„Die Zeit der Ungewissheit ist nun endlich vorbei“, sagt Elvis Durmisi und legt seine Rot-Weiß-Rot-Card auf den Wohnzimmertisch. „Jetzt wird alles viel einfacher für meine Familie und mich.“ Ende August hat er das unscheinbare Plastikkärtchen in den Farben der österreichischen Flagge zugeschickt bekommen. Es bedeutet ihm viel. Endlich habe es ein Ende, sagt der 33-Jährige erleichtert, „das jahrelange Warten auf einen regulären Aufenthaltsstatus in Österreich und die Erlaubnis, hier zu arbeiten.“
Der Fall der vierköpfigen Flüchtlingsfamilie Durmisi hatte im Februar 2010 weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Fünf Jahre nach ihrer Flucht aus dem Kosovo war die Abschiebung der Familie beschlossene Sache. „Und das, obwohl wir bereits fixe Jobzusagen in der Tasche hatten“, erinnert sich der Familienvater.
Dramatische Szenen
Für die Behörde zählte damals nur, dass Elvis Durmisi gegen die Auflagen verstoßen hatte: Der Kosovare besuchte seine Mutter in München – ohne ein Visum. Er wurde aufgegriffen und erhielt ein Aufenthaltsverbot. Nach den Buchstaben des Gesetzes hatte er damit auch im Schengen-Land Österreich seine Niederlassungsbewilligung verwirkt. Dass die Familie der ethnischen Minderheit der Gorani angehört, die im Kosovo nach wie vor unterdrückt wird, spielte für die Behörden keine Rolle. Stattdessen wurde ein Termin für die Abschiebung festgesetzt. Am 26. Februar 2010, um halb fünf Uhr morgens, marschierte die Fremdenpolizei auf, um das Ehepaar und seine zwei Kinder mitzunehmen. Doch: An die 40 Nachbarn, Freunde sowie der Röthner Bürgermeister, Norbert Mähr, verhinderten den Zugriff im Morgengrauen durch eine Blockade. Mähr nahm Kontakt zur Sicherheitsdirektion auf und erwirkte einen vorläufigen Stopp des Abschiebeverfahrens. Nach weiteren langwierigen Behördenverfahren wendete sich dann doch noch alles zum Guten. Im Mai 2011 erhielten Durmisis Ehefrau Anela (26) und die beiden Kinder Aneta (8) und Amina (4) das humanitäre Bleiberecht. Der Familenvater musste aufgrund seines Aufenthaltsverbots in Deutschland noch bis Ende August dieses Jahres zittern. Nun hat der bürokratische Hindernislauf endgültig ein Ende.
„Unendlich dankbar“
Noch heute sind Anela und Elvis Durmisi „unendlich dankbar“ für die wackere Hilfe ihrer Nachbarn und Freunde. „Ohne sie wären wir jetzt wahrscheinlich im Kosovo, sagt Anela, „in einem Land, in dem es keine Zukunft für uns gegeben hätte.“
Mittlerweile haben sich die Durmisis in Röthis bestens eingelebt. Auch Arbeit hat das Paar gefunden. Anela arbeitet Teilzeit in der Küche des Sozialzentrums „Vorderlandhus“, ihr Mann Elvis absolviert gerade seine Probezeit als Paketzusteller. „Sehr stolz“ sind die beiden auf ihre Tochter Aneta. Sie besucht die dritte Klasse der Volkschule Röthis und hatte im letzten Zeugnis nur Einsen und Zweier.
Noch bis Ende Dezember bleiben die Durmisis in der Caritas-Flüchtlingswohnung in Röthis. In der eigenen Wohnung, die noch gefunden werden muss, wird für die Familie dann ein neuer, selbstbestimmter Lebensabschnitt beginnen.
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