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In Altach grassiert das Derbyfieber

"Auf dem Platz gibt es keine Freunde, danach können wir reden." Harun Erbek, SCR Altach.
"Auf dem Platz gibt es keine Freunde, danach können wir reden." Harun Erbek, SCR Altach. ©Stiplovsek
Zum Auftakt der englischen Wochen trifft die Hütter-Elf heute auf den FC Lustenau. Krank? Mitnichten. In Altach grassiert zwar das Fieber, doch das soll einzig und allein für ein prall gefülltes Stadion sorgen. Denn um 18.30 Uhr wird heute in der Cashpoint-Arena das erste von fünf Ländle-Derbys in diesem Frühjahr angepfiffen – unter gänzlich konträren Voraussetzungen.
SCR Altach - FC Lustenau live ab 18.30
A. Lustenau - LASK live ab 18.30 Uhr

Denn Gastgeber Altach braucht einen Dreier für die Titeljagd, und die Gäste aus Lustenau benötigen die Punkte für den Kampf gegen den Abstieg. Nur verständlich, dass es im Vorfeld der Partie knistert. Auch wenn es die Spieler – rein äußerlich – entspannter sehen. Harun Erbek etwa meint vor seinem 112. Erstligamatch, auf das Derbyfieber angesprochen, recht abgeklärt: „Habe ich zwar schon gehört, aber ich habe es noch nie gehabt.“ So ganz aber kann er sich dem Bann vor dem Duell mit seinem Exklub nicht entziehen. „Natürlich freue ich mich auf die Partie“, sagt der 25-Jährige, „immerhin bin ich beim FC Lustenau groß geworden.“ Und wieviel blau-weißes Blut fließt noch im Altach-Verteidiger? „Nicht mehr viel. Ich habe zwar noch ein paar Freunde in Lustenau, aber jetzt bin ich in Altach und mein Herz schlägt für diesen Verein.“ Zuletzt nach dem Sieg in St. Pölten hatte sich Erbek nach dem Schlusspfiff den ganzen Frust des einigermaßen verpatzten Rückrundenstarts von der Seele geschrieen. „Ich war emotional total berührt“, gesteht er. Auch will er nichts vom Druck seitens der Medien oder Zuschauer wissen. Es sei vielmehr die Anspannung, die in der Mannschaft zu einer Verkrampfung geführt und in weiterer Folge Unsicherheit und Nervosität hervorgerufen hat. „Teilweise ist dann sogar Angst dazu-­ gekom-­ men“, glaubt er. Doch all das ist Vergangenheit, das Derby soll die Wende bringen. Davon ist Erbek überzeugt: „Weil wir zu Hause einiges gut machen wollen, weil wir in St. Pölten gesehen haben, wie es geht, weil wir diese drei Punkte unbedingt wollen und weil heute die Hütte brennen wird.“

Zellhofer bester FCL-Torschütze

Beim FC Lustenau setzt Trainer Damir Canadi im Angriff nach dem verletzungsbedingten Ausfall von David Witteveen bzw. der „Strafversetzung“ von Stefan Rieß auf Florian Zellhofer. Der 23-jährige hat in dieser Saison sechs Tore erzielt und hat drei Vorlagen auf seinem Konto. Der frühere St. Pöltner freut sich auf das erste Derby in der Rückrunde. Dass sein Team zum aktuellen Tabellenführer muss, stört den Niederösterreicher wenig: „Wir fahren dort hin, um zu gewinnen“, meint er selbstbewusst und fügt hinzu: „In dieser Liga kann jeder jeden schlagen.“ Die Stimmung im Lager der Blau-Weißen sei nach dem 2:0-Erfolg über BW Linz auf jeden Fall sehr gut. Der Sieg habe Selbstvertrauen gegeben und man habe gesehen, dass die Mannschaft absolut intakt sei. „Wir werden versuchen, den Altacher Spielaufbau so früh wie möglich zu stören. Wichtig wird sein, dass wir in der Defensive stabil sind, denn nach vorne haben wir genug Qualität, um Tore zu erzielen.“ Gleichzeitig ist ihm aber bewusst, dass die Partie in der Cashpoint-Arena eine „richtig harte Nuss“ wird. „Auch wenn Altach zuletzt nicht so gut gespielt hat, sind sie immer noch Tabellenführer in der Liga.“ Vom Klassenerhalt ist Zellhofer überzeugt. Er glaubt aber, dass sowohl das Titelrennen als auch der Kampf gegen den Abstieg bis zum Ende spannend bleiben werden.

