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Gedenken an Freddie Mercury: "Lover Of Life, Singer Of Songs"

Freddie Mercury wäre heuer 70 Jahre alt geworden.
Freddie Mercury wäre heuer 70 Jahre alt geworden. ©Marco Arndt/AP/dapd
Freddie Mercury wollte zur Legende werden - und wurde es. Am 5. September wäre der Queen-Sänger 70 Jahre alt geworden.

Der mittellose Londoner Grafikstudent Farrokh Bulsara tönte Ende der 60er Jahre selbstbewusst: “Ich werde kein Star, ich werde eine Legende sein!” Sprachs, nannte sich fortan Freddie Mercury und behielt mit seiner Ansage schlussendlich recht, auch wenn ihn sein Ruhm und exaltierter Lebensstil frühzeitig das Leben kosteten.

Geboren wurde Mercury 1946 auf der ostafrikanischen Insel Sansibar. Seine Schulbildung erhielt der Sohn persischer Eltern im westindischen Panchgani in einem Knabeninternat, wo er Klavierspielen lernte und mit der Schulband The Hectics erste musikalische Gehversuche unternahm. 1964 musste die Familie aufgrund politischer Unruhen nach England fliehen – das Land Mercurys künstlerischer Träume.

Flucht nach England, Geburt von Queen

Während seiner Zeit als Kunststudent in London versuchte er sich als Sänger in kurzlebigen Bandprojekten, sein Hauptinteresse galt aber einer Gruppe namens Smile, mit deren Musikern Brian May und Roger Taylor er Freundschaft schloss. Mit letzterem teilte er nicht nur eine Zeit lang eine Wohnung, sondern betrieb auch einen Kleiderstand am Kensington Market. 1969 beendete Mercury sein Studium mit einem Diplom in Grafikdesign. Sein Herz hing aber schon längst an der Musik. Die Suche nach einer adäquaten Umsetzung seiner Visionen endete 1970, als sich Smile auflösten. Sofort übernahm er das Ruder und präsentierte als allererstes den Namen der Band: Queen.

Nach schleppendem Beginn gelang 1974 mit Mercurys Komposition “Killer Queen” der erste Durchbruch. Die markante Melodie fokussierte plötzlich die Aufmerksamkeit auf eine Band, die sich optisch wie künstlerisch in einem äußerst auffälligen Stil präsentierte. Nur ein Jahr später sprengte Mercurys “Bohemian Rhapsody” sämtliche Grenzen des Konventionellen, er schuf damit ein vielfach ausgezeichnetes Stück Rockgeschichte, das nach wie vor alle möglichen “Größte-Hits-aller-Zeiten”-Listen anführt.

Bewegtes Leben von Freddie Mercury

Mit seiner unverkennbaren, dreieinhalb Oktaven umspannenden Singstimme, seinem Gehabe in der Öffentlichkeit und seiner theatralischen Bühnenperformance kreierte er ein niemals ernst gemeintes Macho-Image von sich, das mit dem Privatmenschen Mercury, der oft als scheu und zurückhaltend charakterisiert wurde, so gar nichts gemein hatte. Und gerne hat man dabei vergessen: “Er war vor allem ein erstklassiger Musiker”, wie Roger Taylor nicht müde wird zu betonen. Allein für Queen schrieb Mercury rund 60 Songs.

Die Lebensliebe Mercurys war eine Frau: In den 70er Jahren lebte er jahrelang mit Mary Austin zusammen, bis er sich zu seiner Homosexualität bekannte und sich von ihr trennte. Sie blieben dennoch bis zum Schluss freundschaftlich eng verbunden, sie wurde nicht nur zur Haupterbin seines Vermögens, sondern weiß als einzige über den Verbleib seiner sterblichen Überreste Bescheid. Mitte der 80er Jahre folgte eine platonische Liaison mit der österreichischen Schauspielerin Barbara Valentin. Die letzten Jahre verbrachte Mercury mit dem irischen Friseur Jim Hutton an seiner Seite.

Letzte Tour 1986

Nachkommen hat er keine in die Welt gesetzt, er war aber unter anderem Taufpate bei Austins ältestem Sohn und dem Sohn des langjährigen Queen-Tonmeisters Reinhold Mack. Katzennarr Mercury liebte Möbel und Antiquitäten und kaufte diese immer wieder in großem Stile – am liebsten in Japan – ein, um damit sein mondänes Anwesen am Logan Place in Kensington zu bestücken.

Abseits von Queen nahm er Anfang der 80er-Jahre einige Titel mit Michael Jackson auf, sein Solowerk “Mr. Bad Guy” feierte 1985 nur bescheidene Erfolge. Für Aufsehen sorgte er mit dem Album “Barcelona”, das er mit der spanischen Operndiva Montserrat Caballe aufgenommen hatte – dem ersten Crossover dieser Art. Nach der letzten Queen-Tour 1986 betonte Mercury immer wieder, er sei zu alt, um in engen Outfits über die Bühne zu hopsen, wie er es auch sieben Mal zwischen 1978 und 1986 in der Wiener Stadthalle getan hat. In Wahrheit war es aber die Immunschwächekrankheit Aids, die weitere kräfteraubende Auftritte vereitelte. Trotz zunehmend schlechter werdendem Gesundheitszustand nahm Mercury noch zwei Queen-Alben auf; einige weitere Titel, die er im Jahr seines Todes noch eingesungen hatte, fanden sich auf dem posthumen Longplayer “Made In Heaven” (1995) wieder.

“Habe keine Ambitionen, 70 zu werden”

Am 23. November 1991 machte er via Presseaussendung seine Erkrankung publik, nur einen Tag später verschied er in seinem Luxusdomizil in London. Eine offizielle Begräbnisstätte gibt es nicht, Ziel vieler “Mercury-Pilger” ist eine überlebensgroße Statue am Ufer des Genfer Sees in Montreux, dessen von Brian May ersonnene Inschrift “Lover Of Life, Singer Of Songs” Mercurys Biografie auf den Punkt bringt.

“Es muss langweilig sein, 70 Jahre alt zu sein. Dort will ich gar nicht hin, da werde ich schon tot sein, ich habe keine Ambitionen, 70 zu werden”, sinnierte er in der Hochblüte seines Lebens – und wusste damals noch nicht, wie recht er damit behalten würde.

(APA)

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