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Im Katamaran über den Atlantik

Manfred Vodopivec findet auf einem Segelboot Ruhe und Freiheit.
Manfred Vodopivec findet auf einem Segelboot Ruhe und Freiheit. ©Sams
Hohenems - Oft sind es Schicksalsschläge, die dazu führen, dass jemand seinen gewohnten Lebensweg verlässt und sich auf ein Abenteuer einlässt. Bei Manfred Vodopivec aus Hohenems waren es zwei Ereignisse.

Nach der HTL hatte er als Entfeuchter gearbeitet. Der Chef der Firma hätte ihn zu seinem Nachfolger gekürt. Doch der Mann starb bevor es soweit war. Zur gleichen Zeit ging die langjährige Beziehung von Vodopivec in die Brüche. „Und plötzlich war der lange gerade Weg, den ich immer vor mir gesehen hatte, nicht mehr da“, sagt der heute 43-Jährige.

„Ich war ein Jahr lang unnüchtern. Und auch als Sohn war ich zu der Zeit unzumutbar.“ Bevor ihn seine Eltern aus der Wohnung werfen konnten, zog der damals 22-Jährige aus und lebte drei Monate in einem Zelt im Wald. „Höchstens Pilzsammler hätten mich gefunden, so gut versteckt war ich“, erzählt er und zwinkert. „Aber es war wichtig, auf diese Weise aus der Routine auszubrechen, die nur noch aus Saufen nach der Arbeit bestanden hatte.“

Eines Tages hatte er einen Arbeitsunfall und musste am Knie operiert werden. Diese Situation nahm er zum Anlass, seinen Job hin zu werfen. „Mir wurde im Zelt auch langsam ziemlich kalt, denn es war bereits November“, schildert er. Er reiste nach Jamaica. Nach drei Monaten kehrte er zurück. Er bekam ein Arbeitsangebot von der Firma Eisvogel in Hohenems. Doch noch bevor er überhaupt begonnen hatte mit der Arbeit, erklärte er seinem Chef, dass er nur fünf Jahre bleiben werde. Denn dann werde er sich ein Boot kaufen und auf Reisen gehen. Das habe er schon immer im Hinterkopf gehabt. „Der Chef lachte mich aus. Meine Eltern auch. Aber mich hatte das Reisefieber gepackt.“

Der Hohenemser las ein Buch über das Segeln nach dem anderen. Nach drei Jahren dachte er sich: „Gut, wird das Boot eben kleiner“ – und kündigte. In Norddeutschland kaufte er einen Wharram Katamaran. Ein Katamaran ist ein Boot mit zwei Rümpfen. Und dieser, den er erworben hatte, war in äußerst schlechtem Zustand. Also reparierte er das Boot so gut es ging. „Eigentlich ist so ein Boot viel zu klein, um damit aufs offene Meer zu segeln“, erläutert der Abenteurer. „Alle haben versucht, mir das klarzumachen. Aber es war mir egal.“ Er wollte reisen. „Richtig reisen. Unberührte Inseln erreichen. Ich wollte mit der Harpune Fische fangen. Mich nicht um Geld kümmern müssen. Ich hatte auch keines. Und das war gut so. Denn wenn man finanziell abgesichert ist, hindert einen die eigene Bequemlichkeit daran, Abenteuer zu erleben“, erklärt er.

Das Segeln beherrschte er nur theoretisch. Aber der Mann, von dem er das Boot gekauft hatte, segelte mit ihm bis nach England und zeigte ihm alles, was er wissen musste. Von da war er auf sich allein gestellt.

Er segelte durch die Biscaya, denn er wollte in den Süden. Die Biscaya ist eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von der Westküste Frankreichs bis in den Norden Spaniens erstreckt. Diese ist für extremen Seegang bekannt. Das sollte Vodopivec am eigenen Leib erfahren. Einmal war er ungewollt mit 21 Knoten unterwegs. Das sind fast 39 km/h. Als er die Segel verkleinern wollte, brach der Spinnakerbaum ab als wäre er ein Streichholz. Ein anderes Mal spülten ihn hohe Wellen über Bord. Er hatte sich zuvor glücklicherweise festgebunden, so blieb er mit seinem Boot verbunden und konnte sich mit der nächsten Welle wieder hinauf tragen lassen. Häufig segelte er auch nachts. „Eigentlich hätte ich in diesen Gewässern mit meiner wenigen Erfahrung nichts verloren gehabt, aber ich hatte Glück. Und ich tat das Meine dazu, indem ich schnell lernte und niemals aufgab.“

(Quelle: NEUE am Sonntag)

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