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Historischer 4:0-Triumph von Spanien über Italien im EM-Finale 2012

Spanien schafft historische EM-Titelverteidigung.
Spanien schafft historische EM-Titelverteidigung. ©EPA
Spaniens Fußball-Nationalteam hat am Sonntagabend in Kiew mit dem 4:0-(2:0)-Sieg im EM-Finale über Italien gleich in mehrfacher Hinsicht Geschichte geschrieben.
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Spaniens Fußball-Herrschaft geht weiter. Nach der EM 2008 und der WM 2010 hat “La Roja” am Sonntagabend in Kiew auch die EURO 2012 für sich entschieden. Es ist der erste derartige Hattrick der Geschichte. Die Spanier setzten sich dank ihrer mit Abstand besten Turnierleistung gegen Italien eindrucksvoll 4:0 (2:0) durch. Die herrlich herausgespielten Treffer in einem hochklassigen Finale erzielten David Silva (14.), Jordi Alba (41.), Fernando Torres (84.) und Juan Mata (88.).Auch die Italiener fanden zunächst einige hochkarätige Chancen vor, scheiterten aber immer wieder am überragenden spanischen Tormann Iker Casillas. Nach der Verletzung von Thiago Motta mussten die Italiener die letzte halbe Stunde in Unterzahl spielen, da das Austauschkontingent bereits ausgeschöpft war. Spätestens da war das Finale entschieden. Die spanischen Fans durften wieder einmal mit den Feierlichkeiten beginnen, und die Spanier kamen noch zum höchsten Finalsieg in der Historie von Welt- und Europameisterschaften.

Spanien ist Rekord-Europameister

Die Spanier sind nun mit drei EM-Triumphen (1964, 2008, 2012) gemeinsam mit Deutschland auch Rekord-Europameister. Der vierfache Weltmeister Italien muss hingegen weiter auf den zweiten EM-Titel nach 1968 warten. Auch im Jahr 2000 hatte die “Squadra Azzurra” im Endspiel mit 1:2 nach Golden Goal gegen Frankreich den Kürzeren gezogen.

690 Tage nach dem Start der EM-Qualifikationphase trafen die beiden südeuropäischen Großmächte zum Abschluss und Höhepunkt der EURO im Olympiastadion der ukrainischen Hauptstadt aufeinander. Beide Teams hatten den Weg nach Kiew ohne eine einzige Niederlage überstanden, im direkten Duell in der Vorrunden-Gruppe C hatten sich die Spanier und die Italiener in einer hochklassigen Partie 1:1 getrennt.

Kritik an Spielsystem Spaniens vor dem Finale

Abgesehen von diesem Match hatten sich die Spanier im Turnierverlauf oft mit schon nicht mehr gewohnter Kritik konfrontiert gesehen. Viel zu viel in die Breite und zu wenig auf den Endzweck aus – so hatte der Vorwurf an das Kurzpass-Spielsystem gelautet, mit dem man die Gegner zu zermürben suchte. Nörgeln auf hohem Niveau.

Endspiel auf höchstem Niveau

Die Spanier und ihren Teamchef Vicente del Bosque ließ das kalt, sie schienen sich ihre Galavorstellung fürs Finale aufgehoben zu haben. Die Iberer schnürten die Italiener in deren Strafraum ein und suchten von Anpfiff weg den direkten Weg zum Tor. Ein Freistoß (6.) und ein Kopfball (7.) von Sergio Ramos streiften übers italienische Tor, auch Xavi schoss drüber (10.).

Mit einem an ihre besten Zeiten erinnernden Spielzug sorgten die Spanier dann auch fürs frühe und auch schon verdiente 1:0 (14.). Nach perfekt getimten Lochpass von Andres Iniesta zog Cesc Fabregas auf der rechten Seite Richtung Toroutlinie. Anstelle eines Schusses aus spitzem Winkel lieferte Fabregas eine perfekte Flanke auf Silva, der per Kopf ins linke Kreuzeck abschloss.

