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Herzstück

Kompakter Wohnwürfel in Schwarz.
Kompakter Wohnwürfel in Schwarz. ©Darko Todorovic
Rankweil. Von innen nach außen, vom Herz zur Hülle, hat das Architekturbüro feld72 für ein Einfamilienhaus in Rankweil gedacht und auf das Zwiebelprinzip gesetzt. Zentrum des kompakten Baukörpers ist eine Familienbibliothek mit hoher Aufenthaltsqualität.
Leben & Wohnen in Rankweil

Das Briefing war knapp, aber klar. „Wir wollten ein kompaktes Haus, nicht zu groß, das als Familienraum funktionieren sollte und sich an unserer liebsten Beschäftigung, dem Lesen, orientiert.“, fasst Bauherrin Silvia W. zusammen. Richard Scheich, Mitgründer des Architekturbüros feld72 mit Sitz in Wien, nahm diesen Gedanken auf und entwickelte zusammen mit der Familie ein Haus, das er „am besten mit dem Zwiebelprinzip“ umschreiben kann.

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Corrected by Zoli ©Das Haus wirkt wie ein Monolith im locker verbauten Siedlungsumfeld. Foto: Darko Todorovic

Herzstück ist die Bibliothek der Familie. Sie bildet den zentralen Raum, eine Art Lesehöhle, die über zwei Etagen angeordnet und verbunden mit einem Treppenelement ins Obergeschoß führt. Von dort bekommt der Raum auch sein Licht und weitet sich aus in kleine, privatere Lesezonen, zum Schlafzimmer und den Kinderzimmern und einem Bad mit Ausblick zur Bergwelt rund um Rankweil.

Aufgang zu weiteren Lesezonen. Im Obergeschoß entwickeln sich um den Innenraum drei Kinderzimmer, das Elternschlafzimmer und ein Bad. Foto: Darko Todorovic
Aufgang zu weiteren Lesezonen. Im Obergeschoß entwickeln sich um den Innenraum drei Kinderzimmer, das Elternschlafzimmer und ein Bad. Foto: Darko Todorovic ©Zentraler Raum: die Familienbibliothek. Hinter der – nur fürs Foto geschlossenen – Tür befindet sich ein kleiner atelierartiger Raum zum Basteln, Spielen, Werken. Foto: Gregor Halbwedl

„Wenn wir zu Hause sind, wollen wir gemeinsam zu Hause sein. Als Familie mit drei kleinen Kindern halten wir uns im offenen Erdgeschoß auf. Wir kochen und essen gemeinsam, spielen, lesen und werken“, erzählt die Bauherrin und öffnet die Tür zu einer Art Werkstätte und Atelier. Auffällig ist die Kleinheit der einzelnen Zonen. Die Kinderzimmer wurden auf engstem Raum konzipiert, jedoch mit niedrigen, tiefen Fensterelementen erweitert, die den Baukörper auch von außen strukturieren. Diese Nischen laden zum Verweilen ein. „Hier kann man sich zurückziehen und hat trotzdem Bezug zu dem, was draußen geschieht.“

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lwklein ©Die Räume sind auf kleinstem Raum und extrem kompakt konzipiert und werden durch tiefe Fensterelemente erweitert. Foto: Darko Todorovic

Richard Scheich hat mit einem klaren Grundriss auf klare Vorstellungen reagiert. „Der Austausch mit der Bauherrschaft war ausgesprochen gut. Wir kannten uns aus Wien, kamen schnell ins Gespräch und haben mittlerweile zu einer Freundschaft gefunden. Der Rahmen wurde gut definiert, ebenso Prioritäten. Wir wollten einen stimmigen Raum für eine konkrete Familiensituation schaffen, jedoch flexibel genug, damit auch Entwicklung passieren kann.“ „Natürlich denken wir auch an spätere Nutzungen“, ergänzt Silvia W. „Im Alter werden wir uns vermutlich vor allem im Erdgeschoß aufhalten. Es sind alle Funktionen auf dieser Ebene, die wir brauchen. Uns war es wichtig, funktional unnötige Quadratmeter zu vermeiden.“

Architekt Richard Scheich ist Teil von feld72, einem Kollektiv, das sich im Spannungsfeld von Architektur, angewandtem Urbanismus und Kunst bewegt und hauptsächlich von Wien aus agiert. Foto: Darko Todorovic
Architekt Richard Scheich ist Teil von feld72, einem Kollektiv, das sich im Spannungsfeld von Architektur, angewandtem Urbanismus und Kunst bewegt und hauptsächlich von Wien aus agiert. Foto: Darko Todorovic ©Architekt Richard Scheich ist Teil von feld72, einem Kollektiv, das sich im Spannungsfeld von Architektur, angewandtem Urbanismus und Kunst bewegt und hauptsächlich von Wien aus agiert. Foto: Darko Todorovic

