Götzis (PDF) „Ja, klar, katholisch, bin ich oder bin ich nicht mehr.“ Diese oder ähnliche Antworten fallen hie und da in Gesprächen. Wird etwas genauer nachgefragt, dann wird das Gespräch meist schon etwas wortkarger. Und das hat dann meist nichts mit Andacht zu tun, sondern schlichtweg mit einem akuten Erklärungsnotstand. Und an diesem Punkt setzt das Herbstsymposion der Katholischen Kirche Vorarlberg an – bei der religiösen Sprachlosigkeit in allen ihren Dimensionen.
Da ist zum einen sicher die Sprache der Kirche. Zu alt, zu verstaubt, zu abgehoben sei sie für den/die heutige/n Verbraucher/in. Da ist zum anderen die öffentliche Diskussion über die Kirche und da ist natürlich auch der interreligiöse Dialog. Ganz aktuell sind hier die Kontakte zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen, die durch die weltweiten Fluchtbewegungen noch zusätzlich angeschoben wurden. Und gerade hier zeigt sich die religiöse Sprachlosigkeit ganz eklatant.
Wir geben keine Auskunft!
„Ich habe den Eindruck, wir können zu wenig Auskunft geben, was das Christsein ausmacht. Das ist das Hauptproblem“ bringt es der Priester, Mediziner und Pharmazeut Matthias Beck auf den Punkt, der heuer das Herbstsymposion eröffnen wird. „Wir können keine Auskunft über die Grundfragen des Christentums geben oder darüber, wie unsere Werte entstanden sind“, erklärt Beck weiter. Das wird spätestens dann zum Problem, wenn Menschen anderer Religionen und Kulturen sich in unserer Kultur zurechtfinden sollen.
Angst, Floskeln und leere Worthülsen
Aber auch in der Diskussion um Globalisierung und Säkularisierung sieht Beck die Sprachlosigkeit der Kirche zum Teil als eine Folge der lückenhaften Wissensvermittlung über den eigenen Glauben. Die Herausforderung liege heute oft darin, in wenigen und dazu noch verständlichen Sätzen, die Grundelemente des Glaubens zu erklären. Wer da auf „schwachen Füßen“ stehe, sieht sich einer beinah unlösbaren Aufgabe gegenüber, die zwangsläufig zu Missverstehen führen muss.
Das Resultat sind dann oft die Angst vor allem Fremden, eine Flucht in Sprachfloskeln und schließlich die religiöse Sprachlosigkeit.
Und das Gegenmittel?
Was aber kann das Gegenmittel dafür sein? Damit beschäftigen sich beim Herbstsymposion vor allem die Professorinnen Helga Kohler-Spiegel und Ursula Rapp. Kohler-Spiegel zeigt dabei beispielsweise auf, dass eine religiöse Sprache bzw. das Sprechen über Religion nicht kompliziert sein dürfe. Genauso wenig darf die Sprache der Religion aber – mit den besten Absichten der Vereinfachung – in die Falle der Banalität tappen. Ursula Rapp schließlich spürt den bereits in der Bibel erwähnten Versuchen nach, über das Unaussprechliche zu sprechen. Denn bereits in biblischen Zeiten gehörten Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten zum Alltag der Menschen.
Das Herbstsymposion
Beim Herbstsymposion wird jedes Jahr ein aktuelles Thema aus Theologie und Seelsorge aufgegriffen. Für die Mitarbeiter/innen der Katholische Kirche Vorarlberg wird mit dem Herbstsymposion jeweils das neue Arbeitsjahr eröffnet. Nach dem Verhältnis von Christentum und Islam (2015) und dem „neuen Mut“, den Papst Franziskus einfordert (2016), steht heuer die religiöse Sprachlosigkeit im Zentrum der Auseinandersetzung.
Eingeladen zum Herbstsymposion sind – neben Priestern, Pastoralassistent/innen, Religionslehrer/innen, Diakonen sowie den haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen – auch alle am Thema Interessierten.
Termin und Referent/innen
„kirchisch-deutsch/deutsch-kirchisch – Wege aus der religiösen Sprachlosigkeit“
4. und 5. September
Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast in Götzis
Ao. Univ. Prof. DDr. Matthias Beck, Universität Wien
„Eine neue Sprache finden – Das Christentum neu vermitteln.“
Montag, 4. September, 10.00 Uhr
Prof. Dr. Helga Kohler Spiegel, PH Vorarlberg
„Nicht kompliziert und nicht banal. Vielmehr: klar. Über Religion und Glauben reden.“
Montag, 4. September, 14.00 Uhr
Prof. Dr. Ursula Rapp, KPH-Edith Stein, Salzburg
„Vom Unaussprechlichen sprechen. Sprachversuche in der Bibel und ihrer Didaktik.“
Dienstag, 5. September, 9.15 Uhr
Diskussion
Dienstag, 5. September, 10.15 Uhr
_ Ursula Rapp (KPH – Edith Stein, Salzburg)
_ Hans-Joachim Gögl (Tage der Utopie, Festival Zwischentöne)
_ Doris Gilgenreiner (Institut für religionspädagogische Bildung)
_ Augustin Jagg (Theater Kosmos)
_ Cornelia Matt (Leiterin Kaplan-Bonetti-Hilfswerke)
Das Herbstsymposion der Katholischen Kirche Vorarlberg wird gemeinsam mit der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Edith Stein/Feldkirch und dem Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast veranstaltet.
Quelle: Katholische Kirche Vorarlberg/Fehle
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