AA

Immer mehr Kinder schlucken Medizin gegen Hyperaktivität

Schwarzach – Die Verabreichung des Medikaments Ritalin gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wolfgang Menz, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Feldkirch, erklärt warum.

Obwohl sich die Zahl der an ADHS leidenden Personen nicht merklich verändert hat, hat sich sehr wohl die Wahrnehmung verändert. Dabei stellt sich die Frage: Was ist Hyperaktivität überhaupt? “Die Diagnose von ADHS hat in den vergangenen 35 Jahren zugenommen. Eine solche Diagnose ist jedoch schwierig und wird viel zu häufig gestellt”, erklärt Wolfgang Menz, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie im LKH Feldkirch. “ADHS ist vor allem bei den Buben zwischen 0-18 Jahren ein Problem”, so Menz. Besonders Kinder zwischen 5 und 6 Jahren und Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren sind von dieser psychischen Störung betroffen. Buben dabei dreimal häufiger als Mädchen. Aber wo ist die Grenze zwischen einem lebhaften Menschen und einem an der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung leidenden Person? Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist diese Frage schwer zu beantworten, was eine Diagnostizierung schwer macht. Zudem können auch Menschen ohne ADHS positiv auf Ritalin reagieren.

Ritalin als Wunderwaffe

In den letzten Jahren ist nicht nur die Gabe des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat großzügiger geworden, auch die Menge hat zugenommen. “Grundsätzlich ist es den Eltern überlassen, wie lange sie das Medikament verabreichen. Nur die Menge wird vom Arzt verordnet”, so Menz. Die durchschnittliche Dauer beträgt rund ein bis zwei Jahre.

So wirkt das Medikament

Menz erklärt, dass es sich bei dem Medikament nicht um ein Beruhigungs- oder Nervenmittel handelt. “Betroffene Personen werden von kleinsten Nebengeräuschen abgelenkt, beispielsweise wenn ein Zug vorbei fährt oder ein Vogel zwitschert. Sie können die Nebengeräusche nicht mehr herausfiltern. Durch dieses Medikament wird diese Filterwirkung verbessert”, so Menz.

Aufmerksamkeitsdefizit bleibt, Hyperaktivität verschwindet

Vielfach bleibt das Aufmerksamkeitsdefizit auch im Erwachsenenalter, während die Hyperaktivität im Laufe der Entwicklung verschwindet. Bei betroffenen Personen reicht jedoch nicht nur die Verabreichung des Medikaments. “Ergänzend bedarf es einer professionellen Beratung und einer entsprechenden Therapie”, so Menz. Die Wirkung des Medikaments sei jedoch außerordentlich gut. Und aufgrund der kurzen Wirkdauer könne man Veränderungen schnell erkennen. Menz geht davon aus, dass der aktuelle “Boom”, Ritalin zu verabreichen, wieder zurückgehen wird.

(SVO)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Immer mehr Kinder schlucken Medizin gegen Hyperaktivität