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Geburtstagsfeier: Placebo ließen sich in der Wiener Stadthalle bejubeln

Placebo ließen sich von den Wiener Fans feiern.
Placebo ließen sich von den Wiener Fans feiern. ©APA/Sujet
20 Jahre, und noch kein bisschen leiser: Die britische Rockgruppe Placebo hat sich über die Jahre ihren Platz an der Sonne hart erarbeitet. Am Sonntagabend wurde Jubiläum in der Wiener Stadthalle gefeiert.

Vom Alternative-Rock-Ding der Stunde mit androgyner Note bis zur soliden Stadionband spielt man mittlerweile alle Stücke, wie der Wien-Gig am Sonntagabend unterstrich. Diese kleine Geburtstagsfeier in der Stadthalle zeigte große Wirkung.

Wobei Placebo es sich sogar leisten konnten, bei dieser Rundreise durch die eigene Karriere einen der größten Hits nur vom Band kommen zu lassen: Das Video zu “Every You Every Me” fungierte folglich als Anheizer und öffnete die Schleusen für mehr als zwei Stunden pointiert dargebotene Rockmusik. Der stampfende Rhythmus von “Pure Morning”, die bittersüße Melancholie von “Without You I’m Nothing” oder das Laut-Leise-Spiel von “I Know”: Gerade Songs aus der Frühphase wurden vom Publikum begierig aufgesogen.

Brian Molko und Co. liefern seit 20 Jahren Hits

“Es fühlt sich schon ein bisschen surreal an”, meinte Bassist Stefan Olsdal vor dem Auftritt. Mit Sänger Brian Molko bildet er den Kern, sozusagen das Herzstück dieser live bestens disponierten Hitmaschine, die nun seit zwei Jahrzehnten wie am Schnürchen läuft. Natürlich gab es zwischendurch auch Aussetzer, aber: “Der Überlebende in mir hat viele schlechte Erinnerungen ausgeblendet”, schmunzelte der Musiker. “Ich bin auch erwachsen genug um anzuerkennen, was diese 20 Jahre meinem Leben gebracht haben und wie glücklich ich mich schätzen darf, dass wir das immer noch machen können.”

Das gilt sozusagen für beide Seiten: Denn während nach sieben Studioalben und etlichen Singles durchaus die Gefahr der Wiederholung, des Einbruchs besteht, haben Olsdal und Molko offenbar immer noch genügend Feuer und Ideen. Aktuell wird aber Rückschau gehalten: Die Tour zum 20-jährigen Jubiläum des selbstbetitelten Debüts wird auch von der umfangreichen Best-of-Platte “A Place For Us To Dream” begleitet, die quasi keinen Fanfavoriten auslässt. Und live? Da spielte man druckvoll und mit sichtlicher Freude, wurde von vier höchst engagierten Musikern begleitet und setzte dank aufwendiger Licht- und Visualaufwertung etliche Akzente.

Placebo live in Wien: “Wir machen Spaß!”

Placebo zeigten sich auch gereift. Fast durchwegs mit amüsanten deutschen Ansagen (Molko: “Wir machen Spaß!”), ging es Schlag auf Schlag und wurde eine ungemein professionelle Show abgeliefert. Die Unberechenbarkeit früherer Tage ist einer positiven Routine gewichen. “Wir waren sehr jung, arrogant und selbstbewusst”, erinnerte sich Olsdal an die Anfänge. “Alles, was wir gemacht haben, war verdammt großartig. Das bringt das Draufgängertum der Jugend. Du hast einfach die Energie, alles niederzureißen und dir nicht über die Konsequenzen den Kopf zu zerbrechen. Mit 20 bist du unsterblich, geradezu übermenschlich.”

Vielleicht eine notwendige Einstellung, um diesen Punkt überhaupt zu erreichen: Wenn nämlich “Slave To The Wage”, “The Bitter End” oder “Nancy Boy” im spät gesetzten und dicht gedrängten Hitblock von der bestens besuchten Stadthalle lautstark mitgesungen und abgefeiert werden; “Psychologisch ist wohl etwas nicht in Ordnung mit uns, wenn wir das jeden Abend machen wollen”, lachte Olsdal. “Aber wir unterschätzen sicher nicht, wie viel Arbeit wir da reinstecken müssen.”

Von Abnützungserscheinungen aber keine Rede und darf man sich allen voran einen Brian Molko in solcher Höchstform nur immer wieder wünschen. Zurecht genoss er mehrfach den ausgiebigen Jubel, ließ den Blick ruhig im Scheinwerferlicht stehend über die Reihen wandern und gab es zwischen ihm und Olsdal sowieso ein blindes Verständnis. Wenn der Bassist davon spricht, sich ganz auf “das Hier und Jetzt” konzentrieren zu wollen, kann man nur attestieren: Aufgabe geglückt. Placebo feierten sich und Wien feierte mit. Und alle freuen sich auf den nächsten runden Geburtstag.

(APA)

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