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Hochwassergefahr durch Wald und Dachs

Hat der Rhein in seinem Bett mehr Platz, fließen auch 4.300 m3 Wasser pro Sekunde gefahrlos Richtung Bodensee.
Hat der Rhein in seinem Bett mehr Platz, fließen auch 4.300 m3 Wasser pro Sekunde gefahrlos Richtung Bodensee. ©IRR – Rhesi
Etliche Hektare Wald müssen gerodet und die Dämme verstärkt werden. So tragen die zuständigen Rheinbauleiter und ihre Teams zur Abwehr der Hochwassergefahr am Rhein bei. Als Zukunftsprojekt ist ein großzügiger Ausbau der Hochwassersicherheit bereits auf Schiene.
Information zum Hochwasserschutz am Rhein

Das nächste Hochwasser im Rhein kommt bestimmt, unklar ist lediglich das Datum. Die zuständigen Stellen auf beiden Seiten der Grenze möchten jedenfalls möglichst gut vorbereitet sein. Darüber informierten am 9. Juli Fachleute in Fußach. Eingeladen hatten die Gemeinden Fußach und Höchst gemeinsam mit der IRR, der Internationalen Rheinregulierung. Der Fußacher Bürgermeister Ernst Blum berichtete zur Begrüßung über bereits gesetzte Maßnahmen zur Hochwassersicherung. Ebenso bereiten sich die Gemeinden auf einen möglichen Ernstfall vor.

240 m3 oder 3.100 m3 pro Sekunde

Im Normalfall fließen etwa 240 m3 Wasser pro Sekunde durch den Rhein Richtung Bodensee. Die Hochwasserdämme sollen aber auch ein 100jähriges Hochwasser mit 3.100 m3/s noch schaffen. Allerdings ist es dafür erforderlich, die Dämme immer wieder entsprechend abzusichern. Über weite Strecken sind deshalb sogenannte Schmaldichtwände in die Hochwasserdämme eingebracht worden. Diese Betonstreifen bremsen ein Durchsickern des Wassers. Ab Mitte August werden auch die restlichen Bereiche so gesichert. Das berichtete DI. Dieter Vondrak, der österreichische Rheinbauleiter. Im Bereich des Wasserwerkes Höchst hingegen wird der Rheindamm verbreitert, weil sonst der Trinkwasserfluss beeinträchtigt wäre. Entlang der Dämme entstehen noch heuer „Interventionspisten“, also Servicestraßen. So ist die Zufahrt zur Kontrolle besser möglich, im Ernstfall gelangt schweres Gerät sicher zum Einsatzort.

Einsatz gegen Auwald und Dachs

„Wir in der Schweiz produzieren derzeit in erster Linie Löcher gegen das Hochwasser.“ Der Schweizer Rheinbauleiter DI Daniel Ditsche erläuterte seine Aussage eindeutig: Vor etlichen Jahrzehnten wurden im Raum Diepoldsau etwa 10 ha Auwald direkt an den Hochwasserdamm gepflanzt. Die Wurzeln rasch wachsender Pappeln lockerten das Erdreich auf, Stürme fällen Bäume und sorgen für weitere Instabilität. Wo Bäume abstreben, vermodern bis zu 6 Meter tiefe Wurzelstöcke in Dammnähe. „Im Wald fühlen sich auch Dachse und Füchse wohl. Sie graben Wohnhöhlen in den Damm.“ In ein, zwei Fällen wurden Dachsgänge durch die gesamte Dammbreite gegraben. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Die Hochwasserdämme müssen frei sein von grabendem Getier und auch ohne Baumbewuchs.

Hält eine Hochwassersituation länger an, ist es erforderlich, mit passenden Filternetzen zu verhindern, dass Material ausgeschwemmt wird. Da klappt nur, wenn an den Dämmen nur Gras und Blumen wachsen; Baumstämme sind fehl am Platz.

Schutz auch bei 4.300 m2/s

Während der vergangenen Jahrhunderte gab es am Rhein einige gewaltige Hochwasserereignisse. Deshalb ist langfristig ein weiterer Ausbau der Sicherheit erforderlich. Darum kümmert sich das Projekt „Rhesi – Rhein-Erholung-Sicherheit“ der Internationalen Rheinregulierung. Der Fluss soll innerhalb der Hochwasserdämme mehr Platz erhalten. Dazu werden die Steinwuhre aufgelöst, der Rhein sucht sich seinen Weg zwischen den Hochwasserdämmen selbst.

Dr. Markus Mähr, Projektleiter für diese auf über 20 Jahre ausgelegte Maßnahme, berichtete in Fußach von den Zielen. „Die Aufweitung des Mittelgerinnes schafft eine höhere Durchflusskapazität. So sind wir auch gegen ein 300jähriges Hochwasser mit 4.300 m3/s gewappnet.“ Nach Abschluss der Planungen und der behördlichen Verfahren soll die Umsetzung 2020 starten. Begonnen wird bei der Rheinmündung in den Bodensee, weil im Unterlauf ab Hohenems die größte Überschwemmungsgefahr besteht.

 

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