AA

EL-Schlacht: Heroische Salzburger werfen Dortmund raus!

©APA
Dank eines 0:0 im Heim-Rückspiel gegen Borussia Dortmund ist Red Bull Salzburg am Donnerstag erstmals ins Viertelfinale der Fußball-Europa-League eingezogen. Mit einer äußerst engagierten Vorstellung brachten die "Bullen" den Vorteil des 2:1-Auswärtssiegs über die Bühne und machten damit die Sensation gegen den deutschen Großclub trotz mehrerer vergebener Torchancen verdientermaßen perfekt.

Der Gegner in der nächsten Runde (5./12. April), die am Freitag (13.00 Uhr) in Nyon ausgelost wird, könnte neuerlich einen großen Namen tragen. Mögliche Kontrahenten sind neben “Schwester”-Club RB Leipzig Atletico Madrid, Lazio Rom, Olympia Marseille, Sporting Lissabon, ZSKA Moskau und Arsenal.

Salzburg mit beeindruckender Serie

Salzburg ist nun bereits 33 Pflichtspiele ungeschlagen und mit 19 Europacuppartien ohne Niederlage in Serie nur noch zwei Partien von der Rekordmarke Ajax Amsterdams entfernt. Als bisher letzter ÖFB-Club hatte die Wiener Austria 2005 ein Europacup-Viertelfinale erreicht. Damals kam im UEFA-Cup in der Runde der letzten acht gegen Parma das Aus. Für den BVB des Wiener Trainers Peter Stöger endete am Donnerstag auch der letzte Titeltraum dieser Saison.

Mozartstädter in stärkster Formation

Salzburg agierte in der mit 29.520 Zuschauern erstmals seit vier Jahren ausverkauften Arena wie erwartet in der stärksten Formation, mit dem im Hinspiel anfangs überraschend links aufgebotenen Neo-ÖFB-Teamspieler Xaver Schlager im Zentrum der Mittelfeld-Raute. Bei Dortmund stand der erst 18-jährige Dan-Axel Zagadou für den angeschlagenen Ömer Toprak in der Innenverteidigung und sollte sich als ständiger Unsicherheitsfaktor entpuppen.

Unbedingter Siegeswille

Die Hausherren stellten ihren Siegeswillen von Beginn an mit frühem, aggressivem Pressing unter Beweis. So erzwangen sie immer wieder für Dortmund unangenehme Situationen und unterbanden auch im Mittelfeld die meisten Aktionen der ideenlos und auch etwas verunsichert wirkenden Deutschen. Die hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, aber keine Kontrolle über das Spiel sowie vor der Pause keine einzige echte Chance.

Anders die Salzburger, die in der ersten Hälfte alleine durch Hwang Hee-chan zweimal nahe am 1:0 waren. Der Südkoreaner, der sich den Winkel besonders bei seiner zweiten Chance zu eng machte, scheiterte aber jeweils an Roman Bürki (6., 21.). Eine Viertelstunde später rettete der Schweizer Tormann mit einer Glanzparade bei Schlagers Flachschuss aufs lange Eck (35.). Auch Munas Dabbur belohnte die starke Vorstellung vorerst nicht mit der Führung, sein Heber ging klar über das Tor (35.).

Stöger reagiert: Hochkaräter ausgetauscht

Stöger reagierte zur Pause mit der Herausnahme seiner Offensiv-Hochkaräter Mario Götze und Marco Reus und brachte Maximilian Philipp bzw. Alexander Isak. Am Bild änderte das aber praktisch nichts. Immerhin brachte der BVB zwei Schüsse durch Philipp (51.) und Marcel Schmelzer (57.) an, die aber viel zu zentral und für Alexander Walke kein Problem waren.

Salzburger bleiben gefährlich

Salzburg hingegen machte unbeeindruckt in derselben Tonart wie vor der Pause weiter und strahlte erneut mehr Gefahr aus. Allerdings ließ man neuerlich gute Möglichkeiten aus: In der 58. Minute entschied sich Berisha aber zum Schuss, anstatt in 3:1-Überzahl auf einen seiner zwei mitlaufenden Teamkollegen zu passen. Dann parierte Bürki gegen Dabbur (61.) und war auch gegen Andreas Ulmer zur Stelle (68.).

Dortmunder meist harmlos

Einzig zu Beginn der letzten 25 Minuten hatte Dortmund eine ebenso gefährliche wie kurz Stärkephase. Walke musste bei einem Schmelzer-Kopfball aus sechs Metern eingreifen (65.) und entschärfte mit einer tollen Fußabwehr einen Isak-Schuss (70.). Mit zwei Rettungsaktionen in letzter Sekunde traten auch die Defensivleute Andre Ramalho (gegen Philipp, 72.) und Stefan Lainer (gegen Isak, 73.) in Aktion.

