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GTA trifft GT: Driver Parallel Lines

Rasen bis es kracht: Driver Parallel Lines.
Rasen bis es kracht: Driver Parallel Lines. ©Waibel
Nach einem eher ernüchternden dritten Teil der Driver-Serie mit ihren Verfolgungsjagden wagen die Entwickler nun einen Neuanfang. Herausgekommen ist ein Mix aus bekanntem. 

Die ersten beiden Driver-Teile bescherten den Entwicklern dank der motivierenden Möglichkeiten, sich als Kleinganove und Fahrer für größere Nummern sich in der Hierarchie der Unterwelt hinaufzuarbeiten, einen wahren Geldregen. Bei Teil drei und einem unmotivierten Undercover-Cop Tanner hat sich Reflections zu sehr auf den Lorbeeren ausgeruht – herausgekommen ist ein fader Aufguss der zwei erfolgreichen Prequels.

Mit Parallel Lines wagen die Entwickler von Reflections jetzt einen Neuanfang und es macht gleich zu Beginn richtig Fun, als Kleinganove erste Aufträge zu erfüllen und sich einen Namen in der New Yorker Verbrecherszene zu machen: Autodiebstahl, Gefängniswärter einschüchtern, einen kompletten Gefängnisausbruch organisieren, Erpressungsgelder eintreiben oder Rennen manipulieren, – Driver neu ist wie gehabt alles andere als ein Spiel für Kinder.  

Wenn es auch Spaß macht, durch die Stadt zu brettern, die übrigens komplett gestreamt wird, so dass man nicht mit Ladezeiten konfrontiert wird: Ein gravierendes Problem von Driver Parallel Lines ist der zu hoch angesetzte Schwierigkeitsgrad, der für viele Frustmomente sorgt: So muss man einige Aufträge mehrmals in Angriff nehmen, bis sie geschafft werden können.  Enge Zeitlimits sorgen dafür, dass man das ganze nur fehlerfrei absolvieren kann. Doch NY City ist eben kein Dorf – der Verkehr ist mit parkenden Fahrzeugen am Streckenrand und voll befahrenen Straßen dermaßen dicht, dass man selbst mit einem Motorrad seine Probleme hat, sich ohne Unfall durch die verstopften Straßen zu schlängeln. Da hilft ab und zu nur eine Abkürzung durch ausgedehnte Parkanlagen, hier kann man auch ohne Rücksicht auf Spaziergänger richtig auf die Tube drücken.

Die Vehikel sind zudem alles andere als Arcade-Racer: Lenkt man zu stark in eine Kurve, brechen die Boliden sofort aus, weshalb Ausweichmanöver durch den Verkehr meist in einem Crash enden. Da die Autos über ein mehrstufiges Schadensmodell verfügen, bleiben nach zu vielen Kollisionen nur noch fahruntüchtige Wracks übrig, die nach kurzer Zeit explodieren – wohl dem Driver, der bis dann das Weite gesucht hat. Nach GTA Manier schnappt man sich dann einfach ein neues Fahrzeug, indem man einen beliebigen Flitzer vom Straßenrand klaut oder sogar Fahrer aus ihren eigenen Autos schmeißt.

Egal ob Müllwagen, Bus, Sportwagen, Motorrad oder Cabriolet: in Parallel Lines kann man alles klauen und steuern, was irgendwie fährt – und jede Vehikel-Klasse vermittelt ein individuelles Fahrgefühl. In den Werkstätten von Ray, dem Kumpel von The Kid kann sich der Möchtegern Ganove auch vor dem langen Arm des Gesetzes verstecken. Selbige dienen aber ebenso als Tuning-Shops, in denen man mit dem passenden Kleingeld die fahrbaren Untersätze kräftig aufmotzen kann. Dabei ist zwar nicht eine so breite Auswahl wie in Gran Turismo vorhanden, man kauft lediglich Tuning-Pakete im Stil von Need for Speed Underground, – das Ergebnis überzeugt aber. Dieses Tuningrezept wurde von Erfolgstiteln wie NFS oder GT wie auch Forza auf der 360 übernommen und funktioniert recht gut.

Technisch kann Driver Parallel Lines im Großen und Ganzen überzeugen: Gerade die coolen Lizenztracks aus den 70ern mit Hits von Blondie, David Bowie & Co versüßen die Fahrten durch die Metropole. Abgesehen von zuweilen etwas öden Texturen sieht der neue Driver Ableger auch gut aus. In der zweiten Hälfte des Games befindet sich The Kid im Jahre 2006 auf einem Rachefeldzug. Hier hinkt der Soundtrack den guten alten Seventies deutlich hinterher. Die deutsche Synchro präsentiert sich leider durchwegs als schwach. Die Sprecher leiern ihre Texte unmotiviert herunter, das drückt die Atmosphäre. Etwas besser, wenn auch nicht gerade berauschend ist die englische Fassung ausgefallen. Der Multiplayer-Modus, den Reflections ursprünglich noch für das Spiel angedacht hatte, ist wohl in letzter Sekunde dem Rotstift zum Opfer gefallen.

 

Fazit:

Driver Parallel Lines bietet im direkten Vergleich zum Vorgänger gute Ansätze, mit denen sich der Titel wieder deutlich dem ersten und bis dato besten Teil der Serie annähert. Die Fahrmissionen stehen wieder im Vordergrund, der neue Held tut der Serie ebenfalls gut. In den Zu-Fuß Missionen kommt Frust auf, allgemein ist der Schwierigkeitsgrad eher etwas für belastbare Naturen. Die Technik ist solide, der Sound durchwachsen, die Synchro schwach. Auch der fehlende Multiplayer deutet darauf hin, dass das Game wohl rasch fertig werden musste, und daher meiner Meinung nach hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Auch wird nicht viel neues geboten, Parallel Lines spielt sich wie ein Mix zwischen gewohntem Driver, GTA und Gran Turismo. Das muss nichts schlechtes sein, und würde sicher bei einer Vielzahl von Gamern gut ankommen – wenn der Schwierigkeitsgrad ausgewogener wäre. Mein Fazit: Nachsitzen Reflections – Etwas mehr Feintuning, und Teil Vier hätte an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen können. So bleibt es nur ein solides Spiel für Fans, das insgesamt sehr wohl über Teil drei anzusiedeln ist.  

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