Desmond Doss (Garfield) ist ein großherziger Bursche vom Land und Siebenten-Tags-Adventist aus Virginia mit einer tiefen Hingabe an seinen Glauben, der Gewalt verbietet. Aber als die Japaner Pearl Harbor angreifen, fühlt auch er sich persönlich angegriffen. Obwohl er sich gerade in die hübsche Krankenschwester Dorothy (Teresa Palmer) verliebt hat, meldet er sich bei der Armee als Sanitäter, beruft sich aber auf das Recht, aus Glaubensgründen den Dienst an der Waffe zu verweigern. Militäranhörungen und Schläge von Kollegen folgen und weil dies eine wahre Geschichte ist, so ist es kein Spoiler zu erwähnen, dass Doss bis zu 75 verletzte Männer aus der Schlacht auf der Pazifik-Insel Okinawa trug und der erste Kriegsdienstverweigerer war, der die Ehrenmedaille für Tapferkeit erhielt, ohne je einen Schuss abgefeuert zu haben.
Aber noch bevor verstümmelte Körper fliegen, verbringt “Hacksaw Ridge” seine erste Stunde mit einem Kriegsfilmklischee nach dem anderen. Angefangen bei der süßlichen Balz zwischen Desmond und Dorothy, über die archetypischen Infanteristen (ein Clown, ein Hitzkopf, ein Schöner) bis hin zu Vince Vaughn, der die nicht beneidenswerte Aufgabe hat, den obligatorischen, bellenden Drill-Sergeant zu spielen. Im zweiten Akt kollidiert Mel Gibsons altbackene Erzählung dann mit einem blutigen Bild der Hölle. Es ist nicht genug für den Regisseur, das Chaos mit zerfetzten Kadavern zu bebildern. Er muss auch die Ratten, die auf dem toten Fleisch kriechen, hervorheben, wobei die abgetrennten Torsos als menschliche Schilde benutzt werden, während andere Körperteile hoch in den Himmel fliegen.
Hacksaw Ridge – Die Handlung und Kritik
Wie er es in “Braveheart” und “Die Passion Christi” getan hat, setzt Regisseur Mel Gibson, ein bekennender ultrakonservativer Katholik, spirituelle Tugend mit körperlichem Leid gleich. William Wallace erreicht seine Erlösung, während er gevierteilt wird. Christus verdient die Gottheit, indem er für die gesamte Menschheit leidet. Folter und Blutbäder waren Bestandteil dieser Heldenepen und das gleiche gilt für “Hacksaw Ridge”. Das Problem hier ist nicht das barbarische (handwerklich sehr imponierende) Gemetzel, die hässliche Fratze des Krieges, sondern dass Gibson, nach einem Drehbuch von Andrew Knight und Robert Schenkkan, einen Bibelfreund dazu benutzt, seiner Obsession mit Gewalt zu frönen.
Der 61-jährige Filmemacher ist moralisch mindestens so durcheinander wie sein Held, der sich zwar der Gewaltlosigkeit verschrieben hat, aber den Krieg implizit unterstützt. Es ist ein zutiefst faszinierender Widerspruch, der in “Hacksaw Ridge” leider unerforscht bleibt. Vielmehr ist Doss, mit seiner Bibel bewaffnet, ein quasi-messianisches Leuchtfeuer der Menschheit. Eine Szene, in der er verwundet auf einer Trage Richtung Himmel gehoben wird, ist kaum der einzige Moment, in dem der Regisseur seinen Helden in Christusposen zeigt, während Rupert Gregson-Williams üppiges Orchester Überstunden macht. Der augenscheinlich tapfere Mann im Herzen der Geschichte (liebenswert von Garfield gespielt) hat diese Verherrlichung nicht nötig. Es ist schon eine Weile her, seitdem wir einen Kriegsfilm gesehen haben, der so einseitig war. Die Japaner sind hier nicht mehr als grausame Wilde.
Es ist Mel Gibson, von dem wir hier sprechen – ein komplizierter Mann und ein resoluter Künstler, der seine Karriere mit cholerischen Wutausbrüchen, antisemitischen Äußerungen und rassistischen Tiraden komplett demontiert hat. Es ist seine erste Regiearbeit seit “Apocalypto” vor zehn Jahren und kann auch als Sühne von seiner Seite gesehen werden. Am Ende ist “Hacksaw Ridge” ein großzügiger, aber engstirniger Tribut an die radikalen Überzeugungen eines Mannes, gemacht von einem Mann, der von seinen eigenen Grundsätzen nicht weniger überzeugt zu sein scheint.
(APA)
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