Hittisau. Vor zwei Jahren war es eine (und zwar die erste) Architektin aus Vorarlberg, jetzt sind es gleich zehn Baumeisterinnen aus dem fernen Tansania. Doch wie kommt eine Ausstellung über eine jahrhundertealte Bautradition der Maasai in ein Museum in Hittisau? Ganz einfach, indem eine aus dem Bregenzerwald stammende Architektin und Hochschuldozentin sich intensiv mit der traditionellen Baukultur der Maasai Frauen beschäftigt hat und die Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit nun einer breiten Öffentlichkeit im einzigen Frauenmuseum Österreichs vorstellt.
Zehn Baumeisterinnen
Bereits im Herbst 2016 wurde die Ausstellung „Maasai Baumeisterinnen aus Ololosokwan“ im Frauenmuseum eröffnet. Porträtiert werden zehn ausgewählte Maasai Baumeisterinnen mit ihren bewegenden Lebensgeschichten und den von ihnen erbauten Gebäude. Sie stehen für alle Maasai-Frauen im Gebiet rund um das Dorf Ololosokwan in Tansania, wo die Frauen alleine für den Bau und den Erhalt der traditionellen Hütten (Enkaji) verantwortlich sind.
25 Quadratmeter
Die Maasai Familien leben in polygamen Familienverbänden, in denen jede der Ehefrauen eine eigene Hütte besitzt, die sie selbst erbaut. Bis zu zwei Erwachsene und sechs Kinder teilen sich 25 Quadratmeter bzw. sechs Räume mit dem Jungvieh. Die von Cornelia Faisst kuratierte Ausstellung im Frauenmuseum ist eine baukulturelle Annäherung an das faszinierende Leben der Maasai Frauen und ermöglicht einzigartige Einblicke in deren Alltag. Sie gibt Antworten auf Fragen wie: Wie baut man so ein Haus aus Ästen, Erde, Asche, Sand, Kuhdung, Urin und Wasser? Wo finden sich die individuellen Körperproportionen der Frauen in den Häusern wieder? Warum ist es im Inneren so dunkel? Thematisiert wird auch das sensible Thema der Emorata, der weiblichen Beschneidung. Noch heute werden in abgelegenen Gebieten wie Ololosokwan unzählige Mädchen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren beschnitten und anschließend verheiratet.
Handwerkerinnen für Handwerkerinnen
Eine „Nebenrolle“ bei der Ausstellung spielen zehn Handwerkerinnen aus dem Bregenzerwald und Umgebung, die je eine Holztruhe für eine der Maasai Baumeisterinnen gestaltet haben. Diese außergewöhnlichen Holztruhen werden im Anschluss an die Ausstellung verkauft. Der Erlös kommt dem Ausbildungs- und Selbsthilfe-Projekt SIDAI zugunsten der Bildung von Mädchen und Frauen aus Ololosokwan zu Gute.
Neue Struktur
Mit dieser Ausstellung kommt das Frauenmuseum dem politischen Auftrag nach, hochwertige Leistungen im Bereich der Kultur- und Bildungsarbeit zu erbringen – und dies mit einer neuen Struktur. Am 21. Februar 2017 wurden die Weichen gestellt für eine unabhängige und zukunftsorientierte Trägerschaft des Frauenmuseum Hittisau: An diesem Tag hat die Gemeindevertretung Hittisau den Beschluss gefasst, das Museum in einen Trägerverein zu überführen. „Mit dieser jetzt neu zu schaffenden Struktur können wir unseren Weg fortsetzen. Mehr Unabhängigkeit mit einem eigenen Trägerverein bedeutet zwar gesteigerte Verantwortung, aber auch mehr Gestaltungsspielraum. Das ist bezogen auf unsere Thematik – Frauengeschichten und -kultur darzustellen, zu erforschen und in Bezug auf ländliche Entwicklungen kritisch zu beleuchten – ein wichtiger Entwicklungsschritt“, so die Direktorin des Frauenmuseums Hittisau, Stefania Pitscheider Soraperra.
„Maasai Baumeisterinnen aus Ololosokwan“
Frauenmuseum Hittisau
Verlängert bis 8. Oktober 2017.
Sommeröffnungszeiten:
10. April bis 26.Oktober 2017
MI 14-17 Uhr
DO-SO 10-17 Uhr
Führung mit der Kuratorin Cornelia Faisst
jeweils um 17 Uhr
7. Mai 2017
4. Juni 2017
Die porträtierten Maasai Baumeisterinnen aus Ololosokwan:
Kiramatisho Parmwatt
Meeyu Koitumet
Napolos Mbunito
Naserian Kipees
Naswaku Parmwatt
Naswaku Rotiken
Nekishon Koipa
Nooltetiaini Rotiken
Norkireu Rotiken
Saning‘o Tomboy
Die Handwerkerinnen aus dem Bregenzerwald:
Monika Arnold
Maria Christern
Christina Fetz-Eberle
Belinda Hager
Manuela Maass
Heidi Maurer
Martha Niederacher
Petra Raid
Ina Rüf-Amann
Irmgard Schwärzler
Bianca Winder
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