Die Italiener, bei denen Abwehr-Routinier Giorgio Chiellini früh verletzt ausschied (21.), nahmen den Kampf an und trugen ebenfalls ihren Teil zu einem lebendigen und offen geführten Endspiel bei. Spaniens Goalie Iker Casillas hatte bei zwei hohen Bällen Mühe, rettete aber mit Mühe vor Daniele de Rossi (16.) und Mario Balotelli (27.). Auch Antonio Cassano prüfte mit zwei Schüssen (29., 33.) Casillas.

Die größere Klasse und Genialität hatten aber die Spanier in ihren Reihen. Xavi spielte millimetergenau in den Lauf des heranstürmenden Alba, der Italien-Keeper Gianluigi Buffon mit einem Flachschuss keine Chance ließ und noch vor der Pause auf 2:0 stellte (41.).

Das Finale blieb auch nach der Pause höchst unterhaltsam. Der eingewechselte Antonio di Natale setzte einen Kopfball übers Tor (46.) und scheiterte aus kurzer Distanz am überragenden Casillas (51.), der seine Torsperre in K.o.-Spielen bei großen Turnieren auf unglaubliche 990 Minuten ausbaute.

Es war nicht der Tag der Italiener und schon gar nicht der Tag von Thiago Motta. Zunächst hätte Motta fast den Mannschaftsbus Richtung Stadion verpasst, im Match verletzte er sich dann nur vier Minuten nach seiner Einwechslung (57.) so schwer, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Besonders bitter für Italiens Teamchef Cesare Prandelli war, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits dreimal gewechselt hatte.

Somit war Italien in der letzten halben Stunde in Unterzahl und das Finale endgültig entschieden. Spanien begnügte sich zunächst mit spielerischer Dominanz und Ballbesitz. Im Finish erwachte dann aber noch einmal der Torhunger von “La Roja”. Nach neuerlichem Xavi-Traumpass stellte der eingewechselte Torres auf 3:0 (84.), nach überlegter Torres-Vorarbeit rollte Mata den Ball zum Endstand über die Linie (88.).

Torres ist Torschützenkönig

Fernando Torres hat sich am Sonntagabend zum Torschützenkönig der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gekrönt. Der spanische Stürmer erzielte beim 4:0-Finalsieg in Kiew gegen Italien in der 84. Minute den Treffer zum 3:0. Torres holte sich mit drei Treffern den Schützentitel, weil er im Gegensatz zu Mario Balotelli (ITA), Alan Dsagojew (RUS), Mario Gomez (GER), Mario Mandzukic (CRO) und Cristiano Ronaldo (POR) neben seinen drei Treffern auch zwei Tore vorbereitet hat.

Meinungen zum Finale Spanien-Italien

Jordi Alba (Spanien-Torschütze zum 2:0): “Es ist wunderbar, dass wir den Titel erfolgreich verteidigt haben. Wir haben noch einmal Geschichte geschrieben. Wir werden das erst nach und nach fassen können. Ich freue mich sehr, dass ich das Tor gemacht habe.”

Cesare Prandelli (Italien-Teamchef): “Wir waren mit Leib und Seele dabei, konnten aber mit diesem starken Gegner nicht mithalten. Wir haben so gut wie möglich gespielt. Leider ist uns kein Wunder gelungen, wir haben aber trotzdem Fantastisches geleistet. Ich denke, diese Mannschaft wird weiter wachsen. Wir müssen dieser Mannschaft Zeit geben, dann werden ihre Leistungen noch besser werden.”

Gianluigi Buffon (Italien-Tormann und -Kapitän): “Man muss akzeptieren, dass es eine Mannschaft gibt, die besser ist. Es war ein sehr gutes Finale. Die Spanier haben mehr Spieler in ihren Reihen, die schon viele Erfahrungen mit solchen großen Partien haben. Es gibt nichts, was wir uns vorwerfen müssen, die Spanier waren einfach besser.”Giancarlo Abete (Italien-Verbandspräsident): “Wir waren einfach nicht so brillant wie sonst.”

