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In Japan stimmte das Rezept

Dietmar Schneider hat mit Patrick Schnetzer die richtige Rezeptur für den Gewinn des Weltmeistertitels gefunden.
Dietmar Schneider hat mit Patrick Schnetzer die richtige Rezeptur für den Gewinn des Weltmeistertitels gefunden. ©VOL.at/P. Steurer
Höchst - Radballer Dietmar Schneider holte mit Patrick Schnetzer das erste WM-Gold.

Das Radball­spielen wurde Dietmar Schneider praktisch in die Wiege gelegt. Vater Othmar, selbst aktiver Radballer und zugleich erster Trainer, nahm seinen Erstgeborenen oft mit zu den Trainings in die Rheinhalle. Und da die beiden Cousins Manfred und Reinhard ebenfalls beim ÖAMTC RC Höchst waren, war auch „Didi“ schnell vom Spiel mit dem Ball auf dem Rad begeistert.

Lang ersehnter Wunsch

Gut 30 Jahre später erfüllte sich der im Dezember 37 Jahre alte werdende Höchster seinen großen sportlichen Traum. An der Seite des um 19 Jahre jüngeren Patrick Schnetzer holte er sich im japanischen Kagoshima erstmals den langersehnten Weltmeistertitel. Bei seinen zehn vorangegangenen WM-Teilnahmen hatte sich Schneider zwei Mal Silber und acht Mal Bronze geholt. Eine Antwort auf die Frage, warum es erstmals mit dem Sprung auf das oberste Treppchen geklappt hat, musste der gelernte Koch nicht lange überlegen: „Wir haben diesmal einfach das perfekte Rezept gefunden und auch das notwendige Quentchen Glück auf unserer Seite gehabt. Wir waren schon so oft ganz nahe dran, doch am Ende hat es nicht für den finalen Erfolg gereicht.“ Einen wesentlichen Anteil am größten Erfolg im nationalen Radballsport schreibt Schneider auch der Zusammenarbeit mit Mentalbetreuerin Susanne Rauch zu. „Dank ihrer Hilfe konnten wir leistungshemmende Automatismen aus der Vergangenheit beseitigen. Wir waren nie wirklich nervös, hatten die Emotionen stets im Griff und haben uns immer auf das Wesentliche konzentriert. Im Gegensatz zu früher haben wir gelernt, mit Stresssituationen, die bei Weltcupturnieren oder einer WM immer auftreten können, umzugehen. Sie hat uns durch ihre Arbeit im psychischen Bereich die notwendige Stabilität verpasst, die zuvor vielleicht für den ganz großen Coup gefehlt hat.“ Daneben war aber auch die Kameradschaft im Verein ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor. „Wir sind wie eine große Familie. Doch erst durch die Zusammenarbeit mit der Mentaltrainerin konnten wir einige Dinge richtig einordnen. Und so haben wir über den Sport einige wichtige Erfahrungen gemacht, die uns auch im normalen Leben weiterhelfen. Eigentlich wurde uns erst durch Susanne bewusst, was es heißt, sich in einem Team so richtig über einen Erfolg, egal wer ihn erzielt hat, zu freuen. Dank der psychologischen Hilfe habe ich einen ganz anderen Blick bekommen.“

Fokus immer behalten

Auch bei der WM in Japan profitierte das Höchster Duo von der mentalen Unterstützung. „Früher hätte uns eine 1:4-Niederlage im ersten Halbfinale aus der Bahn geworfen. Jetzt haben wir uns ruhig in eine Ecke gesetzt, gemeinsam die zuvor vereinbarten Übungen gemacht und frische Energie für das Finale gesammelt. Ich war so darauf fokussiert, die beste Leistung zu bringen, dass ich beim Schlusspfiff gar nicht richtig realisiert habe, dass wir gewonnen hatten“, so der elffache Medaillengewinner bei Welttitelkämpfen. Und weil er sich trotz seiner knapp 37 Jahre noch immer frisch und fit fühlt, hat sich der „Mister Radball“ Vorarlbergs auch keine Gedanken um sein Karriereende gemacht. „Ich habe fast 20 Jahre davon geträumt, bei Welttitelkämpfen die Goldmedaille überreicht zu bekommen, die Nationalhymne zu hören und das UCI-Champion-Trikot zu erhalten. Jetzt will ich dieses Gefühl auch auskosten“, so Schneider. Und dazu besteht heuer noch zwei Mal die Gelegenheit: Einmal beim Weltcup­finale in Mücheln (3. Dezember), wo Schneider/Schnetzer gemeinsam mit ihren Klubkollegen Simon König/Florian Fischer als Leader ins Rennen gehen. Und dann am 17. Dezember bei der Champions-Trophy in Stuttgart, da ist das Weltmeister-Duo gesetzt.

Zur Person

Dietmar Schneider (36) Der 36-Jährige ist der erfolgreichste Ländle-Radballer der Geschichte. Er holte bei allen elf WM-Starts eine Medaille. In Japan komplettierte er mit seinem um 19 Jahre jüngeren Partner Patrick Schnetzer seine persönliche Medaillensammlung und holte erstmals WM-Gold für Österreich.
Geboren: 7. Dezember 1974
Beruf: Koch
Wohnort: Höchst
Verein: ÖAMTC RV Mazda Hagspiel Höchst
Anzahl WM-Teilnahmen: 11
WM-Platzierungen: Weltmeister: 2011 (mit Patrick Schneider), Silber: 2001 und 1999 (mit Marco Schallert), Bronze: 2010 (mit Schnetzer), 2009, 2008, 2006, 2005, 2004 (mit Simon König), 2000 und 1998 (mit Schallert)
Weitere Erfolge: Europa­meister: 1987, 1988 und 1989 (mit Schallert); Weltcupsieger 2005 (mit ­König); Europacupsieger: 2009, 2008, 2001 und 2000

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