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Hirscher erstmals Olympiasieger - Gold in der Kombination

Österreichs Ski-Superstar Marcel Hirscher hat den letzten weißen Fleck auf seiner ohnehin schon so umfangreichen Erfolgsliste ausgelöscht.
Olympia: Alpine Kombination der Herren
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Im ersten Alpin-Bewerb der Winterspiele in Pyeongchang holte sich der Salzburger am Dienstag im Alpincenter von Jeongseon mit dem Titel in der Kombination sein erstes Olympia-Gold. Damit beendete er auch Österreichs aktuell längste olympische Ski-Durststrecke.

Denn auf den Tag genau 20 Jahre davor hatte Mario Reiter bei den Spielen in Nagano das bisher letzte Olympia-Gold in der Kombination der Herren geholt. Sonst hatte nur 1988 Hubert Strolz 1988 in Calgary für Rot-Weiß-Rot zugeschlagen. Für den sechsfachen Weltmeister und Gesamtweltcupsieger Hirscher ist es die zweite Olympia-Medaille nach Slalom-Silber 2014 in Sotschi. 23/100 bzw. 1,02 Sekunden hinter dem ÖSV-Ass holten die Franzosen Alexis Pinturault und Victor Muffat-Jeandet Silber und Bronze.

“Stolz auf wahnsinnig gute Abfahrt”

“Ich bin stolz auf eine wahnsinnig gute Abfahrt und ziemlich viel Coolness im Slalom. Dass ich mich nicht habe verrückt habe lassen”, sagte Hirscher im Sieger-Interview nach einem Torlauf bei speziell bei ihm schwierigen Bedingungen. “Dass wir die erste Chance haben nützen können, ist perfekt.” Eigentlich könne er nun schon heimfahren, was er aber natürlich nicht mache. “Jetzt lassen wir es heute einmal krachen und dann schauen wir, was die nächsten Tage noch bringen.”

Die Basis für seinen Triumph hatte Hirscher in der Abfahrt gelegt. Im wegen starken Windes zum Super-G-Start hinunterverlegten Teilbewerb verlor der Annaberger bei einer Fahrzeit von lediglich rund 1:20 Minuten nur 1,32 Sek. auf den vorangelegenen deutschen Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen. Als Zwölftem fehlten ihm nur 28/100 auf Pinturault, den Zehnten. “Heute ist mir speziell am Vormittag etwas Großartiges gelungen”, sagte Hirscher. “Das war die beste Abfahrt in meinem Leben.”

Schwarz auf undankbarem vierten Rang

Den Technikern im Feld kam auch gelegen, dass in der Abfahrt bei den Sprüngen ein wenig umgeleitet wurde. Recht aussichtsreich war da auch noch Marco Schwarz als 19. mit 1,74 Sekunden Rückstand im Rennen gelegen. Die rot-weiß-roten Speed-Spezialisten Matthias Mayer (+0,13) und Vincent Kriechmayr (0,72) hielten sich als Dritter bzw. Siebenter der Abfahrt gut, beide schieden im Torlauf aber aus. Der norwegische Abfahrtszweite Aksel-Lund Svindal verzichtete auf einen Slalom-Start.

Im ebenfalls verkürzten, aber schwierigen Slalom hatte Muffat-Jeandet als Zweiter der Startreihenfolge ordentlich vorgelegt. Seine Marke von 45,96 Sekunden wurde nur noch von Hirscher um 1/100 unterboten. Der hatte aber anders als die die meisten anderen mit starkem Wind und schlechter Bodensicht zu kämpfen. Pinturault hatte danach etwas bessere Verhältnisse. “Ich habe Silber gewonnen, nicht Gold verloren”, sagte der 26-Jährige. “Marcel ist so stark im Slalom. Ich bin wirklich glücklich.”

Schwarz gelang kein optimaler Lauf, der Kärntner landete letztlich 33/100 hinter Muffat-Jeandet auf Platz vier. Es ist der zweite “Blech”-Rang Österreichs bei diesen Spielen nach jenem von Biathlet Julian Eberhard im Sprint. “Ich war ein bisschen zu aggressiv abgestimmt”, meinte Schwarz. “Schade. Wenn ich da gut gefahren wäre, wäre etwas drinnen gewesen.” Als der 22-Jährige ins Ziel gekommen war, war er Zweiter und durfte noch hoffen. Dann kamen aber noch Pinturault und Hirscher.

Abfahrt für Speed-Spezialisten “zu leicht”

Kriechmayr und Mayer hatten schon nach der Abfahrt geahnt, dass es für sie nicht für einen Podestplatz reichen würde. “Die Abfahrt war zu leicht”, erklärte Kriechmayr. “Ab dem Zeitpunkt (der Verlegung der Abfahrt, Anm.) hat jeder gewusst, dass ein Slalomfahrer gewinnt.” Mayer kam etwas schlimmer zu Sturz und verließ den Zielraum recht rasch. Der Kärntner dürfte sich aber nicht verletzt haben, hat wie Kriechmayr noch seine Antreten in Abfahrt und Super-G für sich.

