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Das Leben des Helmut Schmidt

Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren verstorben.
Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren verstorben. ©APA
Der "coolste Kerl Deutschlands" ist tot. Der Altkanzler Helmut Schmidt starb am Dienstagnachmittag in Hamburg, wie sein behandelnder Arzt Heiner Greten der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Helmut Schmidt

Der omnipräsente und beliebte Altkanzler Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Nach einer Operation am Raucherbein konnte der 96-Jährige sich nicht mehr davon erholen. Der Politiker war stets mit einer Zigarette im Mund und einem kessen Spruch auf der Lippe anzutreffen. Seine politischen Erfolge brachten ihm viele Ehrungen und Preise.

 Helmut Schmidt: Lebenslauf und Meilensteine

1918
23. Dezember: Helmut Heinrich Waldemar Schmidt wird in Hamburg-Barmbek als Sohn des Studienrats und Diplomhandelslehrers Gustav Schmidt und seiner Frau Ludovika (Geburtsname: Koch) geboren.

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• 1937
Abitur an der Hamburger Lichtwark-Schule.

• 1937-1939
Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst.

• 1942
Schmidt heiratet seine ehemalige Klassenkameradin Hannelore (Loki) Glaser.

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•1944/45
Dezember-April: Fronteinsatz als Oberleutnant und Batteriechef an der Westfront.

•1945
April: In der Lüneburger Heide gerät Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft.
31. August: Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft.

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1946-1949
Studium der Volkswirtschaft und Staatswissenschaft in Hamburg, unter anderem bei dem späteren Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD).
Abschluss als Diplomvolkswirt mit der Arbeit “Die Währungsreformen in Japan und Deutschland im Vergleich”.

• 1946
März: Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

• 1953-1962
Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD.

• 1957
Schmidt wird Mitglied des Fraktionsvorstands der SPD.
Im Bundestag entwickelt er sich als glänzender Redner zu einem der profiliertesten Vertreter der jüngeren Generation.
Als Verkehrs- und Militärexperte übt er scharfe Kritik an der Bundesregierung, insbesondere an Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. Sein Auftreten bringt ihm bei seinen politischen Gegnern den Spitznamen “Schmidt-Schnauze” ein.

• 1958
Schmidt wird Mitglied im SPD-Bundesvorstand.
Im Rahmen der Kontroverse um die Atombewaffnung und der Anti-Atomtod-Kampagne der SPD tritt er entschieden gegen eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr ein.

• 1961
Veröffentlichung seines militär-strategischen Buches “Verteidigung oder Vergeltung”.
Schmidt übernimmt das Amt des Hamburger Polizeisenators und legt Anfang 1962 sein Bundestagsmandat nieder.

• 1962
17. Februar: Bei der Hochwasserkatastrophe in Hamburg zieht Schmidt alle Entscheidungsvollmachten an sich und koordiniert die Rettungsarbeiten und Hilfsmaßnahmen. Er bittet europaweit um Hilfe und fordert Teile der Bundeswehr zur Rettung von Betroffenen an. Formal gesehen begeht Schmidt einen Verfassungsbruch, da ein Einsatz der Bundeswehr bei zivilen Aufgaben im Innern zu diesem Zeitpunkt nicht im Grundgesetz verankert ist. Mit seinem energischen und umsichtigen Eingreifen macht er sich einen Namen als Krisenmanager.
Juni: Die Polizeibehörde wird zur Innenbehörde mit erweiterten Befugnissen umstrukturiert.
Helmut Schmidt wird Innensenator.

• 1964
Schmidt wird in die zehnköpfige Regierungsmannschaft Willy Brandts für die Bundestagswahlen 1965 aufgenommen.

• 1965-1987
Schmidt ist erneut Mitglied des Bundestages.

DV2176996
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• 1967-1969
Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.

• 1968-1983
Stellvertretender Vorsitzender der SPD.

• 1969
Veröffentlichung des verteidigungspolitischen Buches “Strategie des Gleichgewichts”.

• 1973
Veröffentlichung der Schrift “Auf dem Fundamt des Godesberger Programms”.

• 1974
16. Mai: Nach dem Rücktritt Brandts wird Schmidt zum 5. Bundeskanzler gewählt.
Von Beginn an steht Schmidts Kanzlerschaft unter dem Schatten der Rezession und der Weltwirtschaftskrise. In seiner Regierungserklärung hebt er die Themen Stabilität und Vollbeschäftigung hervor.

• 1975
1. August: Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki. Auf der Konferenz trifft Schmidt erstmals mit DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker zusammen.

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• 1976
15. Dezember: Nach dem Wahlsieg der sozial-liberalen Koalition bei den Bundestagswahlen 1976 wird Schmidt erneut zum Bundeskanzler gewählt.
Veröffentlichung der Schriften “Kontinuität und Konzentration” und “Als Christ in der politischen Entscheidung”.

