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Hochwasser: Donau steigt östlich von Wien, erste Entspannung im Westen

Während in Tirol, Salzburg und Oberösterreich bereits die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, hat sich die Hochwasserlage in den östlichen Bundesländern Niederösterreich und Wien am Donnerstag leicht entspannt. Kritisch war nur der Bereich an der Donau östlich von Wien, wo der Pegel noch anstieg.
Weiter Bangen in Hainburg
Aufräumarbeiten in Melk/Donau
Hochwasser in Österreich I
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Hochwasser in Krems
Hochwasser in Passau
Hochwasser in Wien
Flut hält Deutschland weiter in Atem
Gefahr für Trinkwasser
Risikogewässer in Österreich

Unverändert und stabil blieb die Lage in Hainburg an der Donau (Bezirk Bruck a.d. Leitha), wo das Augenmerk u.a. dem vom Hochwasser bedrohten Bahnhof galt. In Niederösterreich standen bisher 14.200 Kräfte von 1.093 Feuerwehren mit 3.214 Fahrzeugen im Hochwassereinsatz. Dazu zählten auch 32 Züge des Katastrophenhilfsdienstes.

Lage in Niederösterreich entspannt sich

Die Bilanz für den Donnerstag: Die Donau “beruhigte” sich, die Pegel waren allmählich im Sinken begriffen – auch östlich von Wien an der Messstelle Wildungsmauer (Bezirk Bruck a.d. Leitha). “Es erfolgt zwar sehr langsam, aber es geht zurück”, hieß es beim hydrografischen Dienst.

Am Nachmittag gab es laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger keine gröberen Probleme, auch die aufgeweichten Dämme u.a. in Stopfenreuth (Bezirk Gänserndorf) hielten. Beim Damm am Kremsfluss in Theiß war die Lage nach Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos Krems stabil. Insgesamt wurden dort 6.000 Tonnen Schotter und 10.000 Quadratmeter Vlies verarbeitet, weil auch der Begleitweg komplett aufgeweicht war. Ein weiteres Problem in diesem Bereich bildete das steigende Grundwasser, mithilfe von drei Großpumpen wurden 600.000 Liter pro Stunde zurückgepumpt.

Aufräumarbeiten in Oberösterreich

In Krems hatte man unterdessen mit den Aufräumarbeiten begonnen. Die B3 im Stadtgebiet und die B35 (Ringstraße) sollten im Laufe des Tages wieder freigegeben werden, so das Rathaus. Dennoch wurde geraten, von zusätzlichen Fahrten nach Stein Abstand zu nehmen, damit alle notwendigen Abbauarbeiten reibungslos verlaufen können.

Bei den Aufräumarbeiten in Oberösterreich wollen nach Angaben des Landes Zigtausende helfen. Im Bezirk Urfahr-Umgebung hat der Ansturm von Freiwilligen zu Verkehrsproblemen geführt. Die Polizei musste die Straße zur Gemeinde Goldwörth, die von der Flut besonders arg getroffen worden ist, abriegeln.

Pegel in Wien sinken

Aufatmen konnte auch die Bundeshauptstadt. Laut Wiener Gewässerabteilung wurde der Pegel stetig niedriger. Die Häfen Lobau und Albern waren zwar weiter überschwemmt, aber auch hier ging das Wasser zurück. Der Höhepunkt in Wien wurde in der Nacht auf Donnerstag erreicht: Um Mitternacht lag der Donau-Pegel Korneuburg noch bei einem Rekordniveau von 8,09 Meter, was eine Durchflussmenge von rund 11.000 Kubikmeter pro Sekunde bedeutete.

Auch in den beiden betroffenen Häfen sei das Wasser noch einmal um circa 20 Zentimeter gestiegen – auf rund 70 Zentimeter im Albern und circa 1,50 Meter in der Lobau, teilte eine Sprecherin des Wiener Hafens am Nachmittag mit: “Jetzt ist das Wasser langsam rückläufig.” Im Alberner Hafen sicherte die Feuerwehr am Vormittag einen Öltank, damit er nicht aufschwimmen und davontreiben kann. Gefahr war keine im Verzug. Die Sperre der A4-Unterführung Stadionbrücke konnte aufgehoben werden.