Das sagen die Trainer

Damir Canadi, FC Lustenau Wir wollen gewinnen, Altach muss gewinnen. Altach hat die beste Mannschaft der Liga, um uns zu schlagen, müssen sie aber 100 Prozent geben. Wichtig wird für uns sein, dass wir dem Gegner die Räume so eng wie möglich machen. Wir haben Respekt, aber keine Angst.

Adi Hütter, SCR Altach Wir haben nur einen Gedanken: Wir wollen das Spiel gewinnen. Wichtig wird sein, dass wir an unsere Leistung aus der zweiten Halbzeit in St. Pölten anschließen. Für uns ist jetzt die Phase da, wo wir den Kampf annehmen müssen. Der Respekt ist da, aber die Klasse spricht für uns.

 

Einst „Hofnarr“, nun der Herausforderer

Austria gegen LASK ist auch ein Duell der Trainer Kolvidsson und Schachner. Sie schätzen sich, mehr noch: Sie mögen sich. Die Rede ist von den Trainern Helgi Kolvidsson (Austria Lustenau) und Walter Schachner (LASK Linz). Im Reichshofstadion kommt es heute (18.30 Uhr) zu einem nicht unbedeutenden Wiedersehen. Denn mit einem Sieg des „Lehrlings“ über den Meister könnte die Austria, die auch ihre nächsten drei Spiele im Heimstadion bestreitet, im Titelkampf – zumindest – das Zünglein an der Waage werden. Für die VN haben die beiden Feldherrn im Vorfeld der Partie ihre Erinnerungen an den nunmehrigen Kontrahenten preisgegeben. War doch Schachner Anfang 2000 zwei Jahre Trainer von Kolvidsson beim FC Kärnten. Klar, dass sich der 55-jährige Steirer da auch an eine lustige Begebenheit mit seinem Spieler erinnert. „Wir waren auf der Burg Friesach eingeladen und mussten alle mittelalterliche Kleidung tragen. Helgi hat sich als Hofnarr verkleidet und Saltos und Räder geschlagen. Später haben sie mich noch eingesperrt.“ Im Gespräch wird schnell klar, dass „Schoko“ den Isländer als Spieler geschätzt hat. „Zweikampfstark, enorme Sprungkraft, ein echter Innenverteidiger eben“, so Schachner. „Und er war immer gut drauf, hat für Stimmung gesorgt. Helgi war in der Mannschaft hoch angesehen, ein echter Leadertyp.“ Interessiert beobachtet Schachner nun den Weg von Kolvidsson als Trainer – und stellt fest: „Für einen Trainer lässt er sehr offensiv und modern spielen.“

Hohe Meinung von Schachner

Die Komplimente des Lehrmeisters gibt Kolvidsson gerne zurück. „Er ist ein Trainer, der mich geprägt hat, als Spieler als auch danach meine Arbeit als Coach. Wir hatten eine richtig gute Zeit, auch menschlich war er top. Ich konnte mir einige Dinge abschauen.“ Auch nach ihrer Zeit beim FC Kärnten führten die Wege beider immer wieder zusammen – ob bei einem Benefizspiel in Klagenfurt oder einem gemeinsamen Bekannten in Kärnten. Und nun stehen sich die einstigen Weggefährten als Trainer gegenüber. „Für mich ist das eine große Ehre“, sagt der 40-jährige Isländer.

Aus vier mach drei – keine leichte Aufgabe für Austria-Trainer Helgi Kolvidsson. Die Ausländerfrage steht bei den Grün-Weißen im Mittelpunkt. Keine andere Mannschaft in der Liga verfügt über derart starke Ausländer wie die Lustenauer. Und weil Soares und Boya gesetzt sind, trifft es einen aus dem Duo Felix Roth/Sascha Boller. Für Kolvidsson bei der Entscheidungsfrage wichtig: Wie war das Training? Wie spielt der Gegner? Und wer harmoniert mit wem am besten?

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