Vicente del Bosque (Spanien-Teamchef): “Ich bin sehr stolz auf meine Spieler. Die Mannschaft hat sehr eng zusammengehalten. Wir haben fast perfekt gespielt. Wir waren dominant, haben offensiv gespielt und hatten viel Ballbesitz. Wir wissen, dass es ein historischer Moment ist. Und wir sind sehr zufrieden damit. Wir haben ein großes Turnier gespielt und jetzt sind wir glücklich, den Titel feiern zu können. Wir denken schon, dass Spanien zufrieden ist und wir sind stolz, diese Freude gegeben zu haben. Wir haben das Spiel immer mehr kontrolliert, und wir sind dann viel stärker als die Italiener gewesen.”Iker Casillas (Spanien-Tormann und Kapitän) auf die Frage was der entscheidende Unterschied an diesem Tag war: “Die Art und Weise, wie wir den Ball halten können und unsere Torchancen nutzen. Dazu stimmt auch die Defensive bei uns. Wir sind überwiegend kleine Spieler, die aber ihre Sache gut machen. Dieser Titel ist das Verdienst der ganzen Mannschaft.”

Fußball-Fiesta in Spanien

In allen Städten des Landes haben die Fans in der Nacht auf Montag den Gewinn der Europameisterschaft gefeiert. Das Zentrum der Jubelfeiern war die Fanmeile rund um das Madrider Bernabeu-Stadion, wo Zehntausende von Hauptstädtern den 4:0-Sieg der spanischen Nationalelf im EM-Finale über Italien miterlebt hatten.

In vielen spanischen Städten waren Großbildschirme aufgestellt worden, auf denen die Anhänger der Seleccion die Partie verfolgen konnten. Nach dem Abpfiff des Spiels in Kiew schwenkten jubelnde Fans rot-gelbe Fahnen, zündeten Feuerwerkskörper und fuhren mit ihren Autos hupend durch die Straßen.

Die eigentliche Siegesfeier soll am Montagabend stattfinden. Dann soll die Nationalelf nach ihrer Rückkehr aus der Ukraine zunächst von König Juan Carlos im Madrider Zarzuela-Palast empfangen werden und anschließend in einem offenen Bus durch das Zentrum der Hauptstadt fahren.

Fußball-EM-Finale

Spanien – Italien Endstand 4:0 (2:0). Kiew, Olympiastadion, 64.000, SR Pedro Proenca (POR)

Tore: 1:0 (14.) Silva; 2:0 (41.) Alba; 3:0 (84.) Torres; 4:0 (88.) Mata

Spanien: Casillas – Arbeloa, Pique, Ramos, Alba – Xavi, Busquets, Alonso – Silva (59. Pedro), Fabregas (75. Torres), Iniesta (87. Mata)

Italien: Buffon – Abate, Barzagli, Bonucci, Chiellini (21. Balzaretti) – Marchisio, Pirlo, Montolivo (57. Motta), De Rossi – Balotelli, Cassano (46. Di Natale)

Gelbe Karten: Pique bzw. Barzagli

Die Besten: Iniesta, Xavi, Casillas, Silva bzw. Pirlo

Steckbrief von Fußball-Europameister Spanien

Größe: 504.645 km2
Einwohner: 46,082 Mio.
Bruttonationaleinkommen (US-Dollar pro Kopf): 32.750
Verband: Real Federacion Espanola de Futbol, gegr. 1913
Homepage: www.rfef.es
Dressen: Rot-Blau
FIFA-Weltrangliste (Stand Juni 2012): 1.

EM-Teilnahmen: 9 (1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
WM-Teilnahmen: 13 (1934, 1950, 1962, 1966, 1978, 1982, 1986, 1990, 1994, 1998, 2002, 2006, 2010)

Größte Erfolge:
* Weltmeister 2010
* Europameister 1964, 2008, 2012
* Vizeeuropameister 1984
* WM-Vierter 1950

Teamchef: Vicente del Bosque (seit 2008)

Bekannteste Spieler: Iker Casillas, Xabi Alonso (beide Real Madrid), Andres Iniesta, Gerard Pique, Cesc Fabregas, Xavi (alle FC Barcelona), David Silva (Manchester City), Fernando Torres (Chelsea)

(APA)

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