Damit war die schwarz-gelbe Herrlichkeit aber auch beendet, die Gastgeber brachten das 0:0 letztlich sicher über die Zeit und verzeichneten in der Nachspielzeit sogar noch einen Lattenschuss von Dabbur (92.). Einziger Wermutstropfen bleibt die Gelb-Sperre Hwangs im nächsten Spiel.

Spieldaten

Red Bull Salzburg – Borussia Dortmund Endstand 0:0.

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Bastien (FRA). Hinspiel 2:1, Salzburg mit Gesamtscore 2:1 im Viertelfinale (Auslosung am Freitag/13.00 Uhr in Nyon).

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer – Samassekou – Haidara (82. Yabo), X. Schlager (79. Wolf), V. Berisha – Hwang (66. Gulbrandsen), Dabbur

Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Zagadou, Schmelzer – Castro (62. Guerreiro), Dahoud – Reus (46. Isak), M. Götze (46. Philipp), Schürrle – Batshuayi

Gelbe Karten: Hwang (im Viertelfinal-Hinspiel gesperrt), V. Berisha, Ulmer, Samassekou bzw. Sokratis

Die Besten: Samassekou, Ramalho bzw. Bürki, Schmelzer

Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Salzburg-Trainer): “Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wie sie aufgetreten ist. Das Weiterkommen war absolut verdient, wir hätten uns heute sogar einen Sieg verdient. Das ist ein Beweis für gute und harte Arbeit. Ich hoffe nicht, dass ich morgen lesen muss – in Deutschland vermutlich schon -, dass Dortmund grottenschlecht war. Das ist aber nicht wahr. Wir waren richtig gut. Ich hätte gern Arsenal als Gegner.”

Peter Stöger (Dortmund-Trainer): “Salzburg ist verdient weitergekommen. Bei uns war zu wenig Bereitschaft da. Nichts, dass man zeigen könnte, dass man das Ergebnis des Hinspiels korrigieren könnte. Wir hätten ein Tor erzielen können, aber am Ende des Tages war das zu wenig.”

Valon Berisha (Salzburg-Mittelfeldspieler): “Wir waren heute richtig gut, haben dagegenhalten. Wir hatten auch unglaubliche Umschaltmomente. Hut ab vor der Mannschaft, mit diesem Mut, dieser kämpferischen Leistung. Es gab aber auch Phasen, wo wir sehr guten Fußball gespielt haben. Es gibt nichts Schöneres, als gegen Borussia Dortmund aufzusteigen. Es gibt keine Grenzen, wir sind auch ein großer Verein, der richtigen guten Fußball spielt.”

Alexander Walke (Salzburg-Tormann): “Extrem cool. Es ist verdient aufgrund der zwei Spiele. Wir waren auch heute sehr gut, auch wenn es mit dem Tor nicht klappen wollte. Es ist ein Topverein, der seine internationale Klasse beweisen hat. Für uns ist es ein extrem großer Erfolg. Es geht immer so schnell. Wir sollten es piano angehen lassen, jetzt schauen wir erst einmal, was bei der Auslosung kommt.”

Andre Ramalho (Salzburg-Verteidiger): Unglaublich, was wir heute geleistet haben. Das war ein sehr verdienter Aufstieg.”

Andre Schürrle (Dortmund-Offensivspieler): “In Summe waren wir beide Male die schlechtere Mannschaft. Salzburg ist verdient weitergekommen. Wir wussten, was auf uns zukommt. Aber wir haben nie die Mittel gefunden. Das ist extrem frustrierend, weil wir bei der Auslosung gedacht haben, dass wir Favorit sind. Es muss uns aber auch klar sein, dass wir, wenn wir keine Energie, keinen Mut auf den Platz bringen, gegen jeden Gegner verlieren können.”

Roman Bürki (Dortmund-Tormann): “Es ist eine Riesenenttäuschung, aber wir hätten uns den Aufstieg nicht verdient gehabt. Auf dem Platz hat man nicht Gefühl gehabt, dass wir Tore schießen müssen, sondern die (Salzburg). Wir haben insgesamt ein schlechtes Spiel gemacht, zu wenig Willen auf den platz gebracht. Man hatte nicht das Gefühl, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Wir sind gegen einen Gegner ausgeschieden, den wir schlagen hätten müssen.”

Stefan Lainer (Salzburg-Verteidiger): “Es überwiegt die Freude, dass wir eine Spitzenmannschaft rausgeworfen haben. Das bestätigt unsere Arbeit. Es ist unbeschreiblich, dafür spielt man Fußball. Jetzt wollen wir so weit kommen, wir es geht.”

(APA/Red.)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Fußball
  • EL-Schlacht: Heroische Salzburger werfen Dortmund raus!