Lustenau. Über 250 Besucher zeigten reges Interesse an den 16. Aktionstagen, organisiert von der Offenen Jugendarbeit Lustenau in Kooperation mit dem Bregenzer Jugendtreff Westend. Das Thema der abwechslungsreichen Tage lautete: „Nie wieder Faschismus!“ Gestartet wurde am Donnerstagabend mit einem fesselnden Bericht von Zeitzeugin Christa Rose, deren Appell an die Zuhörer des Abends: Niemals Menschen ausgrenzen und bei gesellschaftlichen Herausforderungen nicht nach Sündenböcken suchen. Referenten der young caritas, Philipp Lehar, Dozent an der Uni Innsbruck, Oliver Heinzle vom Archiv Lustenau, sowie Tobias Reinhard für das Jüdische Museum Hohenems, brachten sich mit ihrem Wissen ein und überzeugten die Jugendlichen Besucher mit aussagekräftigen Fakten.
Keine Chance für Ausgrenzung und Diskriminierung
Im Jugendtreff Oase beteiligten sich 10 bis 14jährige an einem Workshop zum Thema Anti-Rassismus. Auf spielerische Art versuchten die Referentinnen der young caritas, die Kinder auf das äußerst brisante Thema zu sensibilisieren. Auch im Mädchencafé stießen die Workshops auf reges Interesse, man arbeitete mit Feuereifer an einer Collage. Philipp Lehar, Dozent an der Universität Innsbruck gab zudem in der Culture Factory einen professionellen Einblick in die Jugendarbeit, die zwischen 1930 und 1960 stattfand.
Gedenkstätten und Gedächtnisorte der NS-Zeit
Wie sollen die Jungen verstehen lernen, welches Leid mit der NS-Zeit einher ging und wie vielen auf brutale Weise das Leben genommen wurde, wenn nicht Gedenkstätten als ewige Mahnmale daran erinnern. Oliver Heinzle vom Archiv Lustenau nahm sich die Zeit und begleitete rund 30 Jugendliche am Samstagnachmittag durch die Marktgemeinde. Zu Fuß wurden prägnante Orte begangen und deren Bedeutung erläutert. Das Gebäude des heutigen Jugendtreffs Oase diente z.B. zur damaligen Zeit als NSDAP-Parteizentrale der Ortsgruppe Rheindorf.
Die Juden als Quelle aller Übel
Am Sonntagnachmittag trafen rund 20 Jugendliche mit ihren Betreuern im Jüdischen Museum Hohenems ein. Tobias Reinhard führte die Besucher durch die Räume, die neben der Dauerausstellung zur Geschichte der Juden auch die aktuelle Ausstellung „Sag Schibbolet“ beherbergen. Fast spürt man in diesen Räumen der ehemaligen Rosenthal-Villa die Anwesenheit der Menschen, die einst dort lebten. Relikte vergangener Zeiten mahnen die Museumsbesucher zum Innehalten und Nachdenken.
Berlin Alexanderplatz
„Ich war 2 ½ Jahre alt, als Hitlers Truppen in Polen einfielen!“ – Christa Rose hatte sich als Zeitzeugin bereit erklärt, die Dinge aus ihrer Sicht zu erzählen. Auf dem Schulweg gehörte Fliegeralarm zur Tagesordnung und dem Führer musste auf dem Schulhof X-Mal gehuldigt werden. Zu Besuch bei der Oma in Berlin ging es zum Alexanderplatz: Hitler schauen. Durch ihr „arisches“ Aussehen, sah sich Hitler veranlasst, das kleine Mädchen mit den langen blonden Zöpfen und blauen Augen auf den Arm zu nehmen. Wieder zu Hause wurde Christa trotzdem samt Mutter, kleinem Bruder und vielen anderen in einen Viehwagon getrieben, es ging nach Auschwitz Birkenau. Getrennt von der Mutter waren die Kinder dann den bestialischen Versuchen des Dr. Mengele hilflos ausgeliefert. Ständige Experimente mit Spritzen, die krank machten. Es herrschte gebannte Stille in diesen Stunden des Zuhörens und Verstehen-Wollens – Christa Roses Geschichte traf Mitten ins Herz.
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