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Haus mit Pool statt Garten

Innen und außen fließen im Erdgeschoß durch raumhohe Fenster bzw. Schiebetüren fast nahtlos ineinander über.
Innen und außen fließen im Erdgeschoß durch raumhohe Fenster bzw. Schiebetüren fast nahtlos ineinander über. ©Wolfgang Schlocker
Hard. Das Haus, das sich Herr und Frau W von Carmen Schrötter-Lenzi in Hard entwerfen ließen, sollte eine möglichst kurze Bauzeit haben und ökologisch nachhaltig sein.
Haus W. in Hard

In jenem Teil von Hard, wo das Haus W steht, tragen die Straßen die Namen von Vögeln und haben die Häuser trotz ihrer unterschiedlichen Alter und architektonischen Gesichter Giebel. Weshalb auch für die Familie W ein Flachdach für ihr neues Haus kein Thema war. Sehr wohl aber das Thema Ökonomie und Ökologie. Sollte die Errichtungszeit doch möglichst kurz sein und die Vorgaben eines Passivhauses erfüllen. Zwei gute Gründe, das neue Haus komplett aus Holz zu bauen.

Verklammert werden das Haus W und seine Doppelgarage durch ein flaches Dach, das auch die bündig in die Fassade eingelassene Haustüre beschützt.
Verklammert werden das Haus W und seine Doppelgarage durch ein flaches Dach, das auch die bündig in die Fassade eingelassene Haustüre beschützt. ©Verklammert werden das Haus W und seine Doppelgarage durch ein flaches Dach, das auch die bündig in die Fassade eingelassene Haustüre beschützt. Foto: Wolfgang Schlocker

Dass sich Herr und Frau W ihr neues Zuhause von Carmen Schrötter-Lenzi planen ließen, war von allem Anfang an klar. Hatten sie mit der Fußacher Architektin doch bis zu ihrem Umzug fast nebeneinander gewohnt, in einem Haus, das komplett anders als das neue ist. Denn während das alte groß und aus Ziegeln gebaut war, ist das neue nun aus Holz. Der ehemalige Garten war riesig, beim neuen ist die Parzelle winzig.

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processed by Octavian ©Privatheit garantiert die befestigte, rund um einen Pool angelegte Terrasse des Hauses, das nicht zuletzt der Kleinheit des Bauplatzes wegen direkt an die Straße gestellt wurde. Foto: Wolfgang Schlocker

Um die 400 Quadratmeter möglichst gut auszunützen, hat Carmen Schrötter-Lenzi das zweigeschoßige Haus praktisch direkt an die Straße gestellt. Über einen integrierten Verbindungsgang ist eine Doppelgarage direkt an den Baukörper angedockt, wodurch rückseitig eine reizvolle, größtmögliche Privatheit garantierende Hofsituation entsteht. Sie wird im Wesentlichen von einer befestigten Terrasse rund um einen 7,5 Meter langen und 3,5 Meter breiten Swimmingpool besetzt.

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2_1 ©Das „Herz“ des Hauses ist der große, offene Raum im Erdgeschoß, in dem der weiße Küchenblock und der aus dem alten Haus mitgenommene, braun lackierte hölzerne Tisch steht. Foto: Schlocker

Dieser Pool sei ihnen fast wichtiger gewesen als das Haus, lacht die Bauherrin. Sie schwärmt über die Geborgenheit, die Atmosphäre, die der Baustoff Holz vermittle, was das Ankommen in ihrer neuen Heimat sehr leicht gemacht habe. Mit der Art und Weise, wie die 128 Quadratmeter Wohnfläche eingeteilt sind, ist das Haus W letztlich eines für zwei. Für ein Paar, dessen zwei Töchter bereits flügge sind, weshalb ihre Zimmer winzig sind. Sie sind im Obergeschoß genauso wie das etwas größere elterliche Schlafzimmer, ein Kastenraum und das Bad. Dieses ist – genauso wie das WC inklusive Dusche im Erdgeschoß – ganz weiß. Angefangen von der Keramik bis zur Epoxidharzbeschichtung der Böden und Wände. So reduziert und schlicht hier alles ist, der Blick aus der Wanne durch ein angesichts der Kleinheit des Raums fast überdimensional groß daherkommendes Fenster ist spektakulär. Diese nach außen bündig in die Wände eingesetzten Fenster dominieren durch ihr markantes quadratisches Format auch die Schlafzimmer und das kleine Arbeitszimmer im Erdgeschoß. Ihre Fixverglasung macht Brüstungen von nur 45 Zentimetern Höhe möglich und die Fenstersimse zu bequemen Sitzbänken.