Feuerwehr versorgt Kreuzfahrtpassagiere

Passagiere eines Donau-Kreuzfahrtschiffes, das in Nussdorf angelegt war, konnten den Fluss-Liner nicht mehr verlassen, da der ans Ufer führende Steg überflutet ist. Sie wurden von der Feuerwehr versorgt, wie ein Sprecher der Berufsfeuerwehr Wien berichtete. Eine Evakuierung, so betonte er, war vorerst aber nicht geplant.

Linz: Schiff beinahe in Brücke gekracht

Auch in Linz ist ein Schiff aufgrund des Hochwassers in Schwierigkeiten geraten. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Polizei Sonntag früh 120 Passagiere eines Schweizer Schiffes in Sicherheit gebracht. Die Beamten hatten erkannt, dass ein ungehindertes Passieren der Eisenbahnbrücke nicht mehr möglich und eine Kollision die Folge gewesen wäre. Nachdem die Menschen das Schiff verlassen hatten, konnte es auf der hochwasserführenden Donau buchstäblich in letzter Sekunde unter dem Bauwerk durchfahren.

Zwei Wasserleichen in Vorarlberg

In Vorarlberg sind möglicherweise zwei weitere Hochwasseropfer zu beklagen. Am Mittwoch wurden gleich zwei Leichen entdeckt, wie die Polizei berichtete. In einer Unterführung in Hörbranz (Bezirk Bregenz) wurde ein 55-jähriger Mann in 20 Zentimeter tiefem Wasser liegend aufgefunden, vor Gaißau barg die Feuerwehr einen tote Person aus dem Bodensee.

Trinkwasser in Gefahr?

Das nächste Problem steht schon vor der Tür: Nach dem Rückgang der Wassermassen besteht eine potentielle Gefahr für das Trinkwasser durch Eindringen von schmutzigen Oberflächenwasser und der daraus folgenden Kontamination mit Krankheitskeimen.

Große Solidarität bei Aufräumarbeiten

Bei den Aufräumarbeiten zeigten sich die Österreich solidarisch. Im oberösterreichischen Bezirk Urfahr-Umgebung hat der Ansturm von Freiwilligen sogar zu Verkehrsproblemen geführt. Die Polizei musste die Straße zur Gemeinde Goldwörth, die von der Flut besonders arg worden ist, abriegeln. Die Hilfe müsse koordiniert ablaufen, appellierten LH Josef Pühringer und der zuständige Landesrat Max Hiegelsberger (beide V), sich über das “Team Österreich” anzumelden.

Regierung will Freiwillige finanziell abgelten

Der Einsatz von Freiwilligen löste auch in der Politik Diskussion aus. Die Regierung will nun die finanzielle Abgeltung für freiwillige Helfer im Katastropheneinsatz auf breiter Basis diskutieren. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) kündigte gegenüber der APA einen “Gipfel” für kommenden Dienstag an. Dort will sie mit Einsatzorganisationen, Bundesländern und den zuständigen Ministerien über eine “Gesamtlösung für freiwillige Hilfskräfte” sprechen. Zuletzt war anlässlich der Hochwasserkatastrophe wiederholt der Ruf nach einer Entgeltfortzahlung für die Helfer laut geworden.

Berlakovich will Österreich “sicherer machen”

Umweltminister Nikolaus Berlakovich will in Abstimmung mit den Ländern das Hochwasserschutzprogramm für die nächsten Jahre weiter ausbauen und damit “Österreich Stück für Stück sicherer machen”. Auf konkrete Zahlen – Oberösterreichs Umweltlandesrat Anschober hatte von Berlakovich für sein Bundesland bis Ende 2016 zusätzliche Mittel in Höhe von 27,5 Mio. Euro gefordert – wollte sich der Umweltminister vorerst allerdings nicht festlegen.
(red/APA)

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