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Hunderttausende klicken "Yolocaust" des Berliner Satirikers Shapira

Entlarvenden Website über das Verhalten von Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin.
Entlarvenden Website über das Verhalten von Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin. ©Shapira/Yolocaust.de
Der Berliner Autor und Satiriker Shahak Shapira (28) hat mit einer entlarvenden Website über das Verhalten von Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin einen Internet-Hit gelandet.
Höcke nennt Holocaust-Gedenken “Schande”

Die Seite “Yolocaust.de” sei am Mittwochmittag online gegangen und in den ersten zwölf Stunden mehr als 500.000 mal aufgerufen worden, teilte Shapiras Agentin am Donnerstag mit. Das Wort “yolocaust” setzt sich aus dem in sozialen Netzwerken beliebten Hashtag YOLO (You Only Live Once/Du lebst nur einmal) und Holocaust zusammen. Auf der Website hat Shapira Fotos aus sozialen Medien zusammengestellt, auf denen zumeist junge Touristen am Denkmal für die ermordeten Juden Europas fröhlich posieren. Bewegt man den Mauszeiger über die Bilder, werden die Protagonisten in Bilder aus nationalsozialistischen Vernichtungslagern montiert. So hüpfen, turnen und tanzen die Touristen plötzlich nicht mehr auf dem Mahnmal herum, sondern optisch auf ermordeten Opfern der Nazis.

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Künstler ruft Höcke zum Reflektieren auf

Die Idee für die Website sei in den vergangenen Monaten entstanden, sagte die Sprecherin. Anlass der Veröffentlichung sei der Tag zum Gedenken an die Opfer des Holocausts am 27. Jänner. In den sozialen Medien wurde die Seite allerdings auch oft in Bezug auf eine Rede des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke geteilt. Der hatte offensichtlich mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal von einem “Denkmal der Schande” gesprochen. Auch der Künstler selbst stellte sein Projekt in diesen Zusammenhang. Höcke solle sich das mal anschauen und reflektieren, was er da in Dresden so über Erinnerungskultur gesagt habe, sagte Shapira dem Magazin “jetzt.de”.

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Shapira wurde bespuckt und verprügelt

Der in Israel geborene Shapira wurde Anfang 2015 bekannt. Er hatte sich nicht gefallen lassen, dass junge Männer in der Berliner U-Bahn antisemitische und antiisraelische Parolen grölten und war deshalb bespuckt und verprügelt worden. Die Geschichte seiner Familie und das Leben als Jude in Deutschland hat er in seinem Buch “Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen! Wie ich der deutscheste Jude der Welt wurde” beschrieben. Inzwischen ist Shapira oft in den Medien präsent, unter anderem war er im ZDF zu Gast bei Jan Böhmermann.

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(APA/Red.)

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