GÖTZIS. (sch) Ein Scheinwerfer fixiert beim Saaleingang eine junge Frau, die geistesabwesend giftiges Zeug in den Mund steckt und nach ein paar Sätzen, nun auf der Bühne, zusammenbricht. Suizid? Die junge Frau heißt Veronika, ist 24,. lebensmüde und erwacht in der Psychiatrie. Ein väterlich wirkender Arzt, Dr. Igor, erklärt Veronika unverblümt, dass sie schwer herzkrank sei und nur mehr wenige Tage zu leben habe. Sie weiß nicht, dass sie Dr. Igor angelogen hat; mit dieser eigenartigen Methode wollte er „ im Angesicht ihres nahen Todes“ erst recht ihre schlummernden Lebensgeister anfachen und sie von neuerlichen Suizidgedanken abbringen. Das Sujet dieser wohl abstrusen Arztgeschichte stammt vom berühmten und vielgelesenen brasilianischen Autor Paulo Coelho (geb. 1947) und seinem Roman „Veronika beschließt zu sterben“. Der Plan des Arztes gelingt wirklich, dazu braucht es aber einen Deus ex machina in Gestalt des von Krämpfen geschüttelten (!) Psychiatriepatienten namens Eduard. Seltsamerweise verlieben sich Veronika und Eduard, obwohl sie sich kaum angeschaut haben … No na, ab jetzt will die (aufgeklärte) „geheilte“ Veronika natürlich leben und nicht mehr sterben.
Schwaches Stück
Die Theaterfassung des Coelho-Opus von Hakon Hirzenberger wurde ein schwaches Stück, denn der Herr Doktor benimmt sich wie ein genial-innovativer Mediziner, obwohl sein riskanter Plan mit Veronika lächerlich ist und höchstens in ein „Arztromanheft“ hineinpasst.
Und was sich in der Klinik tummelt (zwischen verrückt und „nur“ krank), hat man bei ähnlichem Genre auf der Kulturbühne schon viel prägnanter gesehen. Veronika, die Hauptdarstellerin, hatte durch Jenny-Joy Kreindl einige starke Momente, konnte aber als extrem farblos Liebende nicht überzeugen, desgleichen Michael F. Stoerzer als „liebender“ Eduard.
Werner Haindl als Dr. Igor wirkte als weißhaariger Medicus überzeugend, eine Prise Ironie hätte dem selbstherrlichen „Gott in Weiß“ mit seiner sonderbaren Therapie aber gut getan. Regisseur Peter Bernhardt kümmerte sich um die übrigen Patienten-Typen in der Klinik (Bühnenbild: Monika Maria Cleres) eher ohne Feinschliff. Die Coelho-Fans konnten bei diesem „Applaus“- Gastspiel enttäuscht sein.
Foto: Veranstalter/Kulturbühne
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