»Es ist mehr als nur ein Haus, es gibt Geborgenheit. Ein langes Ankommen war in ihm nicht nötig. (Frau W., Bauherrin)«

Denn sosehr das Haus W auch Geborgenheit vermittelt, ist die Vernetzung von innen und außen überall spürbar. Ganz besonders im großen und offenen zentralen Raum, in dem der weiße Küchenblock und der große, aus dem alten Haus übersiedelte Esstisch steht. Getrennt von der Terrasse bzw. dem Pool nur durch die raumhohe Verglasung bzw. Schiebetüren des Raumes.

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neu1 ©Das Bad ist schlicht und komplett – außer der hölzernen Decke – in Weiß gehalten. Auf Fliesen wird verzichtet, Wände und Boden sind mit einem praktischen Belag aus Epoxidharz beschichtet. Foto: Schlocker

Gebaut wurde das Haus W in knapp einem halben Jahr, wobei die meiste Zeit die aufwendige Fundamentierung bzw. Befestigung des Bodens in Anspruch genommen hat. Die Hülle des Hauses aus vorgefertigten, mit Zellulose ausgeblasenen Holzelementen wurde in nur zwei Tagen montiert, bevor es gedämmt und in perfekter handwerklicher Raffinesse innen komplett mit Weißtanne vertäfelt wurde. Aus praktischen Gründen, nicht zuletzt wegen des Labradors Bona, sind die Böden mit wesentlich härterem Eichenholz sägerau belegt. Die Außenhaut ist mit stehenden Fichtenlatten verkleidet, die auf Wunsch der Bauherrn der Einheitlichkeit der Fassade wegen mit UV-Licht künstlich vergraut wurden.

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neu ©Architektin Carmen Schrötter- Lenzi hat das Haus ganz auf die Wünsche und Lebenssituation von Herrn und Frau W maßgeschneidert. Als Haus für eine Familie, deren Töchter bereits flügge geworden sind. Foto: Wolfgang Schlocker

Atmosphärisch besonders schön sind die Treppe bzw. der Gang im Obergeschoß. Sie kommen wie ein begehbares, durch das Licht reizvoll modelliertes Möbel daher. Als ebenso schöne wie praktische Raumteiler hat Carmen Schrötter-Lenzi für hier hölzerne Kästen entworfen, hinter denen sich eine kleine Sitzecke verbirgt. Eingerichtet als Ort für den ganz privaten Rückzug für Herrn und Frau W.

Energetisch wird das Haus durch eine Luftwärmepumpe versorgt, kombiniert mit einer sieben Quadratmeter großen Solaranlage am Dach.


Daten & Fakten

Objekt: Haus W., Hard
Eigentümer: Familie W., anonym
Architektur: Arch. DI Carmen Schrötter-Lenzi
Fachplaner/ Ingenieure: Statik: gaisberger, Dornbirn; Heizung Lüftung Sanitär-Planung: Siegfried Steurer, Andelsbuch
Planung: 2/2014–7/2014
Ausführung: 7/2014–3/2015
Grundstücksgröße: 400 m²
Wohnnutzfläche: 128 m²

Bauweise: Passivhaus in Holzelementbauweise mit 28 cm Zellulosedämmung; Fichtenfassade; Satteldach als Warmdach mit Ziegeldeckung; innen Holzständerwände gedämmt mit Holzwolle, sägerauer Eichenboden; in Sanitärräumen Epoxidharzbeschichtung an Boden und Wänden; Heizung: Luftwärmepumpe; kontrollierte Be- und Entlüftung; Kühlung im Sommer; Solaranlage; Sitzfenster im Norden mit innenliegendem, übrige mit außenliegendem Sonnenschutz

Besonderheiten: innen unbehandelte Weißtanne; viele Möbel mitgeplant; Sanitärräume fugenfrei; südöstliches Eck im Erdgeschoß kann geöffnet werden; LED-Lichtleisten in allen Räumen. Außenraum statt Grünraum als befestigte Terrasse mit Pool

Ausführung: Holzbau, Wand- und Decke: Zimmerei Huber, Mellau; Baumeister WälderBau, Schwarzenberg; Pilotierung Nägele, Röthis; Fenster, Türen, Möbel: Tischlerei Alexander Beer, Schnepfau; Elektro: Jürgen Albrecht Elektrotechnik, Mellau; Installationen: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Dach: Gunter Rusch, Alberschwende; Sonnenschutz Gunz und Peter, Dornbirn; Estrich: Wälderestriche, Schoppernau; Fußboden: Pöz, Hohenems; Beschichtung: Malerei Rüf, Mellau


Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der Vorarlberger Nachrichten

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at

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