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Gewalt in der Erziehung immer noch weit verbreitet

©VOL.AT/Hofmeister
Bregenz  - In sechs von zehn Familien wenden die Eltern immer noch Arten von Gewalt zur Erziehung an. Steigende Opferzahlen seien jedoch vor allem ein Hinweis, dass die Dunkelziffer zurückgedrängt wird. Für 2014 erwartet der Kinder- und Jugendanwalt mehr Kooperation - und kritisiert die Sozialraumorientierung.
Michael Rauchs Fazit 2013

Seit 25 Jahren ist in Österreich Gewalt in der Erziehung verboten, ebenso lang ist die Kinderrechtekonvention bei uns gültig. Dennoch ist Gewalt in der Erziehung immer noch alltäglich. 60 Prozent der Eltern setzen laut Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch Gewalt als Erziehungsmittel ein. Dies reicht von Demütigungen bis hin zur “gesunden” Ohrfeige und Prügelstrafen. “Die Anstrengungen zur Bewusstseinsbildung und Prävention müssen deutlich verstärkt werden”, es fehle bisher an einer Gesamtstrategie. Hinzu kommt, dass die Stelle für Prävention seit Monaten unbesetzt ist, hier drängt Rauch einen Nachfolger zu finden.

Kinderarmut stärker bekämpfen

Die Information der Kinder steht auch weiterhin im Mittelpunkt. 2013 wurden 2.000 Schüler der achten Schulstufen über die Kija und Kinderrechte aufgeklärt, 1.500 Volksschüler besuchten das Musiktheaterstück “Kinder haben Rechte”. Auch sonst sieht der Kinder- und Jugendanwalt Verbesserungsbedarf. Kinderarmut müsse stärker bekämpft werden, die empfohlenen Maßnahmen reichen von einem Familienzuschuss auch für Kinder anderer Staatsbürgerschaften über einer Altersstaffelung der Mindestsicherung bis hin zu einem Antragsrecht der Mindestsicherung für mündige Minderjährige.

Sozialraumorientierung als Sparprogramm

Kritik gibt es jedoch auch an der bisherigen Diskussion zur geplanten Sozialraumorientierung in Vorarlberg. Das als Vorzeigebeispiel präsentierte Grazer Modell stellt sich für Rauch vor allem als Einsparungsmodell dar, das die Bedürfnisse der Kinder einer budgetären Planungssicherheit opfert. “Wenn man sparen will, muss man das auch so benennen”, statt sie durch die Hintertür einzuführen. In Graz zeige sich, dass die damit verbunden Globalbudgets zu drastischen Leistungskürzungen der Organisationen führen.

Bedürfnisse der Kinder beachten

Die Kinder- und Jugendhilfe habe nicht zuletzt durch die kürzlich beschlossenen Gesetze und Maßnahmen eine gute Strategie, ist Rauch überzeugt. Da nun ein neues Konzept ohne die Einbeziehung der Betroffenen zu entwickeln, sei ein riskantes Experiment. So sind ihm derzeit weder die angedachte Strategie noch deren Ziele bekannt. “Wir können nur wenig bis gar nichts von Graz lernen außer Kosten zu sparen”, ist Rauch überzeugt.

Mehr Kooperation für 2014

Derzeit verlasse man außerdem den bewährten Weg der Kooperation zwischen Land und Trägern zugunsten eines autoritäreren Kurs des Landes. Auch gebe es unterschiedliche Erwartungen zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderhilfe, was der jeweils andere zu leisten habe und könne. Zwar gebe es gemeinsame Plattformen, doch sind diese derzeit auf dem Abstellgleis. Rauch hofft, diese Kooperationen im Jahr 2014 wiederbeleben zu können.

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