Heu am roten Teppich

Erst vor Kurzem bekam sie eine Anfrage aus Indien. Das ist nicht ungewöhnlich: Neben Deutschen und Schweizern machten schon Gäste aus Amerika, Schweden oder dem Kongo Ferien bei Martha Roth. Das Web macht’s möglich. Ein Schwerpunkt des „Urlaub am Bauernhof“-Landesvereins Vorarlberg sind daher Internetschulungen. „Das Internet ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung für Kleinbetriebe“, erklärt die frisch gebackene Obfrau. Nach acht Jahren als Stellvertreterin übernahm Martha Roth bei der Jahreshauptversammlung vergangene Woche ihr neues Amt. 

Zu Gast am Bauernhof

Im Gegensatz zum Hotel wird der Gast auf dem Bauernhof ins Alltagsleben der Vermieter integriert. Vor allem Familien mit Kindern schätzen dieses Angebot sehr, berichtet Martha Roth. Wichtig ist daher, dass der bäuerliche Charakter erhalten bleibt. Oft findet hier der erste direkte Kontakt mit Tieren und der Natur statt. „Viele Kinder wollen gar nicht vom Haus weg“, weiß die 50-jährige Sulzbergerin. Gibt es doch so vieles zu erleben: Mithelfen beim Heuen im Stall, Traktorfahren und Kühe melken. Für viele kleine Betriebe ist die Vermietung ein zusätzliches Standbein. Insgesamt zählt der Verein 119 Betriebe. Diese sind kategorisiert. Analog zu den Sternen in der Hotellerie vergibt „Urlaub am Bauernhof“ Blumen. Alle Höfe werden regelmäßig von der Landwirtschafskammer begutachtet. Beurteilt werden Ausstattung, Service und Erlebnisqualität. Letztere ist bei den Gästen am meisten gefragt, erzählt die Landwirtin: „Der Gast will das Leben am Bauernhof miterleben“. Botschafter der Bauern Der Landesverein vertritt die Interessen der Mitglieder und offeriert Weiterbildungsangebote. Beispielsweise die Ideenwerkstatt: Eine Möglichkeit für die Vermieter, theoretisch und praktisch Dinge zu lernen, die sie mit ihren Gästen umsetzen können. Filzen oder selbst Seife herstellen etwa. Ein zentrales Anliegen ist die Qualitätssicherung. Denn, wie Martha Roth betont: „Die Vermieter sind Botschafter der bäuerlichen Welt“. Wer Ferien am Bauernhof anbietet, trägt wesentlich zum Bild der Landwirtschaft bei. Schließlich verbringen zwei Millionen Menschen jährlich ihren Urlaub auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Österreich.

Ansprechpartnerin für alle

Vielfältige Aufgaben kommen auf die neue Obfrau Roth zu. Sie vertritt den Verein nach außen, organisiert Sitzungen und sorgt dafür, dass das Beschlossene auch umgesetzt wird. Und natürlich ist sie Ansprechpartnerin für die Wünsche, Anliegen und Kritik der Mitgliedsbetriebe. „Es ist viel ehrenamtliche Arbeit, aber Urlaub am Bauernhof ist mir ein wichtiges Anliegen“, begründet sie ihre Entscheidung dieses Amt anzutreten.Ein weiterer Schwerpunkt des Vereins ist die Vermarktung. Als Botschafterin für „Urlaub am Bauernhof“ fährt Martha Roth daher auch auf verschiedene Messen. Dabei ist ihr ein besonderes Erlebnis auf einer Messe in Bern im Gedächtnis geblieben. Dort vertrat sie gemeinsam mit ihrer Vorgängerin Barbara Meusburger Vorarlberg. „Der österreichische Stand war sehr ungünstig platziert, es kamen keine Leute zu uns“, erinnert sie sich. Schnell fanden die beiden Frauen eine Lösung: „Aus dem Zoo wurde eine Fuhre Heu gebracht, wir setzten uns in der Juppe mitten auf den roten Teppich und fingen an, Heutierchen zu machen“, erzählt Martha Roth lachend. Das Konzept funktionierte: Plötzlich kamen die Leute.

ZUR PERSON

Martha Roth ist die neue Obfrau des Vorarlberger Landesvereins „Urlaub am Bauernhof“ Geboren: 16. September 1961 Laufbahn: HBLA für landwirtschaftliche Berufe, pädagogische Ausbildung in Wien, Lehrerin am Marienberg für Kochen und Ernährung, Landwirtin Familie: verheiratet, drei Kinder Hobbys: Wandern, Lesen, Gärtnern

(VN)