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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte (Teil 50)

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. ©Emir T. Uysal
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.   Raiffeisenstraße1967 benannt. Abzweigung von der Schubertstraße. Sackstraße. Privatstraße. Von 1960 bis 1967 hatte die Straße Strasserweg geheißen.
Raiffeisenstraße, Regina-Ulmann-Straße und Rembrandtweg

Friedrich Wilhelm Raiffeisen 1818-1888
Raiffeisen gilt als der Begründer der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften. Sie sorgten anfangs hauptsächlich für den Einkauf von Düngemitteln, Saatgut, Maschinen und Geräten und für den Absatz des von den Genossenschaften geernteten Getreides. Heute sind sie in fast allen Wirtschaftsbereichen tätig. Die geistige Entwicklung des jungen Raiffeisen läuft parallel mit dem “Aufbruch”, der vom Wartburgfest 1817 bis in das Jahr 1848 führt. Raiffeisen fand eine vorzügliche Erziehung beim Militär in Köln und Koblenz. Ein schweres Augenleiden zerstört Träume und Pläne für das Leben. Neue Aufgaben und neue Bewährung verspricht der Dienst in der Gemeindeverwaltung. Als frischgebackener Amtsbürgermeister in Weyerbusch muss er sehr bald eine schwere Hungersnot bekämpfen. Über die Entwicklungsstufen erster Hilfe im Sinn der Nächstenliebe findet Raiffeisen das Modell der gemeinschaftlichen gegenseitigen Selbsthilfe in der modernen Genossenschaft. Durch seine Person und durch sein Werk ist der Name “Raiffeisen” zu einem Begriff geworden.
 

Regina Ullmann-Straße
1984 benannt. Verbindung von der Radetzkystraße zur Erlachstraße.

Regina Ullmann 1884-1961
Die bekannte Lyrikerin und Erzählerin Regina Ullmann wurde als zweite Tochter des jüdischen Kaufmannes und Stickerei-Fabrikanten Richard Ullmann, Sohn des Hohenemser Arztes Dr. Ludwig Ullmann, und der Fabrikantentochter Hedwig Neuburger aus Ulm am 14. Dezember 1884 in Sankt Gallen geboren. Ihr Vater hatte in der Schweiz keine Heimatberechtigung erworben, so blieb die Familie österreichisch, mit Heimatrecht in Hohenems.
Der frühe Tod des Vaters (1889) brachte die Hinterbliebenen in finanzielle Schwierigkeiten. Regina entwickelte sich zu einem stark auf die Mutter konzentrierten, hochsensiblen und zugleich schwerfälligen Kind mit Sprach- und Schreibschwierigkeiten. In einem Sankt Galler Privatinstitut für gehemmte Kinder gab es für Regina, damals Regeli gerufen, ihr zentrales Kindheitserlebnis: Die Lehrerin hatte der Klasse für das beste Diktat einen goldenen Griffel versprochen, worauf das sonst so leistungsschwache Regeli die beste Arbeit ablieferte. In der stark autobiographischen Erzählung “Goldener Griffel” verarbeitete sie viele Jahre später dieses Ereignis. Nach dem Abschluss der Primar- und dann der Sekundarschule schrieb sie bereits ihre ersten Gedichte. Im Jahr 1902 verkaufte Regina Ullmanns Mutter ihr Haus in Sankt Gallen und übersiedelte mit ihren beiden Töchtern nach München. Regina arbeitete zeitweilig an der Bayrischen Staatsbibliothek und besuchte Vortragskurse für Literatur und Kunstgeschichte. Rainer Maria Rilkes Gedichte hatten sie schon immer stark beeindruckt, und so sandte sie ihr 1907 entstandenes Erstlingswerk, den dramatischen Einakter “Die Feldpredigt”, an den Dichter. Im Antwortbrief schrieb Rilke: “Dass ich Ihnen doch so recht überzeugend sagen könnte, was Schönes Sie da gemacht haben.” Für ihr zweites Buch “Von der Erde des Lebens” (Dichtungen in Prosa, 1910) schrieb Rilke das Geleitwort. Er wurde nach der persönlichen Begegnung mit Regina Ullmann in München zu ihrem künstlerischen Berater und Förderer und führte sie in seinen Freundeskreis ein, zu dem auch ihre spätere Biographin Ellen Delp gehörte.

Rembrandtweg
1963 benannt. Abzweigung von der Radetzkystraße. Sackgasse. Privatweg.
 
Rembrandt Harmensz van Ryn 1606-1669
Dies ist der vollständige Name des holländischen Malers. Der Sohn eines Müllers nahm zunächst Unterricht bei zwei Malern, sein erstes datiertes Bild von 1627 zeigte jedoch bereits eigenen Stil. Er war längere Zeit in seiner Geburtsstadt Leiden selbständig tätig, übersiedelte 1632 nach Amsterdam, wo er gleich zahlreiche Bestellungen erhielt und ausführte. Seine außerordentliche Größe hat Rembrandt ohne besondere Vorbildung erreicht. Er war auch ein großer Sammler von Bildern und Kunstgegenständen und führte ein großes Haus. Mit dem Tod seiner Frau begannen finanzielle Schwierigkeiten, die schließlich zum Verlust seines gesamten Besitzes führten. Er lebte daraufhin bis zu seinem Ende in stiller Zurückgezogenheit in Amsterdam. Rembrandts Hauptmittel für malerische Wirkungen war das Hell-Dunkel, auch auf seinen Landschaftsbildern spielte die Beleuchtung die wichtigste Rolle. Auch die Kunst des Porträtierens verstand er hervorragend und meisterhaft, keiner vor ihm hatte vermocht, dem menschlichen Kopf ein so individuelles Gepräge zu geben. Sein eigenes Porträt schien ihn besonders zu faszinieren, es existieren gegen 60 Selbstbildnisse von etwa seinem 20. Lebensjahr an bis kurz vor seinem Tod. Wie seine Gemälde den Höhepunkt der holländischen Malerei bilden, bezeichnen ebenso seine Radierungen den Höhepunkt der Radierkunst in diesem Land.

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