“Im Jahr 2044 werden 27 Prozent der Wiener Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Das stellt auch den Wohnbau vor Herausforderungen”, betonte Ludwig bei einer Pressekonferenz im Zuge des Symposiums “Älter werden – individuell wohnen” am Mittwoch. Jedoch dürfe man nicht alle älteren Generationen “in einen Topf werfen”, sondern müsse viel stärker differenzieren. Die Stadt habe sich daher verschiedenste Maßnahmen vorgenommen. Derzeit wohnen laut Ludwig bereits rund 100.000 Menschen über 60 Jahre in den Wiener Gemeindebauten.
Barrierefreiheit soll vorangetrieben werden
Zunächst wolle man die Sanierung zur Barrierefreiheit von bestehenden Wohnungen weiter vorantreiben, beispielsweise durch Liftzubauten oder die Einrichtung von Rampen. Auch in den Wohnungen selbst sollen Mieter bei Umbauten unterstützt werden: “Wir haben dazu eine eigene Kompetenzstelle für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen eingerichtet, die auch stark frequentiert wird”, schilderte der Stadtrat.
Neubauten sollen ohnehin nur noch barrierefrei entstehen, der Fokus liege dabei aber verstärkt auf Mehrgenerationenwohnungen bzw. -siedlungen. Mehr als die Hälfte der im Rahmen einer Studie Befragten Menschen über Fünfzig kann sich vorstellen, später in einem Mehrgenerationenhaus zu wohnen. “Ältere Menschen wollen keine reinen Alterssiedlungen”, unterstrich auch Christoph Reinprecht, Professor am Institut für Soziologie der Universität Wien, der zu diesem Thema forscht. Stattdessen könne man einen Trend zu gebildeteren Pensionisten und damit auch den Wunsch nach mehr Teilhabe feststellen.
Senioren-WGs in Wien geplant
Als “Wohnen für Fortgeschrittene” bezeichnete Ludwig eine weitere Alternative für ältere Wiener, die Senioren-Wohngemeinschaft. “Das funktioniert vor allem, wenn die Nutzer schon in der Planungsphase eingebunden werden”, so der Stadtrat. Damit könne man auch dem zunehmenden Phänomen der Singularisierung entgegenwirken, erklärte Reinprecht: “Je älter wir werden desto wahrscheinlicher leben wir alleine.” An die 70 Prozent der Über-80-Jährigen können nicht mehr auf eine Kernfamilie zurückgreifen und teilen den Haushalt mit niemandem mehr.
Kooperation mit Bauträgern wird ausgebaut
Auch die Kooperation zwischen Bauträgern und sozialen Dienstleistern soll aus diesem Grund in Zukunft verstärkt gefördert werden, meinte Ludwig. Als Beispiel nannte der Stadtrat unter anderem Gemeinschaftsräume, die dann auch von Organisationen bespielt werden sollen. Problematisch bleibt oftmals die Finanzierbarkeit von Wohnen für Senioren, auch hier will Ludwig verstärkt Mittel der Wohnbauförderung einsetzen – besonders im Fokus stehen dabei sogenannte Smartwohnungen, die mit den Bedürfnissen ihrer Besitzer mitwachsen.
Wohnungswechsel muss leichter werden
Da sich die eigenen vier Wände oft nicht so leicht adaptieren lassen, empfiehlt Reinprecht die Erleichterung von Wohnmobilität, auch zwischen den Segmenten. “Da geht es einerseits um Maßnahmen im Mietrecht, andererseits muss ein Wohnungswechsel innerhalb des geförderten Wohnbaus – etwa von einer großen zu einer kleineren Wohnung – auch administrativ erleichtert werden”, bekräftigte auch der Stadtrat. Diesem Problem werde man sich in den nächsten Monaten verstärkt widmen, an einem Konzept werde bereits gearbeitet. (APA)
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