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Heiße Schlitten im Neonlicht

Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit – kommt nicht nur das Christkind, sondern auch ein neues Sequel zur beliebten Need for Speed Racegame Serie.  

Die Wurzeln von Need for Speed gehen zurück bis in die 90er, als EA die Serie anno dazumal mit jährlichen Minimal Updates beglückte. Brettern ohne allzu viel Anspruch lautete die Devise, was sich mit Hot Pursuit 2 änderte. Die Hatz zwischen Polizei und illegalen Rasern machte irren Spaß und weckte in so manchem braven Familienvater den Rubberduck der hochgetunten illegalen Schlitten.

The Fast and the Furios
Seitdem legt Electronic Arts wie in vielen anderen Games der Serie jährlich ein Update nach, das zwar immer als Vollpreisgame erscheint, doch meist nur ein paar wenige Neuerungen enthält. Im wesentlichen geht es darum, illegale Straßenrennen zu bestreiten, seinen Boliden aufzumotzen, auch mit effektvollem Outfit, wie die sogenannten Decals. Ausgelöst wurde der Tuning Boom von „The fast and the Furios“, seitdem schwappt die Extremtuningwelle auch nach Europa.

Mit „Most Wanted“ führte EA erstmals unterhaltsame Zwischensequenzen ein, die eine Mischung aus echten Schauspielern und computergenerierten Szenarien darstellen – da werden Erinnerungen an das coole „Command and Conquer“ wach. Auch bei Carbon setzt EA wieder auf dieses Stilmittel, die hübsche Emmanuelle Vaugier wurde als Nikki engagiert und kaschiert, dass die Videos in punkto Coolness und den Humor nicht an den Vorgänger heranreichen.

Carbon ist gewissermaßen die Quintessenz zweier vorangeganger Titel, und dass die Rennen wieder im verruchten Zwielicht neondurchfluteter Metropolen stattfinden, dürfte viele Fans der Serie freuen. Kritiker werden die Eintönigkeit des immergleichen Nachtsettings bemängeln, vom Glitzer-Neon-Flair der Vorgänger ist leider nicht allzu viel geblieben. Auch die Cops haben wohl zuviel Burger und Cola genossen – sie kommen in punkto Aggressivität nicht an den Vorgänger heran. Das macht Carbon auch für Neueinsteiger gut zugänglich, jedoch könnten treue Anhänger der Serie unterfordert werden.

Auch das freie Erkunden der Stadt wurde eingeschränkt. Zudem bietet das Spiel kaum Anreiz zum Erforschen, da man sich dank einer extrem komfortablen Karte überall hin warpen kann. Das in Territorien rivalisierender Gangs unterteilte Stadtgebiet muss im Karrieremodus durch Gewinnen von Rennevents erobert werden. Sind alle zusammengehörigen Gebiete freigespielt, so gilt es gegen den Anführer eine Reihe von Rennen zu bestreiten. Bei erfolgreichem Abschluss macht sich dieser dünne und schon man besitzt einen Stadtteil mehr.

Ein neues, sehr interessantes Detail sind die Teammates. Diese Mitfahrer in den Rennen erfüllen verschiedene Aufgaben, Blockers räumen bei Bedarf die Straße von Gegnern frei und bei Drafters kann man sich für kurze Zeit hinten anhängen und bekommt einen Geschwindigkeitsvorteil. Scouts schließlich finden Abkürzen auf den Stadtkursen, welche enorme Zeitvorteile bringen.

Wer des einsamen Rasens müde ist, kann via Xbox Live mit bis zu acht Spielern in Mehrspielermodi Spaß haben. Vor dem Spaß stehen die leider etwas umständlichen EA-Server. Für Abwechslung sorgt online ein spezieller Modus mit Polizeiverfolgungsjagden. Es geht erfreulich zügig voran, Lags treten selten auf und stören das Gameplay kaum. Als Belohnung für Online-Rennen winken Punkte, die abermals in das umfangreiche Tuning der eigenen Boliden gesteckt werden dürfen. Erneut gibt es viele Einstellungsmöglichkeiten um die Autos zu verbessern.

Technisch bedient sich Carbon klar bei den Vorgängern, allerdings halten sich die Verbesserungen in Grenzen: Ein paar neue Lichteffekte und massig neue Customizing-Details (Decals, Spoiler, Karosserie, Lack etc.) bei den Autos können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt im Dunkeln total unspektakulär aussieht. Zusätzlich nimmt ein zu großzügig eingesetzter Blur-Effekt fast komplett die Übersicht. Die Framerate ist wie bei Most Wanted gut, aber noch immer nicht frei von Ruckeln. Vielleicht steht uns ja im kommenden Jahr ein neuer NFS Titel mit neuer Engine ins Haus.

Fazit:
EA hat mit Need for Speed Carbon wieder einmal einen coolen und gut balancierten Titel geschaffen. Warum einige der positiven Elemente des Vorgängers verworfen wurden, ist kaum verständlich. Aber EA produziert Spiele für den Mainstream, ein Aspekt, dem Carbon wieder Rechnung trägt. Eine geniales Novum stellen die Teammates dar. Die gab’s zwar auch schon bei der Konkurrenz, aber so gut und vor allem so unterhaltsam umgesetzt hat das noch keiner. Größter Kritikpunkt von Carbon ist der fehlende Offline-Modus per Splitscreen. Tuning-Freaks kommen dank massiver Auto-Pimping Maßnahmen voll auf ihre Kosten. Wer unkompliziertes Arcade-Racing mag und eine Xbox 360 besitzt, kommt an Fälle Need for Speed Carbon nicht vorbei. Die treuen Fans der Serie werden einige Aspekte nicht so gut finden, – hier ist eine Probefahrt vor dem Kauf eine gute Idee.

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