich hofft auf Sensibilisierung
“Es ist furchtbar zu sehen, was alles im Müll landet”, bedauert der Tischlein-deck-dich-Obmann Elmar Stüttler die aktuelle Situation. Daher seien Aktionen wie “Lebensmittel sind kostbar” wichtig. Man müsse Bewusstsein für die Verschwendung von Nahrung schaffen, so besuche er selbst Schulen. “Jeder Einzelne sollte etwas dagegen tun”, betont Stüttler. Ansonsten müsse man fürchten, dass uns diese Einstellung einmal auf den Kopf fallen könnte.
Rikki besucht Kindergärten
Doch auch das Land Vorarlberg setzt auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung. Bereits jetzt informiert der Schlauberger-Fuchs Rikki an Vorarlbergs Schulen und Kindergärten über richtige Mülltrennung. Dieses Jahr wird kommt auch die Lebensmittelverschwendung auf die Agenda. Dazu dient auch der an die Kinder ausgegebene Geldsparschein. Auf dem 300-Euro-Schein finden sich Tipps für die Eltern, wie man Lebensmittel und Geld spart.
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