Prägnant ist vor allem die schwarze Fassade des Einfamilienhauses, das monolithisch wirkt und sich vom Baubestand rundherum deutlich abhebt. Gebaut wurde die Fassade mit einer speziellen Technologie: einem Aufbau mit Steinwolle als Dämmmaterial, carbonverstärktem Gewebe und einem groben Oberputz – alles Maßnahmen um die Brillanz des Farbtons zu erhalten, der aus rein ästhetischen Gründen gewählt wurde. Ein angegliederter Carport mit Abstellraum erweitert den Baukörper und wurde mit einer vertikalen Lattung aus Lärche verkleidet. Zwischen den beiden Bauelementen fand eine Terrasse ihren Platz. „Auf die alten Obstbäume haben wir besonders geschaut.

Zwischen Carport und Haus fand eine kleine Terrasse ihren Platz. Die seitliche Längslattung bieten leichten Sichtschutz und zudem einen direkten Zugang zum Garten. Foto: Darko Todorovic
Zwischen Carport und Haus fand eine kleine Terrasse ihren Platz. Die seitliche Längslattung bieten leichten Sichtschutz und zudem einen direkten Zugang zum Garten. Foto: Darko Todorovic ©Zwischen Carport und Haus fand eine kleine Terrasse ihren Platz. Die seitliche Längslattung bieten leichten Sichtschutz und zudem einen direkten Zugang zum Garten. Foto: Darko Todorovic

Die Platzierung des Hauses kommt aus der Familiengeschichte. Wir empfinden es als großes Glück, hier bauen zu können, haben uns nach langem Aufenthalt in Wien aber natürlich mit Verdichtung beschäftigt. Es ist Teil unserer Geschichte an diesem Ort, das wir nun dennoch so bauen. Unser Haus entstand unter dem Fokus der Wohnraumoptimierung und der Herstellung nicht großer, aber qualitätsvoller Räume.“

»“Wir wollten ein Haus, nicht zu groß, das sich an unserer liebsten Beschäftigung – dem Lesen – orientiert.” (Bauherr)«

Energetisch entschied man sich für eine hochgedämmte Gebäudehülle zur Minimierung von Energieverlusten. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt mittels Wärmepumpe mit Erdwärmenutzung in Form von Sonden. Ein ausgewogenes Maß an Fensterflächen wurde ebenso bedacht wie eine Verschattung der Flächen, um sommerliches Überhitzen einzuschränken. Die Lichtführung im Inneren konnte über ein schräg am Hausdach angebrachtes Oberlichtfenster optimiert werden.


Daten & Fakten

Objekt: Haus W., Rankweil
Architektur: feld72 Architekten ZT Gmbh, Wien,
Ingenieure/ Fachplaner: Statik: gaisberger zt gmbh, Dornbirn; Bauleitung: Haller + Partner, Rankweil; Haustechnik: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Elektro: Ludescher, Rankweil; Bauphysik: Mayer Holzbau, Götzis

Planung: 2010
Ausführung: 8/2011–7/2012
Grundstücksgröße: 899 m²
Wohnnutzfläche: 141 m²

Bauweise: Ziegel-Massivbauweise; Dämmung 20 cm Steinwolle und Putz auf carbonverstärktem Gewebe; Carport/Abstellraum in Holzbau; Verkleidung heimische Lärche; Flachdach begrünt; Heizung: Erdwärme; Fenster und Kobel-Fixverglasung Lärche; Böden: geölter Parkett in Aufenthaltsräumen, PU-Beschichtung im Bad

Besonderheiten: Grundriss entwickelt sich mit umlaufenden Raumsequenzen um einen zentralen, zweigeschoßigen Raum

Ausführung: Baumeister: Summer, Klaus; Zimmerer: Nesensohn, Rankweil; Fenster: Wilfried Eisele, Feldkirch; Innenausbau: Bachmann, Zwischenwasser; Heizung/ Lüftung: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Elektro: Ludescher, Rankweil, Fassade: Keklik, Bürs

Energiekennwert: 35 kWh/m² im Jahr (Heizwärmebedarf)


Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der Vorarlberger Nachrichten

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at

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