Molden sucht das Unheimliche in unmittelbarer Umgebung Wiens: Nach dem gruseligen Wienerwald im ersten Singspiel des Musikers, “Häuserl am Oasch”, ist im neuen Stück im Wiener Theater Rabenhof der sagenumwobene Friedhof der Namenlosen in Simmering Schauplatz von schaurigen Geschehnissen.
Der Stadtplaner Hrdlicka begibt sich mit i-Pad an die Donau, um dort Planungen für ein neues, “smartes” Wohnviertel voranzutreiben. Sein Plan stößt beim eigentümlichen Totengräber Pribil und der geheimnisvollen Würstelbudenbetreiberin Hilde auf wenig Gegenliebe. Bald sieht Hrdlicka im nebligen Wald Gespenster, oder besser gesagt ein Wasserleichenpaar, das nicht sterben kann und auf Erlösung wartet – eine nicht ungefährliche Aufgabe für den Großstädter.
“Hafen Wien” begeistert mit viel Unterhaltung
Die an Wiener Sagen angelehnte Handlung ist zwar voraussehbar, lässt durch genügend Unterhaltungswert aber trotzdem keine Langeweile aufkommen. Das ist auch ein Verdienst der Schauspieler: Besonders Eva Maria Marold als Hilde und Michou Friesz in ihrer Rolle als ertrunkene Freifrau überzeugen. Heribert Sasse gibt den Totengräber routiniert, Markus Kofler darf als Kutscher wieder einmal Kärntnerisch sprechen und singen. Als fortschrittsgläubiger Stadtplaner spielt Gerald Votava gut, allerdings könnten seine Gesangseinlagen noch Fortschritte vertragen.
Ernst Molden, der das Stück schrieb und komponierte, begleitet die Aufführung mit seiner Band live hinter einer weißen Tuchwand, auf der gelegentlich die Schatten der Musiker zu sehen sind. Musikalisch folgen die Lieder Molden-typisch der Volksliedtradition, was sich auch in den häufig ironischen Wienerischen Texten, wie etwa “De Feichtn”, zeigt. Manche Songs gehen in Richtung Blues, andere zeigen Rock-Affinitäten.
(APA/Red)
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