1977
September-Oktober: Eine Welle terroristischer Aktionen erreicht in der Bundesrepublik ihren Höhepunkt. Bundeskanzler Schmidt reagiert mit Unnachgiebigkeit:
5. September: Entführung des ArbeitgeberpräsidentenHanns-Martin Schleyer.
13. Oktober: Entführung der Lufthansa-Maschine “Landshut”.
18. Oktober: Schmidt gibt den Befehl zur Erstürmung der “Landshut” in Mogadischu/Somalia durch eine Sondereinheit des Bundesgrenzschutzes. Daraufhin begehen die führenden Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF) am gleichen Tag in ihren Gefängniszellen Selbstmord. Schleyer wird einen Tag später im Kofferraum eines Wagens ermordet aufgefunden. Schmidt übernimmt die Verantwortung für den Tod Schleyers und erläutert vor dem Bundestag “Zu dieser Verantwortung stehen wir auch in der Zukunft. Gott helfe uns!”Auszeichnung mit dem Theodor-Heuss-Preis.

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• 1980
Februar: Schmidt und Giscard d’Estaing fordern in einem gemeinsamen Kommuniqué die Sowjetunion auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
9. Juli: Der Jüdische Weltkongress zeichnet in Amsterdam Schmidt für seine Verdienste um Frieden und Menschenrechte mit der Goldman-Medaille aus.
5. November: Nach dem Wahlsieg der sozial-liberalen Koalition bei den Bundestagswahlen wird Schmidt erneut zum Bundeskanzler gewählt.

• 1981
Oktober: Schmidt wird mit schweren Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert und bekommt einen Herzschrittmacher.

• 1982
5. Februar: Bundeskanzler Schmidt stellt im Bundestag die Vertrauensfrage, die mit einem einstimmigen Votum der Koalition für Schmidt beantwortet wird.
1. Oktober: Nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition wird Schmidt mit einem konstruktiven Misstrauensvotum als Bundeskanzler abgewählt; sein Nachfolger wird Helmut Kohl CDU).

 

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• 1983
1. Mai: Schmidt wird Mitherausgeber der Wochenzeitung “Die Zeit”.
22. Dezember: Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg.
Mitbegründer des InterAction Councils, eines Rates ehemaliger Staats- und Regierungschefs.

1985-1989
Geschäftsführer von “Die Zeit”, danach weiterhin Mitherausgeber.

• 1986
10. September: Abschiedsrede im Deutschen Bundestag.
18. September: Der Norddeutsche Rundfunk sendet Schmidts persönliches Hamburg-Porträt “Ein Mann und seine Stadt. Ein Film über Hamburg”.
Publikation von “Eine Strategie für den Westen”.

• 1987
Veröffentlichung von “Menschen und Mächte”.

• 1989
Ernennung zum Ehrenbürger der Städte Berlin, Bonn, Bremerhaven und Hamburg.

• 1995
Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Güstrow wegen seiner Verdienste um den Erhalt der Barlach-Stiftung.

• 1998
20. Dezember: Anlässlich seines 80. Geburtstages am 23. Dezember wird Helmut Schmidt die Ehrenbürgerwürde des Landes Schleswig-Holstein verliehen.

CHRISTIAN CHARISIUS
CHRISTIAN CHARISIUS ©CHRISTIAN CHARISIUS

• 2002
Ehrenvorsitzender der von ihm gegründeten Nationalstiftung in Weimar.
Verleihung der Martin-Buber-Plakette und des Dolf-Sternberger-Preises für öffentliche Rede.

• 2003
Dezember: Die Universität der Bundeswehr in Hamburg wird in Helmut-Schmidt-Universität umbenannt. Außerdem erhält Schmidt die Ehrendoktorwürde dieser Hochschule.
Mitunterzeichner eines offenen Briefes von 17 ehemaligen europäischen Spitzenpolitikern, die nach dem Irak-Krieg zur Einigkeit mit den USA aufrufen.

• 2005
1. Oktober: Verleihung des “Prix des Générations” der Initiative VIVA 50plus für seine Verdienste um das Zusammenleben der Generationen und die Förderung des Verständnisses zwischen den Altersgruppen.
Oktober: Auszeichnung mit dem Oswald-von-Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier, womit Schmidts Eintreten für die Fragen des gerechten sozialen Ausgleichs gewürdigt wird.

• 2006
24. Februar: Schmidt erhält gemeinsam mit dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing den Adenauer-de-Gaulle-Preis für sein Bemühen um die deutsch-französische Zusammenarbeit.

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• 2007
8. Juni: Die American Academy ehrt Schmidt als Publizist für seine herausragende Rolle in der transatlantischen Kommunikation und verleiht ihm den erstmalig ausgelobten Henry-Kissinger-Preis

• 2015
Schmidt verstirbt mit 96 Jahren in Hamburg. Wegen eines Blutgerinnsels musste er am Bein operiert werden. Nach ca. 2 Monaten verließen den Altkanzler aber die Kräfte.

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(APA/red)

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