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Künstlerisch wie menschlich überzeugend

Tangomusiker und -tänzer und Menschen mit Behinderung waren zum Abschluss auf der Bühne.
Tangomusiker und -tänzer und Menschen mit Behinderung waren zum Abschluss auf der Bühne. ©Ishka Michocka
Das 2013 erstmals in Bregenz durchgeführte internationale Tangofestival mit Inklusion „Tango en Punta“ erlebte heuer seine erfolgreiche zweite Auflage im Festspielhaus.Den künstlerischen Höhepunkt des Festivals bildete das im Zeichen des 100.
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Geburtstags des Bandoneon-Spielers Aníbal Troilo, genannt „Pichuco“ stehende Tangokonzert. Das russische Solo-Tango-Orchester bestritt mit Perfektion an Bandoneon, Geige, Piano und Bass den größten Teil des Konzertes aus Nummern des in Südamerika hochverehrten Komponisten Aníbal Troilo. Dessen Orquesta Típica gehörte von 1938 bis Anfang der Vierziger Jahre auch Astor Piazzola an. Nachdem „Tango en Punta“ als erste internationales Tangofestival mit Inklusion weltweit firmiert und als einziges Tangokonzert jährlich auf zwei Kontinenten stattfindet, wählte die Familie Troilo Bregenz als einen der Standorte für die Hommage an ihren Großvater aus.

Überzeugender Enrique Dia
Die Überraschung des Abends war der als Enrique Dia angekündigte Tangosänger hinter dem sich der uruguayische Opernsänger Matiás Enrique Haber verbirgt. Haber hat Gesangsstudien in Buenos Aires und Rom absolviert und sang bereits in Barcelona, Florenz, Salzburg, an der Wiener Staatsoper und der Philharmonie Berlin. Seine Intonation von Troilo-Nummern wie „Nieselregen“ oder Toda mi vida – Mein ganzes Leben brachten den melancholischen Schmerz und das Feuer der ursprünglichen Nummern ohne Schmalz dafür mit feinen, leisen Tönen wie feurigen Appellen auf die Bühne: „Bandoneon… fühlt Mitleid mit dem Schmerz der anderen, beim Pressen deines schlaffen Blasebalgs kommt er dem Herzen näher, das am meisten leidet…!“

Inklusion als Herzstück des Festivals
Im Wechselspiel von Konzert und Tanzshow zeigten die Paare Ariadna Naveira und Fernando Sánchez, Martín Maldonado und Maurizio Ghella, Lucila Cionci und Rodrigo “Joe” Corbata, Paola Mainero und Gustavo Aramburu und Sayaka Higuchi & Joschka Engel mit unterschiedlichen Tangostilen ihr Können. Als Vorarlberger Tangueros begeisterten Claudia Grava und Martin Birnbaumer. Erneut durften die Besucher zum Schluss der perfekten künstlerischen Darbietung teilnehmen am emotionalen Herzstück des Festivals: Der Inklusion.

Fortsetzung im Jahr 2015
Die Initiatoren Andrea Seewald (Tänzerin aus Götzis) und Matías Haber (Gesangslehrer, Punta del Este) haben es sich mit „Tango en punta“ zum Ziel gesetzt, Menschen mit und ohne Behinderung im Tangotanz zusammenzuführen. Schützlinge der Lebenshilfe die während des Jahres bereits in Workshops mit den beiden Tango getanzt hatten, wurden zur finalen Darbietung des Konzertes auf die Bühne gebeten und sorgten dort  im gemeinsamen Tanz mit Stars für Standing Ovations unter den 600 Gästen. Das Festival endete am Sonntag mit insgesamt 150 Teilnehmern in Workshops und rund 250 Teilnehmern bei „Inklusion hautnah“, bei dem behinderte Menschen und Tangofans sich in festlich gestalteter „Milonga“-Atmosphäre trafen und neben Tanzschritten die Essenz des Tangos, die Umarmung, pflegten. 2015 will Andrea Seewald das jeweils in Uruguay und in Bregenz stattfindende Festival erneut durchführen.

 

 

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