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Holzkubus mit Lichtwaben

"Wir haben beim Bau dieser Schule und Halle sehr viel richtig gemacht." (Werner Müller, Bgm. von Klaus)
"Wir haben beim Bau dieser Schule und Halle sehr viel richtig gemacht." (Werner Müller, Bgm. von Klaus) ©Darko Todorovic
Klaus. Als logische Ergänzung der Klauser Mittelschule haben Dietrich/Untertrifaller an diese ein Gebäude angedockt, das viel mehr als eine Sporthalle ist.
Sporthalle und Mehrzweckgebäude Klaus

Als 2001 der Wettbewerb für den Neubau der Mittelschule Klaus-Weiler- Fraxern ausgeschrieben wurde, war auch eine Sporthalle Teil des Konzepts. Wettbewerbssieger war das Bregenzer Büro Dietrich/Untertrifaller Architekten. Vorerst wurde die Schule gebaut und 2003 bezogen, für den Neubau der Halle fehlte das Geld. Was schade war, war der architektonische Entwurf doch für beide Bauteile gedacht. Doch nachdem man eingesehen hatte, dass die energetisch nach heutigen Standards untragbare Halle nicht vernünftig zu sanieren war, entschied man sich dann doch zu einem Neubau. Mit dem Effekt, dass Schule und Sporthalle nun fast wie aus einem Guss dastehen, – fast deshalb, weil die hölzerne Fassade der Schule im Grad ihrer poetischen Vergrauung einen Vorsprung von immerhin zehn Jahren hat.

Dem Verlauf der Straße folgend, ist die Halle gegenüber der Schule im Abstand von 28 Metern parallel zu dieser nach vorne versetzt. Verklammert durch einen niedrigen und im Erdgeschoß offenen Verbindungstrakt, über dem die Bibliothek der drei Gemeinden eingerichtet ist. Seine gläserne Fassade ist nach vorne mit einem fein perforierten schwarzen Kupferblech überzogen, was sie am Tag von außen komplett verschlossen daherkommen lässt, während sie bei künstlichem Licht aus ihrem Inneren heraus zu leuchten scheint.

Die neue Halle ist dagegen genauso wie die Schule im Wesentlichen ein Holzbau. Gebaut auf höchstem ökologischen Niveau in Niedrigenergiestandard. Angelegt rund um einen für die Aussteifung des Gebäudes notwendigen Kern aus Stahlbeton. Die Stiegenhäuser und der Liftschacht sind hier untergebracht, belassen in ihrer puren Materialität. Ein Umgang mit Materialien, der für das gesamte Haus zutrifft: „Alles, was mit Holz gebaut ist, ist auch mit Holz verkleidet, Beton bleibt Beton, Gipskarton Gipskarton“, sagt Projektleiter Peter Nußbaumer, der gleich darauf noch das perfekte Ping- Pong mit den Bauherren lobt, besonders mit dem Klauser Bürgermeister Werner Müller: „Wir haben immer am gleichen Strang gezogen“, so der Architekt, und das sei wahrlich nicht immer so. Der gesamte Baukörper hat eine Außenhaut aus Weißtanne. Die vier Fassaden fallen aber völlig unterschiedlich aus. Die 30 Meter lange, zur Straße hin hermetisch geschlossene, ist mit schmalen Latten vertikal belegt. In von Aluleisten horizontal gefassten Blöcken, deren unterschiedliche Höhen der Fassade einen reizvoll geometrisches Raster verpassen. Vor die von der Straße abgewandte, gläserne Fassade ist dagegen ein „Vorhang“ aus hölzernen Lamellen gehängt, der im Bereich des langen Balkons teilweise löchrig ist. In die Eingangsfassade ist im Erdgeschoßbereich ein riesiges horizontales Schaufenster geschnitten, die Fassade gegenüber öffnet sich in der Höhe des ersten Geschoßes durch gläserne Türen.

Dass das neue Gebäude nicht „nur“ eine Sporthalle, sondern ein Mehrzweckgebäude ist, bemerkt man beim Betreten sofort. Auch wenn diese Halle eindeutig das „Herz“ des Ganzen ist. In ihrem unteren Teil ist sie eingegraben in den Boden, wodurch den eigentlichen zwei Geschoßen des Hauses ein drittes hinzuwächst. Was sich in der Halle tut, ist von der gläsernen Brüstung im Eingangsbereich schön zu verfolgen, noch besser allerdings von den variabel ausfahrbaren sieben Tribünen. Ihrer Decke, die wie ein überdimensionaler Eierkarton konstruiert ist, verdankt die Halle ihr wunderbar blendfreies Licht. Diese Decke besteht aus 56 Segmenten, die vier mal vier Meter groß und rund drei Meter tief sind und sich nach oben zu verglasten Hochpunkten im Format von ein mal ein Meter verengen. Diese auch formal imposanten Schächte sind allerdings in vier Varianten verzogen und in den unterschiedlichsten Varianten kombiniert.

Der Raum links vom Eingang wird bei Sportveranstaltungen gastronomisch genutzt, während des schulischen Alltags ist er Ort für die Tagesbetreuung der Mittelschüler. Sie spielen auch in den Räumen, wo sich abends die Mitglieder der diversen Vereine treffen, während sich der Gymnastikraum bei Bedarf in einen Ort für kleinere Veranstaltungen verwandeln lässt. Genauso wie der nicht zuletzt aus akustischen Gründen ganz aus Holz gebaute Proberaum für die Blasmusik ist auch der Gymnastikraum angenehm eineinhalbgeschoßig.

Daten und Fakten

Objekt: Sporthalle und Mehrzweckgebäude Klaus

Bauherr: Gemeinde Klaus

Architektur: Dietrich | Untertrifaller, Bregenz

Fachplaner/ Ingenieure: Statik Holzbau: Kurt Pock, Spittal a. d. Drau; Statik Stahlbeton: gbd, Dornbirn; Haustechnik: GMI, Dornbirn; Elektro: Hecht, Rankweil; Bauphysik: Team GMI, Schaan und Weithas, Lauterach; Landschaftsarchitektur: Heinrich, Winterthur; Sicherheit: IBS, Linz

Planung: 4/2012–5/2013
Bau: 5/2013–12/2014
Grundstücksfläche: 15.238 m²
Nutzfläche: 2435 m²

Bauweise: wasserundurchlässiger Beton und Sichtbeton; Außenwände: Holzrahmenkonstruktion

Ausführung: Baumeister: Wilhelm und Mayer, Götzis; Bauleitung: Elmar Gmeiner, Schwarzach; Zimmerer: Dobler, Röthis; Elektro: Aschaber, Kitzbühel und Christian Maier, Götzis; Lüftung: Kranz, Weiler; Heizung/Sanitär: Dorfinstallateur Götzis; Erdsonde: Plankel, Wolfurt; Spengler: Heinzle, Koblach; Metallbau: Wolf Zargen und Summer, Weiler; Tischler: Lenz- Nenning, Dornbirn; Teleskop-Tribüne: Kaiser, Moosbach

Energiekennwert: 14 kWh/m²a (Heizwärmebedarf)

Baukosten: 6,2 Mio. Euro

Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der Vorarlberger Nachrichten

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut

Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at

Mit freundlicher Unterstützung durch Arch+Ing

Montag, 23. Februar 2015, 19 Uhr vai, Marktstraße 33, Dornbirn ArchitektInnen erläutern mit Bauherren und Baukulturverantwortlichen aus den Gemeinden aktuelle Projekte mit Islambezug im Rahmen der Ausstellung „Architektur ist Leben – der Aga Khan Award for Architecture 2013“.

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