Es ist die zweite Medaille für das ÖOC-Team bei diesen Spielen, die zweite in Gold. Am Sonntag hatte der 23-jährige Tiroler David Gleirscher im Rodel-Einsitzer unerwartet den Titel geholt. Für Hirscher ist bei diesen Titelkämpfen nun noch einiges drinnen, da das große Ziel schon erreicht ist. Am Sonntag (18. Februar) steht der Riesentorlauf, am Donnerstag nächster Woche (22.) der Slalom auf dem Programm. In beiden Bewerben ist Österreichs aktueller und insgesamt vierfacher “Sportlers des Jahres” Favorit.

SKI ALPIN – Endstand Alpine Kombination:

Gold: Marcel Hirscher (AUT)
Silber: Alexis Pinturault (FRA)
Bronze: Victor Muffat-Jeandet (FRA)
4. Marco Schwarz (AUT) +01,35
5. Ted Ligety (USA)  +01,45
6. Thomas Mermillod Blondin (FRA)+01,50
7. Kjetil Jansrud (NOR) +02,15
8. Stefan Hadalin (SLO)  +02,42
9. Thomas Dreßen (GER)  +02,44
10. Klemen Kosi (SLO) +02,85

Nachgefragt bei  Marcel Hirscher

Nachgefragt beim Salzburger Skirennläufer Marcel Hirscher, dem Olympiasieger in der Alpinen Kombination in Jeongseon:

Frage: Als Sie ins Ziel kamen, haben Sie die Arme gehoben und leicht gejubelt. Wie fühlt es sich an, Olympiasieger zu sein?

Hirscher: “Nicht anders. Und ich dachte, ich muss das machen, wenn nicht, schaut es auch blöd aus. Ich war eigentlich ziemlich heiß in dem Moment. Ich dachte, wollt ihr mich verarschen? Es war wegen des Windes richtig schwer zu fahren. Ich dachte mir, jetzt cool bleiben, cool bleiben, cool bleiben. Lass die Ski einfach tun, was sie immer tun, und zieh ja nicht zurück. Es war schon schwierig.”

Frage: Und wie erging es Ihnen bei der Warterei im Zielraum?

Hirscher: “Ich habe nicht geglaubt, dass es das schon war. Aber so bin ich halt. Ich glaube, so würde jeder in dieser Situation reagieren. Also nicht zu früh über etwas freuen, denn dann tut es doppelt weh, wenn es nicht hingehaut hätte.”

Frage: Haben Sie erwartet, dass es sich anders anfühlen wird, Olympiasieger zu sein?

Hirscher: “Nein.”

Frage: Aber es ist alles komplett jetzt.

Hirscher: “Ja. Das ist super. Die Frage nach dem fehlenden Gold ist jetzt weg, das ist das Positive daran. Die Karriere war für mich jetzt auch schon komplett. Meine Karriere war schon nach dem ersten Gesamtweltcupsieg perfekt. Das ist schon viel mehr, als ich mir jemals zugetraut hätte. Dass das heute hier funktioniert, ist natürlich eine Draufgabe. Es ist nicht in Worte zu fassen. Aber für mich hat das nicht so viel Wert, wie in Schladming vor 40.000, 50.000 Leuten zu gewinnen. Daheim, bei meinem Heimrennen, meiner Heim-WM. Wir sind hier irgendwo, es sind keine Leute und fahren halt ein Rennen. Klar, der ideelle Wert ist natürlich unbeschreiblich groß und viel größer ist er in der Außenwirkung auch noch. Aber heute bin ich einfach saustolz auf mich, was mein Skifahren betrifft. Vor allem die Abfahrt, nie hätte ich mir das gedacht.”

Frage: Sie haben gesagt, eigentlich könnten Sie jetzt zusammenpacken und heimfahren. Aber Ihre Spezialdisziplinen kommen ja noch …

Hirscher: “Keine Sorge, ich fahre nicht heim. Aber das große Ziel, warum ich hierhergekommen bin, das habe ich definitiv für mich erreicht. Ich bin super, super happy, es kommt sehr überraschend. Klar möchte ich in den nächsten beiden Bewerben unbedingt vorne mitfahren, keine Frage, aber es ist einmal das Schlimmste verhindert. Das Schlimmste wäre gewesen, ich wäre heimgekommen, und eine perfekte Saison würde niedergemacht werden oder unter einem schlechten Stern stehen, weil halt das Gold fehlt.”

Frage: War das ein typisches Olympiarennen, wo man sagt, die Umstände waren komplett verrückt?

Hirscher: “Ja, es ist verrückt. Bei all meinen anderen Kombinationen habe ich, glaube ich, mehr Glück auf meiner Seite gebraucht als heute. Aber natürlich bin ich auch froh, dass wir die Abfahrt um zwanzig Sekunden beschnitten haben. Ich glaube zwar nicht, dass der Ausgang viel anders gewesen wäre, aber ich hätte mir sicher schwerer getan, an die Zeit ranzukommen. Der schwere Slalom ist sportlich auf einem sehr hohen Niveau gewesen. Schwer zu fahren, bist du wahnsinnig! Auch für die Slalomfahrer war es nicht leicht, die richtige Linie zu finden.”

Frage: Werden Sie heute bei der Hymne noch emotional werden?

Hirscher: “Ich weiß nicht, ob das noch kommt. Ich hoffe schon, weil sonst wäre es ziemlich langweilig (lacht).”

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