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Heftige Vorwürfe: Streit in der Gesellschaft bildender Künstler

Streit in der Gesellschaft der bildenden Künste.
Streit in der Gesellschaft der bildenden Künste. ©APA/Georg Hochmuth
Eine Gruppe von Mitgliedern der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs wirft Präsident Michael Pilz und Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel Intransparenz, autokratisches Verhalten und einen geplanten Umbau gegen den Denkmalschutz vor.

Streit in der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs: Am Dienstag attackierte eine Gruppe von Mitgliedern in einem offenen Brief Präsident Michael Pilz und Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel. Die Rede ist von Intransparenz, autokratischem Verhalten und einem geplanten Umbau des Künstlerhauses gegen den Denkmalschutz. Als Reaktion will Präsident Pilz die Unterzeichner nun ausschließen.

Hintergrund des Konflikts ist die Ende 2015 beschlossene Neugründung einer Betreibergesellschaft für das Künstlerhaus, an welcher Hans-Peter Haselsteiners Familienprivatstiftung 74 Prozent und das Künstlerhaus die restlichen 26 Prozent hält. So soll die Haselsteiner-Stiftung die Kosten für die geplante Sanierung und Erhaltung des Gebäudes tragen, wofür ein Teil der Fläche für Ausstellungen zur Verfügung steht. Haselsteiner hatte im Zuge der bauMax-Turbulenzen die Kunstsammlung von Firmengründer Karlheinz Essl durch eine Überführung in eine neue Besitzgesellschaft, an der seine Familienstiftung 60 Prozent hält, gesichert. Diese wurde der Albertina kürzlich als Dauerleihgabe übergeben und soll teils im Künstlerhaus präsentiert werden.

Künstlerhaus: Unterzeichner machen mobil

Gegen diese Pläne machen nun 14 Unterzeichner mobil, darunter Künstlerinnen wie Ulrike Truger oder Ona B, die ehemaligen Präsidenten Joachim Lothar Gartner und Manfred Nehrer oder die Architekten Martin Kohlbauer und Dimitris Manikas. Beklagt werden Probleme in den verschiedenen Ausschüssen, “zurechtgebügelte Protokolle” und mangelnder Informationsfluss: “Alles, was es vor Präsident Pilz und Geschäftsführer Zawrel an Transparenz und Information gegeben hat, ist bürokratischer Abschottung gewichen!”

“Das Wiener Künstlerhaus scheint sich nach 150 Jahren in ein Hochsicherheitsgefängnis verwandelt zu haben”, heißt es in dem Schreiben. Das denkmalgeschützte Glasdach über dem Plastikersaal solle abgetragen werde. Und überhaupt werde eine sozialdemokratische Idee dem Dienste der Kapitalvermehrung geopfert: “Nun wird sogar überlegt, noch unsere letzten Rembrandt-Radierungen zu verkaufen.”

Dass sich hier eine kleine Gruppe von pathologischen Unruhestiftern zu Wort melde, sei “ein Aberwitz der Geschichte”, ärgerte sich der kritisierte Präsident Michael Pilz im APA-Gespräch: “Bei den meisten Personen orte ich gewisse Defizite bis hin zu ihrem Privatleben.” Es handle sich teils um Menschen, die in der bisherigen Geschichte dem Verein massiv geschadet hätten und sich nun als Revanche für verlorenen Einfluss rächen wollten, während er sich seit 2012 mühe, den ramponierten Ruf des Künstlerhauses zu retten. Seine Konsequenz ist deshalb klar: “Das ist endlich ein Grund, dass ich all diese Personen aus der Vereinigung ausschließen werde.”

Künstlerhaus-Geschäftsführer: “Agglomeration aus Gerüchten, Lügen, Unterstellungen”

Auch Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel bezeichnete gegenüber der APA das Schreiben als “Agglomeration aus Gerüchten, Lügen, Unterstellungen”. Hier würden in einem “Pamphlet” nachweisliche Fehlbehauptungen aufgestellt, die schlicht “abstrus und krude” seien. “Niemand wird dem Verein in sein Programm dreinreden”, so Zawrel. Im Gegenteil könne man in den verbliebenen Bereich, befreit vom finanziellen Druck, tun und lassen, was man wolle. “Und das will eine bestimmte Gruppe von Mitgliedern nicht wahrhaben.”

Richtig sei, dass der Vorstand des knapp 500 Mitglieder fassenden Vereins nun beschlossen habe, die der Gesellschaft einst überlassenen Dutzenden Rembrandt-Radierungen zu verkaufen. Schließlich sei man kein Museum oder betreibe eine Sammlung, betonte Zawrel: “Wozu sollte man Rembrandt-Radierungen besitzen?” Und bezüglich der Vorhaltungen in Richtung einer Abtragung des Glasdaches, könne er keine Stellung beziehen, bevor der Baubescheid erfolgt sei, womit er in unmittelbarer Zukunft rechne. Klar sei aber: “Es ist jedes Detail mit dem Bundesdenkmalamt abgesprochen.”

(APA, Red.)

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