Was aber unterscheidet den 29-Jährigen von Kollegen des Genres? Wieso werden bei ihm Tracks wie “Ihr Hurensöhne”, der Opener zum aktuellen Album “Russisch Roulette”, als authentisch und musikalisch gehaltvoll wahrgenommen, während Bushido und Co. oft mediale Prügel einstecken müssen?
Eine Antwort zu finden ist schwierig, scheint doch auch Haftbefehl nur die üblichen Allgemeinplätze zu bedienen anstatt der “letzte, echte Charakter im deutschen Hip-Hop” zu sein, als den ihn seine Plattenfirma gerne darstellt.
Haftbefehl rappt vom Leben
Zumindest die Authentizität seiner Texte muss man Haftbefehl zurechnen: Als Sohn einer Türkin und eines Kurden in Offenbach am Main geboren, währt seine schulische Laufbahn nicht lange. Er driftet zusehends ins kriminelle Milieu ab. Jugendarrest, die kurzzeitige Flucht in die Türkei, die Rückkehr und der Wiedereinstieg ins Drogengeschäft: Die Zutaten für Platten wie “Blockplatin” oder “Kanackis” liegen sozusagen auf der Hand, als Haftbefehl den Schritt ins Rapgeschäft wagt.
Mit dem im November erschienen Album Nummer vier dürfte er angekommen sein: Ein “Meisterwerk”, urteilte die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, für den “Spiegel” ist Haftbefehl “im Augenblick der Beste” – und die Fans finden sich unter passionierten Raphörern ebenso wie unter Indie-Kids oder im Hipster-Klientel. Wobei der Innovationsgehalt dieser 14 Stücke schon mit der Lupe zu suchen ist: Harte Elektrobeats, vermischt mit dezenten Anleihen an die 90er-Jahre und die Boomzeit des US-Raps, das können auch andere.
Konzert in Wien
Aber es sind ohnehin Haftbefehls Texte und sein Rapstil, der im Vordergrund steht. In gut 40 Minuten wird hier ein Gangster-Leben durchdekliniert, sprachlich eine Melange aus Straßenslang sowie türkischen und englischen Ausdrücken serviert und das Ganze mit Soundschnipseln wie allfälligem Pornogestöhne oder Waffengeräuschen versehen – je nachdem, was gerade benötigt wird. “Germany, ich fick dich in den Hals” ist aus dem Munde jenes Mannes, der seinen Major-Label-Vertrag nach eigenen Angaben “mit dem Penis” unterschrieb, aber wohl weniger eine Drohung denn Bestätigung dafür, dass im Rap nach wie vor tradierte Stereotype groß geschrieben werden.
Wem’s gefällt: Das Konzert von haftbefehl findet am Freitag, dem 6. Februar, im Wiener Flex statt.
(APA/Red.)
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