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Hörstationen zum Thema Demenz in Götzis und Altach

Derzeit drei Hörstationen in Götzis und zwei in Altach.
Derzeit drei Hörstationen in Götzis und zwei in Altach. ©Sozialdienste Götzis / Lins
Götzis. Sechs junge Autorinnen und Autoren präsentieren im öffentlichen Raum seit 29. Juli bis 11. August ihre Texte zum Thema Demenz. Zu diesem Zweck werden fünf ungewöhnliche Hörstationen - eine Im Garnmarkt vor der Bibliothek, eine beim Pfarrzentrum Götzis, eine vor der Kirche St. Ulrich in Götzis und zwei auf dem Kirchplatz in Altach - aufgestellt.

Diese Stationen gehen dann noch bis Ende August auf weitere Wanderschaft und sind in Dornbirn und Hohenems noch zu erleben.

Ein Textauszug der Maturantin Alina Birkel (18) führt in die Erlebniswelt einer Person, die an Lewy-Body-Demenz erkrankt ist – eine Form dieser Erkrankung, die mit Halluzinationen einhergehen kann. Die Texte entstanden in einer Schreibwerkstatt des Landestheaters und in Kooperation mit der Aktion Demenz.

Im Mittelpunkt der Aktion Demenz steht die Vision, dass in Vorarlberg Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben ungehindert teilhaben können.
www.aktion-demenz.at

Ich lebe in meiner Welt, wie ich es immer wollte; lebe mit mir selbst und doch nicht allein. Ich kann mich nicht beklagen; mich auf meine Vergesslichkeit verlassen, denn sie löscht, was ich selbst nicht zu löschen vermag. Früher glaubte ich, viel zu wissen, lebte gegenwartsfern wie ein Kriegsveteran, dachte nie an mich, jetzt, das Leben. Vielleicht war das härteste für mich, nicht mehr weiter zu können, nicht mehr so zu können wie bisher, mich nicht mehr vergessen zu können. Denn ich vergaß mich, jeden Morgen wenn ich aufstand, dachte an den nächsten Tag, die nächste Woche, die nächste Stunde. Ich lebte, um zu warten; gelegentlich die Vergangenheit im Kopf. Und jetzt kann ich nicht mehr. Ich muss aufstehen und nachdenken, über jetzt, damit es morgen noch gibt, damit ich mich heute nicht verlaufe. Die Vision, mein Begleiter, meine Außenprojektion, sie hilft mir nicht weiter. Sie zeigt mir den Weg in mich hinein, lässt mich verloren gehen in den Gärten meines Lebens, wo jeder Baum, jedes Blatt, jede Pfl anze ein Jahr darstellt, einen Moment oder manchmal ein Gefühl, einen Freund oder eine Schwester. Verwelkt hängen manche Blätter an ihren Zweigen, Blüten blühen in vermischten Jahreszeiten durcheinander, lassen mich die Orientierung verlieren, ich muss wie ein kleines Kind alles bestaunen, beobachten, mein Leben überdenken. Das Vergessen erinnert mich, an mich, an jetzt.
TEXTAUSZUG DER MATURANTIN ALINA BIRKEL (ICHSPIEGELUNG)

Quelle: HAUS DER GENERATIONEN, Martin Herburger, Sozialdienste Götzis

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