Im Dezember gab es gleich doppelten Grund zur Freude. Erstens: Die Welt ist ja doch nicht untergegangen. Zweitens: Blumentopf gaben eines ihrer berühmt-berüchtigten Gastspiele live vor einer gut gelaunten Schar Wiener Hip-Hop-Fans im WUK.
Anno 1992 starteten Blumentopf noch als Nachwuchsrapper auf den Bühnen im deutschen Freising, heute sind sie aus der deutschsprachigen Musikszene kaum wegzudenken. Wir trafen Bandmitglied Sebastian Weiss aka Sepalot, um mit ihm die vergangenen zwanzig Jahre Revue passieren zu lassen.
Blumentopf-Mitglied Sebastian Weiss im Interview
2012 hattet ihr Grund zum Feiern: 20 Jahre Blumentopf. Wie fühlt man sich bei so einem beachtlichen Jubiläum?
Man ist schon ziemlich stolz, besonders, weil man diesen Weg immer mit einer Band gemeinsam zurückgelegt hat. Dass man davon leben kann und die Dinge, die man tut, von Relevanz sind, ist schon ein tolles Gefühl. Wir gehen noch immer auf Tour, bringen Platten heraus … wir sind sehr dankbar dafür.
Wenn du zurückblickst, würdest du sagen, dass du noch immer derselbe bist wie am Beginn eurer Karriere?
Hoffentlich nicht, denn das wäre ein Armutszeugnis! Stillstand ist generell nicht gut, und nach zwanzig Jahren sollte man sich schon weiterentwickelt haben. Jeder von uns macht so seine Phasen durch – es ist ziemlich spannend, bei einer Band zu beobachten, wie sie von Album zu Album einen weiteren Schritt macht.
Euer 7. Studioalbum Nieder mit der GbR wurde im September 2012 veröffentlicht. Was hat es mit diesem Namen auf sich?
“GbR” steht ja für “Gesellschaft bürgerlichen Rechts”. Für uns hat dieses Konstrukt etwas Erdrückendes, es ist ein Sinnbild für Organisation, und die Organisation ist der Feind von Chaos – das wiederum ein Freund der Kreativität ist. “Nieder mit der GbR” war während der Albumproduktion unser Spruch gegen ständige To-Do-Listen – wir wollten unbehelligt kreativ arbeiten.
Was sind deiner Meinung nach die Stärken dieses Albums?
Die beiden Alben davor waren maßgebend. “Musikmaschine” war unsere Suche nach etwas Neuem in dem Genre, daher wurde es sehr vielseitig. “Wir” war dann die Antwort darauf, ein ganz stringentes Album, fast schon in einer Art Korsett. “Nieder mit der GbR” vereint die Erfahrungen, die wir mit den anderen Alben gemacht haben. Es entstand ohne Druck, ganz natürlich. Das Resultat war, das wir dabei so locker gearbeitet haben, wie schon seit unserer ersten Platte nicht mehr. Bei einem Debütwerk arbeitest du ja meistens so ungezwungen, weil du es zum ersten Mal machst.
Der Song „Bin dann mal weg“ erzählt von dem Wunsch, aus dem Alltag flüchten zu können. Geht dir das oft selbst so?
Klar! Zu oft hat man das Gefühl, eingeengt zu sein. Ich denke, es ist eine der großen Herausforderungen im Leben, abschätzen zu können, wo man mal die Zähne zusammenbeißen und durchhalten soll – und wo man es lieber lässt. Ich unterscheide das so: Dinge, die ich tue, müssen mit Spaß und Leichtigkeit gehen. Daher sollte man hin und wieder innehalten und sich fragen: „Hab ich noch Spaß daran?“
Blumentopf sind fünf Köpfe – wie habt ihr es geschafft, 20 Jahre gut zusammenarbeiten zu können?
Frag ich mich auch! (lacht). Wir sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber das ist Grundvoraussetzung für eine interessante Band. Klar, es wird manchmal ein bisschen selbstzerstörerisch und wir gehen uns ein wenig an die Gurgel. Aber das macht uns auch zu einer kreativen Band.
Wie verortest du die derzeitige Entwicklung im deutschsprachigen Rap – geht es vorwärts, oder doch eher rückwärts?
Immer vorwärts! Das Genre hat so viele Phasen durchlebt und ist nicht totzukriegen. Deutschsprachiger Hip-Hop ist stark. Und es macht total Spaß, diese vielen Entwicklungen in Deutschland und Österreich zu beobachten.
Welchen Bezug hat Blumentopf denn zu Österreich?
Unsere ganze Band hat einen großen Bezug zu euch! Unsere ersten Kontakte in die Szene hatten wir hier mit Urgesteinen wie Texta oder Total Chaos. Ich hab mir einige Zeit sogar überlegt, nach Wien zu ziehen …
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