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Im Hexenkessel der Digitalisierung

Digitale Transformation verändert Geschäftsmodell bei Beratern.

Die technologischen Veränderungen der vergangenen Jahre treffen die Gesellschaft mit einer großen Wucht. Jeder hat das Gefühl, etwas tun zu müssen. Aus einer aktuellen Umfrage des Kreditschutzverbands (KSV1870) geht sogar hervor, dass 93 Prozent der Unternehmen in Vorarlberg in den nächsten zwölf Monaten Digitalisierungsvorhaben planen. Allen scheint klar zu sein: Jede Branche und jeder Bereich wird von der Digitalisierung erfasst werden. Doch offen bleibt der Weg, der die Richtung angibt.

Grundwissen aneignen
„Der erste Schritt ist, sich das erforderliche Grundwissen zu aktuellen Entwicklungen anzueignen“, rät Bernd Postai, Unternehmensberater und Geschäftsführer von Poesis Consulting in Klaus. Der 47-jährige Physiker und Psychologe setzt sich schon sehr lange mit Automatisierung und Digitalisierung auseinander. „Es begann um die Jahrtausendwende, als in der Versicherungsbranche klar wurde, dass die geburtenstarken Jahrgänge bald pensioniert und nicht genug Junge nachfolgen werden“, erinnert er sich zurück. Damals standen technische Entwicklungen im Vordergrund. Beispielsweise wie eine Schadensmeldung schlauer bzw. digital bearbeitet werden kann.

In der heutigen Zeit der „Hyper-Innovation“, in der mehr revolutionäre Innovationen erwartet werden als in den vergangenen 100 Jahren insgesamt und in der die technischen Möglichkeiten unerschöpflich scheinen, wäre es fatal, diesen Wandel nicht oder zu langsam mitzumachen. „Diese Unternehmen würden isoliert oder substituiert werden“, sagt Postai.

Denn auch etablierte Händlerstrukturen sind einem Wandel unterworfen, etwa wenn Amazon verstärkt ins B2B-Geschäft einsteigt und Handwerker und Gewerbebetriebe direkt beliefert, würde das die Spielregeln fundamental ändern.

Jeder hat zu kämpfen
Allerdings weiß der international tätige Consulter auch: Die Unternehmen sitzen alle in einem Boot. „Wenn ich unsere Firmen mit jenen in anderen Ländern und Regionen vergleiche, in denen wir tätig sind, fällt mir auf, dass fast alle etablierten Unternehmen mit dem Thema ‚kämpfen‘ – nicht nur in Vorarlberg“, bestätigt Postai.

Poesis Consulting in Klaus hat deshalb eine Workshopreihe mit dem Titel „Get Digital Transformation Done?“ gestartet. Dabei geht es zuerst darum, den eigenen Betrieb einzuordnen. Was heißt die Digitalisierung für unser Unternehmen? Wie können wir sie für unsere Firma nutzen? Welcher Vorteil ergibt sich zu welchen Kosten? Antworten werden in einem offenen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe gesucht. „Keiner weiß wirklich, wie es geht und was da genau kommt“, argumentiert der Unternehmensberater. „Wir lernen das alle gerade. Aber wir lernen schneller, wenn wir unsere Erfahrungen teilen.“

Überhaupt liegen für Postai die Chancen der Digitalisierung in Kooperationen. „Sie sind in der digitalen Welt erfolgreich.“ Es braucht mehr echte Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und dabei vor allem auch zwischen Global Playern, Mittelständlern und Start-ups.

Spektrum an Kompetenzen
Auch da steckt der Unternehmensmanager schon mitten drin. „Die Beratung der Zukunft muss viel komplexere Probleme lösen als früher“, beschreibt er die Veränderungen in seiner Branche, „wir brauchen ein breites Spektrum an Kompetenzen.“ Es ist nicht mehr ungewöhnlich, ein Projekt mit zehn bis zwölf Spezialisten umzusetzen. Das Motto lautet dabei: Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen. Beispiele dafür gibt es inzwischen genug.

Poesis Consulting
Unternehmensberatung und Management Consulting
Sitz Klaus
Gründung 2008
Mitarbeiter 10 plus Freelancer
Umsatz 1 bis 1,5 Millionen Euro
Projekte 90
www.poesis.at

„Vorarlberg braucht nachhaltiges Start-up-Modell“
Michael Breidenbrücker (45) ist unter anderem Gründer von Speedstartstudio.com und mit der Start-up-Szene eng verbunden. Sie sind ein „globales Erfolgsmodel“, das zunehmend neue Märkte erobert. Einen Blick auf Vorarlberg als Start-up-Standort wirft er im Interview.

