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Grenzgänger büßen für hohen Franken-Kurs

Viele Grenzgänger verrichten ihre Arbeit in der Schweiz oder Liechtenstein, verdienen aber Euro.
Viele Grenzgänger verrichten ihre Arbeit in der Schweiz oder Liechtenstein, verdienen aber Euro. ©AP
Gewerkschaften in der Bodenseeregion sehen länderübergreifende Probleme.
Schweiz setzt Milliarden gegen Franken-Aufwertung ein
Frankenstärke macht Schweizer Tourismus zu schaffen

Die Liechtensteiner, die österreichischen und die Schweizer Gewerkschafter sind sich einig, dass der starke Franken sich nicht nur auf den Export negativ auswirkt, sondern auch auf die Lohnentwicklung. Das wurde gestern bei einer Pressekonferenz des Interregionalen Gewerkschaftsrats (IGR) Bodensee deutlich.

„Klare Diskriminierung“

„Einige Arbeitgeber wollen die Situation ausnützen und Grenzgängern die Löhne in Euro, und das oft zu Fantasiekursen, auszahlen“, stellt IGR-Präsident Sigi Langenbahn vom Liechtensteinischen Arbeitnehmerverband fest. Für ihn eine klare Diskriminierung, die nicht hinzunehmen sei.

Der Bauboom im Fürstentum, hervorgerufen durch den freien Personenverkehr, hat laut Langenbahn auch seine Nachteile: Firmen vergeben vermehrt Aufträge an Subunternehmen, die liechtensteinische Mindestlöhne mit Scheinselbstständigen oder mit gefälschten Arbeitsverträgen aushebeln. Ein Grund, gemeinsam dubiose Agenturen zu kontrollieren.

„Der Staat ist gefordert“

Vitus Locher vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund befürchtet große volkswirtschaftliche Probleme durch den harten Franken. „Der freie Markt kann die Nachteile nicht mehr regeln, der Staat ist gefordert.“ Um Export und Tourismus anzukurbeln, fordert der Gewerkschafter, den Wechselkurs von derzeit 1,20 Franken für einen Euro auf 1,40 anzuheben. Ebenso wie sein Kollege aus Liechtenstein prangert Locher die Praxis in der Baubranche an, Aufträge an Subunternehmer abzugeben. Die Betrogenen seien die Arbeitnehmer. Ihm sind Fälle bekannt, wo statt von in der Schweiz üblichen 22 oder 23 Franken Stundenlohn am Bau fünf bis sieben Euro gezahlt werden.

4000 Franken Mindestlohn

Nicht hinnehmen will Locher, dass 400.000 Vollzeit-Beschäftigte in der Schweiz von der Sozialhilfe abhängig sind. Er fordert deshalb einen Mindestlohn von 4000 Franken.

Lohndumping ist auch für Gottfried Christmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund ein Ärgernis. Gründe sind der Abbau der regulären Arbeitsverhältnisse, verbunden mit der Zunahme von Minijobs, Werkverträgen und Leiharbeit.

Steuern zu hoch

Vorarlbergs oberster Gewerkschafter, Norbert Loacker, ist überzeugt, dass die gesunkenen Realeinkommen in Österreich auf „dramatisch hohe Steuern“ zurückzuführen sind. „Es kann nicht sein, dass bei einer Lohnerhöhung von 80 Euro die Hälfte der Staat kassiert.“ Er verlangt deshalb eine sofortige Senkung der Lohnsteuer für mittlere und untere Einkommen.

(VN-ha)

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