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ImPulsTanz: Akram Khan zeigte Sufi-Mystik im Stroboskop

Die großartige Show von Akram Kahn beim ImPulsTanz Festival in Wien.
Die großartige Show von Akram Kahn beim ImPulsTanz Festival in Wien. ©Laurent Ziegler
Es dröhnt. Die Seide schlägt endlose Wellen. Der Mann dreht sich, immer schneller. Staub wirbelt auf. "Vertical Road" heißt das neue Werk von Akram Khan, das gestern, Dienstag, beim ImPulsTanz Festival in Wien gezeigt wurde.
Die Show von Akram Khan

Der Prophet steht einsam hinter der raumhohen Seidenmembran. Wenn er sie berührt, beginnt sie zu tanzen und zu flirren. Dunkelheit. Licht. Seitenwechsel. Wie leblose Kalkfiguren stehen die Tänzer im Rahmen des ImPulsTanz Festivals da, von weißem Staub umhüllt, gekleidet in ostasiatische Mönchs- oder Kampfkutten. Der Prophet stößt ein Domino aus Holz um. Die Figuren erwachen. In den nächsten knapp eineinhalb Stunden werden sie zugleich tief ins Gebet versunken, in den Kampf verwickelt und in den Tanz verstrickt sein. Gefecht und Paarung, Ritus und Trance, Geschick und Gewalt sind eins. Unerbittlich gesteuert von den Hieben der Trommel.

Akram Khan setzt auch beim ImPulsTanz-Festival auf Traditionsmix

Der Künstler setzt auf spartanische Ausstattung und perfekte Regie: Der Seidenvorhang wechselt unter den Beleuchtungen zwischen weißer Wand, transparentem Schleier und dem goldenen Hintergrund einer jenseitigen Wüstenlandschaft. Die Musik steigert sich beim ImPulsTanz Festival in spirituelles Pathos, nimmt sich liebestrunken zurück, entfernt sich in die Einsamkeit des zurückbleibenden Propheten. Die Darsteller treffen wie perfekt geschossene Pfeile auf- und übereinander.

Die Show ging unter die Haut

In seiner mystischen Rahmenhandlung bleibt “Vertical Road” recht vage, in seinem Streben nach transzendenter Erfahrung wird es mitunter sogar ein bisschen anstrengend. Macht nichts. Sound, Licht und die Physik der Choreographie gehen auch ganz ohne Story unter die Haut. Was die Tänzer beim ImPulsTanz Festival können ist gewaltig. Wie Khan sie robben, werfen, schlingen, fallen und immer wieder drehen lässt, macht große Augen und einen pochenden Puls: Hochpoetische Momente, richtig gutes Körperspektakel.

(APA/red)

 

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