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Gründer des Vereins Arge Erneuerbare Energie Vorarlberg„Waren in den 80ern die erste Kreislauf-Gruppe“

Mit dem Ziel einer neuen zukunftsfähigen Lebensweise als „grüne Spinner“ beschimpft.

THÜRINGEN. „In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre bildete sich in Thüringen spontan eine junge Personengruppe, welche sich den Namen „Kreislauf“ gab. Ich war ein Mitglied, und wir beschäftigten uns hauptsächlich mit Themen wie Mülltrennung, Baumsterben, wurden zur Anti-AKW_Bewegung nach Tschernobyl, es ging uns um Kompostierung und Ressourcenschonung, Gesundheit, um die Nutzung erneuerbarer Energien und vieles mehr, weil die politisch Verantwortlichen in unserer Gemeinde diesbezüglich keine Aktivitäten zeigten“, erinnert sich Walter Pfister, der Begründer des Vereins Arge Erneuerbare Energie Vorarlberg.

„Ein Umdenken erreichen“
„Unser Ziel war, die Mitbürger durch Aktionen, Vorträge, Informationsblätter und Diskussionsabende über diese Themen zu informieren und in weiterer Folge ein Umdenken bzw. eine veränderte Lebensweise zu erreichen. Dabei sind wir nicht immer auf ungeteilte Gegenliebe gestoßen. In Kürze waren wir ,die grünen Spinner‘ oder nur ,die Grünen‘. Dies hat uns aber nicht mutlos gemacht, sondern eher noch in der Rolle der ,Alternativen‘ motiviert.“

Erfolgsmodell Solarbau
„Zu einem ganz großen, aber unerwarteten Erfolg bei unseren Bemühungen wurde 1990 das Thema ,Solaranlagen im Selbstbau‘. Auf Einladung stellte ein Mitglied des steirischen Vereins ARGE Erneuerbare Energie auch bei uns in Thüringen den Solaranlagenselbstbau vor. Noch am gleichen Abend entschieden sich im überfüllten Vortragssaal in Thüringen 36 Personen auf Anhieb, in einer Selbstbaugruppe mitzumachen und für sich eine Solaranlage zu errichten“, berichtet Pfister voller Stolz. „Als Veranstalter fühlten wir uns damals verpflichtet, die Gruppe zu leiten und die Verantwortung zu übernehmen, damit dieses Projekt auch wirklich umgesetzt wird. Uns war damals nicht klar, welche Lawine wir dadurch in Gang setzen würden. Schließlich blieb der Solaranlagenselbstbau an mir hängen und wurde zu einem Erfolgsmodell mit Nachahmungseffekt durch das professionelle Gewerbe.“ Das Ziel für Walter Pfister war und ist heute noch: „Jedes Objekt soll mit einer thermischen Solaranlage ausgestattet sein, soweit Nutzung möglich ist – auch wenn notwendig gesetzlich verankert! Die Nutzung der erneuerbaren Energie ist generell sinnvoll, universell, Ressourcen schonend und fördert den Weltfrieden. Sie ist im Grunde alternativlos.“

Bewusstseinsänderung
„Der Großteil der Menschen hat unsere Ideen goutiert, und gerade beim Thema Sonnenenergie ist der Erfolg auch augenscheinlich“, freut sich Pfister. „Gerade weil viele sich mit den positiven Effekten der Nutzung der Sonnenenergie – auch wenn es manchmal nur monetäre Gründe waren – identifizieren konnten, gelang eine weite Verbreitung und eine Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung im Umgang mit Energie generell. Die Menschen schätzten unsere ehrenamtliche Arbeit auch dahingehend, dass wir firmenunabhängig und neutral Information und Beratung leisteten. Andererseits musste ich auch mehrmals grundlose Anfeindungen hinnehmen. Und zwar von einigen Firmen, die damals entweder selbst Sonnenkollektoren in Vorarlberg verkauften oder von Installateuren, die mich als Förderer von ,Schwarzarbeit‘ bezichtigten bzw. mich verdächtigten, ,Schwarzgeld‘ zu verdienen. Doch das ist längst vorbei. Der Markt mit Sonnenenergie floriert und der Erfolg findet seine Fortsetzung in der Verbreitung der Photovoltaik und mit dem, Bauen mit der Sonne’.“

Wichtig: Weiterentwicklung
„Das Thema Sonnenenergie muss weiterhin aktuell gehalten werden“, betont Pfister. „Dazu können alle Schultypen, die Fachhochschulen und Universitäten ihren jeweiligen Beitrag leisten. Die Gemeinden, Länder und der Bund müssen als Bauträger Vorbild sein und auch über entsprechende gesetzliche Maßnahmen die Rahmenbedingungen vorgeben. Das gleiche gilt natürlich auch EU-weit. Ebenfalls erwarte ich mir von den Energieerzeugern und -verteilern, diversen einschlägigen Instituten wie dem Energieinstitut Vorarlberg, vom professionell ausführenden Gewerbe und von Architekten, dass sie der Nutzung von Solarenergie in allen Bereichen höchsten Stellenwert einräumen.“

Verlässliche Politik nötig
„Es sind in den letzten 25 Jahren regional und national die gesetzlichen Rahmenbedingungen was die Nutzung von erneuerbaren Energien betrifft erheblich verbessert worden. Leider, dies trifft derzeit besonders auf den Bereich Photovoltaik zu, agiert die Politik sprunghaft und oft nicht kalkulierbar. Das ist kontraproduktiv. Hier sind mehr Courage und der Blick in die Zukunft notwendig“, fordert Walter Pfister und betont abschließend: „Vorarlberg, Österreich, die gesamte EU müssen ihre festgelegten Ziele auch wirklich umsetzen, damit sie glaubwürdig bleiben und gleichzeitig die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern.“

Statement: Die Nutzung erneuerbarer Energie ist sinnvoll, sicher, sauber, alternativlos und fördert den Weltfrieden. WALTER PFISTER

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