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"Impfverweigerung wurde Trend"

Impfungen gelten als vorbeugende Maßnahmen in der Medizin, trotzdem gehen die Meinungen darüber stark auseinander.
Impfungen gelten als vorbeugende Maßnahmen in der Medizin, trotzdem gehen die Meinungen darüber stark auseinander. ©APA/dpa (Symbolbild)
Masern-Erkrankungen nehmen wieder gehäuft zu. W&W sprach mit Vorarlbergern über das umstrittene Thema Impfungen.
Masern-Epidemie in Vorarlberg?

Hier gehen die Meinungen auseinander: Während es immer noch viele Impfbefürworter gibt, zeigt sich mittlerweile auch ein starker Trend Richtung Impfverweigerung. Allerdings gibt es derzeit wieder gehäuft Fälle von Masern-Erkrankungen, für die es eine Impfung gäbe.

christian-bernhard
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Gesundheitslandesrat Christian Bernhard erklärt, weshalb impfen seiner Meinung nach so wichtig ist: „Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Infektionskrankheiten werden oft unterschätzt, da angenommen wird, dass sie nicht mehr vorkommen oder harmlos sind.“ Für viele dieser Krankheiten gäbe es jedoch keine wirksame Behandlung und die durch Impfung vermeidbaren Krankheiten könnten mit schweren Komplikationen einhergehen, eventuell bleibende Schäden verursachen und sogar tödlich verlaufen. „Schutzimpfungen bewahren sowohl das Individuum als auch die Gemeinschaft, speziell die Personen, die sich nicht impfen lassen können. Daher sollte jeder Arztbesuch genutzt werden, um zu prüfen, ob alle empfohlenen Impfungen durchgeführt worden sind bzw. aufgefrischt werden sollen“, so LR Bernhard.

„Musste mehrere Monate ins Krankenhaus“

seven-noem
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WANN & WO hat sich aber auch bei Impf-Gegnern umgehört. Seven Noem spricht sich ganz klar gegen das Impfen aus. Die 40-jährige Dornbirner Künstlerin wurde als Kleinkind gegen Masern geimpft und musste daraufhin mehrere Monate im Krankenhaus verbringen, weil sie nicht mehr laufen konnte. „Bis vor zehn Jahren konnte in den Impfungen noch hoch giftiges Quecksilber nachgewiesen werden. Die Pharmaindustrie geht meiner Meinung nach nur einem wirtschaftlichen Interesse nach. Der Mensch ist nicht zerbrechlich! Unser Körper besitzt ein gutes Immunsystem. Aber natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sich impfen lässt oder nicht“, so Seven Noem.

Auch Landesrat Bernhard spricht sich gegen eine Impfpflicht aus: „Eine generelle Pflicht widerspricht meiner Vision einer gesundheitskompetenten, eigenverantwortlichen Bevölkerung. Es muss jedoch möglich sein, Arbeitnehmer in Berufen, bei denen sie einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt sind oder die Möglichkeit besteht, dass sie Krankheiten weitergeben, zu verpflichten.“

„Größte Errungenschaft“

julia-zoppel
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Die Medizinstudentin Julia Zoppel (26) aus Schruns sieht Impfungen als eine der größten medizinischen Errungenschaften an. Seit der flächendeckenden Einführung seien die Zahlen der impfpräventablen Krankheiten, welche u. a. mit lebenslanger Invalidität oder sogar mit dem Tod einhergehen, signifikant gesunken. „Ob eine Impfpflicht zielführend ist oder nicht, bleibt ein heikles Thema. Auf der einen Seite steht der alarmierende Irrglaube, dass Impfungen zu Autismus, Krebs oder sogar Homosexualität führen, und auf der anderen die individuelle Entscheidungsfreiheit. Impfungen stellen einen medizinischen Eingriff dar, jedoch hört die Freiheit dort auf, wo andere einen Schaden nehmen. Da beim Unterlassen der Impfungen nicht nur derjenige selbst, sondern auch dessen Kinder und Mitmenschen einer potentiell schweren Krankheit ausgesetzt sind, muss sich dringend was ändern.“

Was passiert aber, wenn immer weniger Kinder geimpft werden? „Wenn die Durchimpfungsrate sinkt, werden Infektionskrankheiten, die in den letzten Jahren stark zurückgedrängt werden konnten, wieder vermehrt auftreten. Kinderlähmung, als gutes Beispiel, kommt weltweit nur noch in drei Ländern vor. Sie ist aber nicht gänzlich ausgerottet. Wenn die Kinder nicht mehr geimpft werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die furchtbare Erkrankung auch in Europa wieder auftritt. Dasselbe gilt für Masern, die in Mitteleuropa nahezu ausgerottet waren“, so Bernhard.

Zahlen & Fakten

1985 war das Jahr, in dem MMR-Impfungen in Österreich kostenlos wurden.

4500 Kinder werden in Österreich jährlich nicht geimpft.

35,3 gemeldete Masernerkrankungen pro einer Million Einwohner gab es 2015 in Österreich.

3 Millionen Menschen sterben jährlich an Krankheiten, gegen die auch geimpft werden könnte.

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