Start-ups sind in aller Munde. Wie beurteilen Sie das als Co-Founder von Start-ups wie „Last.fm“ und erfahren der Investor?

Breidenbrücker Es gibt tatsächlich derzeit einen regelrechter Hype rund um Start-ups. Für mich ist das nicht unbedingt vorteilhaft und ich würde einen professionellen Umgang mit dem Thema begrüßen. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt darin, dass sich die Start-ups selbst in den letzten Jahren ungemein professionalisiert haben und ein globales Erfolgsmodell sind. Wir sehen derzeit eine zunehmende Anzahl von jungen Teams, die mit sehr effizienten Methoden neue Märkte erobern. Für solche Teams steht auch der Zugang zu Kapital offen und das ist dann in der Kombination ein sehr explosives Gemisch.

„Excubation“ und „Start-up as a Management Style“. Was hat es mit solchen englischen Begriffen auf sich und wie können Industriebetriebe von Start-ups profitieren?
Breidenbrücker „Start-up as a Management Method“ drückt eben genau diese Professionalisierung aus. Für bestehende Unternehmen, die mit veränderten Marktbedingungen konfrontiert sind oder Hürden in ihren Innovationsprozessen sehen, macht es oft Sinn, sich diese Methoden genau anzuschauen. Dabei gibt es einige interessante Modelle wie z. B. unser „excubation-Modell“, wo bestehende Unternehmen zusammen mit erfahrenen Gründern extern ein Projekt entwickeln und dann später als eigenes Start-up ausgründen oder zurück in die Unternehmensstruktur holen. Industriebetriebe ab einer gewissen Größe sollten sich jedenfalls mit aktiver Portfolio Entwicklung in der Form von M&A oder Venture Capital beschäftigen. Beteiligungen oder die Übernahme von Start-ups sollte gerade auch in Vorarlberger Industriebetrieben viel öfters passieren.

Wie sehen Sie den Start-up-Standort Vorarlberg und was können Initiativen wie „urban-village.io“ leisten?
Breidenbrücker Ich denke, man kann beruhigt sagen, dass inzwischen auch in Vorarlberg das Thema Start-ups in aller Munde ist. Dabei sollte man aber nicht den Fehler machen und die Modelle der Start-up-Ubs wie Silicon Valley, Tel Aviv oder Berlin und London blind kopieren. Vorarlberg braucht ein nachhaltiges Start-up-Modell und das schaffen wir nur dann, wenn wir die bestehenden Innovationsträger und Wirtschaftstreibenden mit an den Tisch bringen. Das ist meine Erwartung an Initiativen wie „urban-village.io“, die Raum schaffen für innovative und wachstumsorientierte Start-ups.

Zitat: „Man kann sagen, dass inzwischen auch bei uns das Thema Start-ups in aller Munde ist.“ Michael Breidenbrückner Speedstartstudio.com

Teamarbeit mit Apps optimieren

Teamarbeit mit Apps etabliert sich in kleinen wie großen Unternehmen.
Es gibt immer mehr Apps, die speziell dazu da sind, Teamarbeit einfacher und effizienter zu gestalten. Welche das sind, eine Auswahl:

Slack ist eine Messaging- und Archivapp, die besonders gut geeignet für die Teamkommunikation und gemeinsames Brainstormen ist. Es gibt die Möglichkeit, Channels für unterschiedliche Teams oder Themen zu erstellen. Bei Google Drive ist es sowohl am Desktop als auch per App möglich, Dokumente, Datenblätter, Bilder oder Präsentationen gemeinsam zu erstellen und auch zu bearbeiten. Die jeweiligen User haben immer und überall Zugriff.

Bei Trello spielt Visualisierung eine wichtige Rolle. Ein kartenbasiertes System ermgölicht es, einzelne Projekte als Boards und die jeweils anfallenden Aufgaben als Kärtchen anzulegen. Individuelle Tasks können in „To Dos“ oder „Work in Progress“ eingeteilt werden. So entsteht ein übersichtlicher Workflow. Man kann außerdem Kolleg/innen Aufgaben zuweisen, Deadlines grafisch hervorheben, Dokumente und Bilder verschicken und Kommentare oder Links hinzufügen.

Asana ist ebenfalls ein spezielles Tool zur Online-Zusammenarbeit, das den Workflow optimieren soll: Die App hilft Teams, Arbeitsschritte zu tracken und alle über den Fortschritt auf dem Laufenden zu halten. Man kann To-Do-Listen erstellen und Aufgaben zuordnen.

Es gibt verschiedenste Möglichkeiten zur Teamarbeit mit Apps, dies ist nur eine Auswahl.

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