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Gewaltiger Schlag gegen Kinderpornos geglückt: 14 Vorarlberger verhaftet

Operation "Carole": 14 Personen in Vorarlberg ausgeforscht.
Operation "Carole": 14 Personen in Vorarlberg ausgeforscht. ©APA
Bregenz - Operation "Carole": 272 Verdächtige wurden in ganz Österreich ausgeforscht, 14 davon kommen aus Vorarlberg. Chefinspektor Gremel vom Bundeskriminalamt gibt an, dass alle davon männlich sind und aus allen Berufssparten kommen. Geistliche seien jedoch nicht darunter.
Chronologie der Ermittlungen
PK in Wien
Bilder von der Konferenz

Den österreichischen Polizeibehörden ist mit der internationalen Operation “Carole” der bis dato größte Schlag gegen Kinderpornografie gelungen. An der Operation “Carole” waren – ausgehend von Luxemburg – 141 Länder auf allen Kontinenten beteiligt.In Österreich wurden 272 Personen ausgeforscht, gab Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt. Dabei handelt es sich bei nahezu allen Verdächtigen um Konsumenten, allerdings wurden im Zuge der Operation auch zwei Fälle von massivem Kindesmissbrauch geklärt.

Kinderpornografie über Websiten verbreitet

Laut Chefinspektor Harald Gremel vom Bundeskriminalamt (BK), das unter seiner Leitung die Ermittlungen in Österreich koordinierte, war der Ausgangspunkt der rund ein Jahr laufenden Untersuchung der Betreiber eines Root-Servers in Luxemburg. Dieser stellte fest, dass über zwei seiner Homepages weltweit große Mengen von kinderpornografischem Material verbreitet wurden, und verständigte die Behörden in seinem Land.

Die beiden Kinderporno-Ermittler Luxemburgs, die für diese Operation namensgebende “Carole” sowie “Charly” – nach ihm war eine erst im vergangenen Dezember bekanntgewordene Operation benannt geworden -, machten sich an die Arbeit. Sie beschlagnahmten die Logfiles der betreffenden Seiten und leiteten sie an die Polizeibehörden aller involvierten Staaten weiter.

Alle Verdächtigen sind männlich

In Österreich übernahm das Bundeskriminalamt die Logfiles und forschte 272 Verdächtige in allen Bundesländern aus. Die Hausdurchsuchungen übernahmen die Landeskriminalämter und stellten Material, teilweise im Terabyte-Bereich, sicher.

Die mit Abstand meisten Verdächtigen lebten in Wien mit 68, gefolgt von der Steiermark mit 44, Niederösterreich mit 40, Oberösterreich mit 35, Kärnten mit 25, Salzburg mit 20, Vorarlberg und Tirol mit jeweils 14 sowie dem Burgenland mit zwölf. Gremel zufolge kamen die Ausgeforschten aus nahezu allen Berufssparten, auch Lehrer und Kindergärtner waren darunter. Alle 272 Verdächtige sind männlich. Geistliche von Religionsgemeinschaften waren nicht betroffen.

Zwei Missbrauchfälle aufgekärt

Im Zuge der Operation “Carole” klärte die österreichische Polizei bisher zwei Fälle von Kindesmissbrauch auf. In einem Fall hat ein 61-jähriger Salzburger die Tochter seiner Lebensgefährtin sowohl zu Hause als auch an gemeinsamen Urlaubsdestinationen wiederholt schwerst missbraucht. In einem zweiten Fall hat ein Wiener seine drei Taufkinder missbraucht. Er hat bereits gestanden, Gremel zufolge laufen die Untersuchungen noch.

Mikl-Leitner: Null Toleranz für Täter

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bezeichnete Kindesmissbrauch und Kinderpornografie als “die widerwärtigste Art der Kriminalität”. Es treffe vor allen “die Schwächsten in unserer Gesellschaft”, die “schwerste Traumatisierungen” davontragen würden. Das Denken an solche Bilder “löst für mich als Politikerin, vor allem aber als Mutter, Horror aus”, so die Ressortchefin. Es müsse “Null Toleranz für die Täter” geben.

Es sei wichtig, so früh wie möglich, alle Bezugspersonen zu sensibilisieren. Das Internet sei ein “Tummelplatz für Pädophile”, die sich in passwortgeschützten und verschlüsselten Bereichen sicher fühlen würden. Die Täter müssten so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden, forderte Mikl-Leitner. Dass sie aus allen Bereichen kommen, zeige auch ein Blick auf die Altersstruktur der 272 Ausgeforschten der “Operation Carole” in Österreich: Die Verdächtigen sind zwischen 17 und 70 Jahre alt.

Kinderpornografie als Sucht

Ewald Ebner, Leiter des Büros für allgemeine Kriminalität im Bundeskriminalamt, betonte, dass für manche Verdächtigen der Konsum am Beginn des Einstiegs in die Szene steht und dass sie früher oder später zu Verteilern oder gar Produzenten werden können. Er stellte auch klar, dass man nicht zufällig zum Kinderpornokonsumenten wird: “Auf solche Bilder stößt man nicht, die muss man schon suchen.”

Bei manchem Pädophilen kann der Konsum zur regelrechten Sucht führen. Bei einer Hausdurchsuchung lebte ein Verdächtiger in einer sogenannten Messie-Wohnung. Er hatte hunderttausende Missbrauchsfotos gespeichert und war den ganzen Tag damit beschäftigt, diese zu kategorisieren und zu ordnen. Soziale Kontakte hatte der Mann nicht mehr, berichtete Ebner.

Hardcore-Foren im Internet

An der Spitze der Vertriebsebene stehen sogenannte Hardcore-Foren: Hier müssen Interessenten schon selbst Fotos beibringen, um eingelassen zu werden. “Das heißt, sie müssen schon selbst missbraucht haben”, erläuterte der BK-Büroleiter. “Kinder sind für sie nur mehr Objekte der Lust und nichts anderes.” Die Täter würden sich in solchen Foren für sicher halten.

Mehr Fälle von “Grooming”

Ebner warnte auch vor sogenannten Groomern, also Pädophile, die sich in Social Networks oder Chatrooms an ihre Opfer heranmachen. Eine Variante ist, sich als Gleichaltriger auszugeben und so an ein Treffen zu gelangen. Die andere Variante ist, ganz offen als väterlicher Freund aufzutreten und sich so das Vertrauen des Opfers zu erschleichen. Die Minderjährigen werden überredet, Nacktfotos von sich zu verschicken, und dann damit unter Druck gesetzt, dass sie sich mit dem Täter treffen. Die Meldestelle “Kinderpornographie und Kindersextourismus” verzeichne immer mehr Fälle von “Grooming”, so Ebner.

Eltern müssten ihren Kindern klarmachen, dass sie sich nur in Begleitung eines Freundes mit einer Internetbekanntschaft treffen sollten. Auch sollten sie dem Getroffenen sofort mitteilen, dass ihre Eltern von dem Treffen wissen, empfahl der BK-Experte. Nicht zuletzt sollten sich Eltern nach dem Motto “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” hin und wieder den Verlauf ansehen, nachdem ihre Kinder am Computer agiert haben.

Ebner wies im übrigen darauf hin, dass die Meldestelle auch Touristen zur Verfügung steht, die Fälle von Kindesmissbrauch im Urlaub wahrgenommen haben.

(APA)

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